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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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anzusehen. Sie bedachte Lady Sybil mit einem kurzen, spröden Lächeln. »Wir haben kein… kein… nichts Derartiges im Schloss.« Ihr fiel etwas ein. »Wir benutzen die heißen Quellen. Das ist viel hygienischer.«
    »Draußen im Wald?«
    »Oh, es ist nicht weit. Und ein Lauf im Schnee tut dem Körper gut.«
    »Ich glaube, ich lege mich jetzt ein wenig hin«, sagte Lady Sybil fest. »Herzlichen Dank.«
    Sie ging zu dem muffig riechenden Schlafzimmer und war auf damenhafte Weise wütend.
    Es gelang ihr einfach nicht, Serafine zu mögen, und das war entsetzlich, denn Lady Sybil mochte sogar Nobby Nobbs, und dazu brauchte man eine sehr gute Erziehung. Doch die Baronin kratzte wie eine grobe Feile an ihren Nerven. Sie erinnerte sich daran, dass sie Serafine schon in der Schule nicht gemocht hatte.
    Zu dem unerwünschten Gepäck, das man der jungen Sybil aufgebürdet hatte, um ihr den Weg durchs Leben zu erschweren, gehörte die Verpflichtung, zu anderen freundlich zu sein und nette Dinge zu sagen. Deshalb hielten die anderen Leute sie oft für dumm.
    Sie verabscheute die Art und Weise, in der Serafine über die Zwerge gesprochen hatte. Von »Untermenschen« war die Rede gewesen. Die meisten von ihnen lebten tatsächlich
unter Menschen,
also in ihrer Mitte oder in unterirdischen Höhlen. Wie dem auch sei: Sybil mochte Zwerge. Und Serafine sprach so von Trollen, als wären sie
Dinge.
Sybil war nicht vielen Trollen begegnet, aber offenbar verbrachten sie ihr Leben damit, ihre Kinder großzuziehen und zu arbeiten, so wie alle anderen.
    Und es kam noch schlimmer. Serafine ging davon aus, dass Sybil ihre Ansichten allein deshalb teilte, weil sie eine Lady war. Sybil Käsedick kannte sich in diesen Dingen nicht besonders gut aus, denn moralische Philosophie hatte kaum eine Rolle gespielt bei einem Lehrplan, der Blumenarrangements den Vorrang einräumte. Aber irgendetwas teilte ihr mit, dass bei beliebigen Debatten der
richtige
Standpunkt auf der gegenüberliegenden Seite von Serafine war.
    Sie hatte ihr all die vielen Briefe geschrieben, weil es sich so gehörte. Man schrieb alten Freunden Briefe, selbst wenn von Freundschaft kaum die Rede sein konnte.
    Sybil setzte sich aufs Bett und starrte an die Wand, bis das Geschrei begann, und
als
es begann, wusste sie, dass Sam lebte – nur Sam ließ die Leute so zornig werden.
    Sie hörte, wie der Schlüssel im Schloss klickte.
    Daraufhin rebellierte Sybil.
    Sie war dick und nett. Die Schule hatte ihr nicht sonderlich gefallen. Wenn man allein die Gesellschaft von Mädchen genießt, ist es nicht besonders vorteilhaft, dick und nett zu sein, denn die anderen neigen dazu, das mit »dumm« oder gar mit »dämlich« gleichzusetzen.
    Lady Sybil blickte aus dem Fenster. Das Schlafzimmer lag im zweiten Stock.
    Gitterstäbe steckten vor dem Fenster, aber sie sollten vor allem verhindern, dass etwas von draußen hereinkam. Von drinnen ließen sie sich leicht aus ihrer Einfassung lösen.
Und
es lagen zwar muffige, aber recht dicke Laken und Decken auf dem Bett. Einer durchschnittlichen Person hätte dies vielleicht nicht viel bedeutet, aber das Leben in einer strengen Schule für wohlerzogene Damen kann sehr lehrreich sein, wenn es um die Tricks des Ausbrechens geht.
    Fünf Minuten nach dem Klicken des Schlüssels steckte nur noch eine Stange im Fenster. Sie zitterte und knirschte im Gestein, was deutlich darauf hinwies, dass ein schweres Gewicht an den zusammengebundenen Laken hing.
     
    Fackeln brannten an den Schlossmauern. Die schauderhafte rote und schwarze Fahne wehte im Wind. Mumm blickte über den Rand der Brücke. Der Fluss strömte ziemlich weit unten und schäumte schon ein ganzes Stück vor dem Wasserfall. Hier gab es nur zwei Richtungen: nach vorn oder zurück.
    Er inspizierte seine Truppen. Leider dauerte das nicht sehr lange. Selbst ein Polizist konnte bis fünf zählen. Außerdem waren noch Gavin und seine Wölfe im Wald. Und nicht zu vergessen Gaspode, der Korporal Nobbs der Hundewelt, der sich ungebeten der Gruppe angeschlossen hatte.
    Was ließ sich sonst noch zu Mumms Gunsten anführen? Nun, der Feind benutzte keine Waffen. Doch dieser Vorteil verflüchtigte sich rasch, wenn man bedachte, dass ihm scharfe Krallen und spitze Zähne zur Verfügung standen.
    Mumm seufzte und wandte sich an Angua. »Es ist deine Familie«, sagte er. »Ich könnte es gut verstehen, wenn du dich zurückhältst.«
    »Wir werden sehen, Herr.«
    »Wie sollen wir ins Innere des Schlosses gelangen,

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