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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Schulter.
    »Nur eine kleine Demonstration«, sagte er.
    »Aber wenn du findest den Mann, der trat mich an empfindliche Stelle…«, grollte Detritus. »Ich mich freuen würde, ihm zu verpassen einen Satz warme Ohren. Ich weiß, wer es war. Er humpelt.«
     
    Lady Sybil trank den Wein mit großer Vorsicht. Er schmeckte nicht sehr angenehm. Im Moment empfand sie ziemlich viele Dinge als nicht sonderlich angenehm.
    Sie
war keine gute Köchin. Niemand hatte sie die Kochkunst gelehrt. An ihrer Schule hatte man immer angenommen, dass andere Leute das Kochen erledigten, und zwar für fünfzig Personen, die mindestens vier verschiedene Gabeln benutzten. Die Spezialitäten, die Sybil beherrschte, fanden auf sehr kleinen Tellern Platz und sahen vor allem interessant aus.
    Aber sie kochte für Sam, denn die Ehefrau in ihr hielt das für angebracht. Außerdem war er als Esser ihren kulinarischen Fähigkeiten bestens angepasst. Er
mochte
verbrannte Würstchen und Spiegeleier, die
Boing
machten, wenn man die Gabel hineinstach. Kaviar hätte er vermutlich nur gebraten verspeist. Ein solcher Mann ließ sich leicht ernähren, solange man genug Schmalz im Haus hatte.
    Doch
diese
Speisen schmeckten so, als seien sie von jemandem zubereitet worden, der noch nie zuvor gekocht hatte. Bei der Besichtigungstour hatte Sybil einen kurzen Blick in die Küche werfen können, und ihrer Meinung nach erwartete man einen solchen Raum in einem
kleinen
Haus. Die Speisekammern für das Wildbret hingegen boten geradezu verblüffend viel Platz. Nie zuvor hatte Sybil so viele tote Tiere gesehen.
    Sie zweifelte kaum daran, dass Rehfleisch nicht gekocht serviert werden sollte, zusammen mit knusprigen Kartoffeln. Wenn es sich überhaupt um Kartoffeln handelte. Selbst Sam, der die schwarzen Brocken mochte, die manchmal im Kartoffelbrei auftauchten, hätte sich zu einem Kommentar hinreißen lassen. Doch Sybil wusste, wie man sich benahm. Wenn man nichts Freundliches über das Essen sagen konnte, suchte man sich einen anderen Anlass für freundliche Bemerkungen.
    »Dies sind…
sehr
interessante Teller«, sagte sie pflichtbewusst. »Äh, bist du
sicher,
dass es keine weiteren Neuigkeiten gibt?« Sie versuchte, den Blick nicht auf den Baron zu richten. Er schenkte Sybil und seiner Frau keine Beachtung, stocherte auf seinem Teller herum, als könnte er sich nicht mehr daran erinnern, wie man mit Messer und Gabel umging.
    »Wolfgang und seine Freunde suchen noch immer«, sagte Serafine. »Aber es herrschte schreckliches Wetter für einen Mann auf der Flucht.«
    »Er ist
nicht
auf der Flucht«, schnappte Sybil. »Er hat
kein
Verbrechen begangen!«
    »Oh, natürlich nicht«, erwiderte die Baronin in beschwichtigendem Tonfall. »Es gibt nur Indizienbeweise. Völlig klar. Nun, ich schlage vor, dass du mit deinem, äh, Gefolge nach Ankh-Morpork zurückkehrst, sobald die Pässe frei sind und bevor es hier richtig Winter wird. Wir kennen dieses Land, meine Liebe. Wenn dein Mann noch lebt, finden wir bestimmt eine Möglichkeit, ihm zu helfen.«
    »Ich lasse auf keinen Fall zu, dass man Schande über ihn bringt! Du hast
gesehen,
wie er den König gerettet hat!«
    »Oh, das hat er bestimmt. Ich habe zu diesem Zeitpunkt mit meinem Mann gesprochen, aber es käme mir
überhaupt
nicht in den Sinn, an deinen Worten zu zweifeln. Stimmt es, dass er die Männer am Wilinus-Pass getötet hat?«
    »Was? Es waren Räuber!«
    Am anderen Ende des Tisches griff der Baron nach einem Fleischbrocken und versuchte, ihn mit den Zähnen zu zerreißen.
    »Oh, natürlich. Ja. Natürlich.«
    Sybil zwickte sich in den Nasenrücken. Der größte Teil von ihr hätte Sam nicht einmal dann des Mordes – eines echten Mordes
nicht –
für schuldig gehalten, wenn drei Götter mit Botschaften am Himmel gegen ihn ausgesagt hätten. Doch das eine oder andere kam ihr zu Ohren, auf Umwegen. Sam regte sich über gewisse Dinge auf, und manchmal entlud sich sein Zorn ganz plötzlich. Zum Beispiel die Sache mit dem kleinen Mädchen und den Männern bei den Dolly-Schwestern. Als Sam die Unterkunft der Männer durchsuchte, stellte er fest, dass sie dem Mädchen einen Schuh gestohlen hatten, und später meinte Detritus, wenn er nicht gewesen wäre, hätte nur Sam den Raum lebend verlassen.
    Sybil schüttelte den Kopf. »Ich würde jetzt gern ein Bad nehmen«, sagte sie. Es klapperte am anderen Ende des Tisches.
    »Du solltest besser im Ankleideraum essen, Schatz«, sagte die Baronin, ohne ihren Mann

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