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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Herr?«, fragte Karotte.
    »Wie würdest
du
dabei vorgehen?«
    »Zunächst einmal anklopfen, Herr.«
    »Tatsächlich? Feldwebel Detritus, tritt bitte vor.«
    »Herr!«
    »Zerstöre die verdammte Tür!«
    »Ja, Herr!«
    Mumms Blick kehrte zu Karotte zurück, als der Troll nachdenklich zur Tür sah und einige zusätzliche Male die Winde der Armbrust drehte. Die Federn ächzten, als sie Widerstand leistete. Ihr Kampf blieb vergeblich.
    »Dies ist nicht Ankh-Morpork«, sagte Mumm.
    Detritus legte mit der Armbrust an und trat einen Schritt nach vorn.
    Es
pochte
dumpf. Mumm sah nicht, wie das Pfeilbündel die Waffe verließ. Vermutlich bestand es nur noch aus Splittern, als es dreißig Zentimeter zurückgelegt hatte. Auf halbem Weg zur Tür fing die sich ausdehnende Splitterwolke von der Luftreibung Feuer.
    Was die Tür traf, war ein Feuerball, der ebenso wütend und unaufhaltsam war wie der Fünfte Elefant und mit einem beträchtlichen Bruchteil der lokalen Lichtgeschwindigkeit flog.
    »Bei den Göttern, Detritus«, brummte Mumm, als das Donnern verklang. »Das ist keine Armbrust, sondern ein nationaler Notstand.«
    Einige verkohlte Türteile fielen auf das Kopfsteinpflaster.
    »Die Wölfe begleiten uns nicht ins Schloss, Herr Mumm«, sagte Angua. »Gavin folgt mir, aber die anderen kommen nicht mit, nicht einmal für ihn.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es Wölfe sind, Herr. In Häusern fühlen sie sich nicht wohl.«
    Einige Sekunden war nur ein leises Quietschen zu hören, verursacht von Detritus, der seine Armbrust wieder spannte.
    »Und wenn schon«, sagte Mumm, zog sein Schwert und trat vor.
     
    Lady Sybil löste ihr Kleid von der Unterwäsche und schlich vorsichtig über den kleinen Hof. Sie befand sich irgendwo im rückwärtigen Bereich des Schlosses, soweit sie das feststellen konnte.
    Als sie ein Geräusch hörte, drückte sie sich so flach wie möglich an die Mauer und schloss die Hand fester um einen Gitterstab, der zuvor im Fenster des Schlafzimmers gesteckt hatte.
    Ein großer Wolf kam um die Ecke und hielt einen Knochen im Maul. Er schien nicht erwartet zu haben, Sybil zu begegnen, und mit der Stange hatte er gewiss nicht gerechnet.
    »Oh, tut mir schrecklich Leid«, sagte Sybil automatisch, als der Wolf bewusstlos aufs Kopfsteinpflaster sank.
    Auf der anderen Seite des Schlosses explodierte etwas. Das klang nach Sam.
     
    »Glaubst du, man hat uns gehört, Herr?«, fragte Karotte.
    »Vermutlich konnte man uns selbst in
Ankh-Morpork
hören, Hauptmann. Nun, wo sind die Werwölfe?«
    Angua ging los. »Hier entlang«, sagte sie.
    Sie führte ihre Begleiter eine Treppe aus niedrigen Stufen hinauf und öffnete oben eine Tür.
    Auch im Flur brannten Fackeln.
    »Sie geben uns die Möglichkeit, irgendwohin zu laufen«, sagte Angua. »Gewisse Werwölfe mögen es, wenn Leute weglaufen.«
    Am gegenüberliegenden Ende des Flurs wurden die beiden Flügel einer kleineren Tür aufgedrückt. Eine Klinke fehlte, wie Mumm feststellte. Pfoten können keine Klinken drehen.
    Wolfgang trat vor. Zwei Dutzend Werwölfe begleiteten ihn, schwärmten hinter ihm aus, setzten sich – besser gesagt, sie
flegelten
sich hin – und bedachten die Besucher mit interessierten Blicken.
    »Ah, Herr Zivilisiert!«, sagte Wolfgang fröhlich. »Du hast das Spiel gewonnen! Möchtest du es noch einmal versuchen? Wenn Menschen eine zweite Runde wollen, geben wir ihnen ein Handicap mit auf den Weg. Wir beißen ihnen ein Bein ab! Guter Witz, nicht wahr?«
    »Ich glaube, der Ankh-Morpork-Humor ist mir lieber«, erwiderte Mumm. »Wo ist meine Frau, du Mistkerl?« Er hörte noch immer, wie Detritus die Winde drehte. Das war das Problem mit seiner riesigen Armbrust: Man konnte sie nur nach geologischen Maßstäben als Schnellfeuerwaffe bezeichnen.
    »Und Delfine!
Sieh
nur, was der Hund hereingeschleppt hat!«, sagte Wolfgang und schenkte Mumm keine Beachtung. Erneut trat er vor. Mumm hörte, wie Angua zu knurren begann – ein Geräusch, das bei vielen Angehörigen der kriminellen Population von Ankh-Morpork sofortigen Gehorsam bewirkte, wenn sie es in einer dunklen Gasse vernahmen. Ein etwas tieferes Knurren kam von Gavin.
    Wolfgang blieb stehen.
    »Dir fehlt für diese Sache der nötige Grips, Wolfie«, sagte Angua. »Mit den Verschwörungen, die du geplant hast, kämst du nicht einmal aus einer nassen Papiertüte heraus. Wo ist Mutter?« Ihr Blick glitt zu den hechelnden Werwölfen. »Hallo, Onkel Ulf… Tante Hilda… Magwen… Nancy… Urania… Das

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