Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
– und sprachen dann von ihm, als wäre er tot. Das machte es einfacher.
    Doch gelegentlich kehrten Klopfmänner zurück. Und wer überlebt hatte, überlebte auch weiterhin, denn Überleben ist eine Sache der Angewohnheit. Ab und zu erzählten Klopfmänner von den Geräuschen, die sie tief unten im Dunkeln hörten: das Pochen toter Zwerge, die versuchten, in die Welt der Lebenden zurückzukehren; das ferne Lachen von Agi Hammerklau; der Herzschlag der Schildkröte, die die Welt trug.
    Aus Klopfmännern wurden Könige.
    Mumm hörte mit offenem Mund zu und fragte sich, warum die Zwerge behaupteten, keine Religion und keine Priester zu haben. Es war Religion, ein Zwerg zu
sein.
Für das Wohl des Clans zog jemand in die Finsternis, hörte Dinge, veränderte sich und kehrte zurück, um von seinen Erlebnissen zu erzählen…
    Und dann, vor fünfzig Jahren, fand ein Zwerg in Ankh-Morpork heraus: Wenn man die Flamme der Laterne mit einem Geflecht aus dünnen Drähten umgab, so brannte sie blau im Grubengas, ohne dass es zu einer Explosion kam. Es war eine enorm wichtige Entdeckung für die Zwerge, und wie so häufig bei wichtigen Entdeckungen führte sie fast sofort zum Krieg.
    »Seitdem gibt es zwei Arten von Zwergen«, sagte Grinsi kummervoll. »Die Kupferkopfler benutzen die Laternen mit dem Drahtgeflecht. Die Schmalzbergler hingegen halten an der alten Tradition fest. Natürlich sind wir alle
Zwerge
«, betonte Grinsi, »aber die Beziehungen sind recht… gespannt.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Alle Zwerge erkennen die Notwendigkeit eines Niederen Königs, aber…«
    »Aber nicht alle sehen ein, warum Klopfmänner weiterhin so großen Einfluss haben sollten?«
    »Es ist sehr traurig«, sagte Grinsi. »Habe ich erzählt, dass mein Bruder Schnarchi aufbrach, um ein Klopfmann zu werden?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Er kam durch eine Explosion ums Leben, irgendwo unter Borograwien. Aber er fand großen Gefallen an seinem Beruf.« Nach einigen Sekunden fügte Grinsi gewissenhaft hinzu: »Bis zu der Explosion. Ich glaube, die gefiel ihm nicht sehr.«
    Die Kutsche rollte jetzt auf der einen Seite der Stadt an einem Berghang empor. Mumm blickte auf den kleinen runden Helm neben ihm hinab. Manchmal glaubte man, bestimmte Leute gut zu kennen – und erlebte dann eine Überraschung.
    Die Räder klapperten über eine hölzerne Zugbrücke.
    Dieses Schloss schien von einem kleinen Trupp nicht besonders tüchtiger Soldaten erobert werden zu können. Befestigungen hatte sein Erbauer nicht für nötig gehalten. Stattdessen war er von Märchen und verzierten Kuchen beeinflusst worden. Das Schloss schien in erster Linie dazu bestimmt zu sein, angeschaut zu werden. Für Verteidigungszwecke war es wahrscheinlich besser, sich eine Decke über den Kopf zu ziehen.
    Die Kutsche hielt auf dem Hof, und Mumm bemerkte erstaunt eine vertraute Gestalt, die ihnen entgegenschlurfte.
    »Igor?«
    »Ja, Herr?«
    »Bei den Göttern, was machst du denn hier?«
    »Äh, ich öffne diefe Tür, Herr«, antwortete Igor.
    »Aber warum bist du nicht…«
    Mumm unterbrach sich, als er begriff: Es war jemand anders. Bei
diesem
Igor hatten beide Augen die gleiche Farbe, und einige Narben waren an anderen Stellen.
    »Entschuldige«, brummte er. »Ich habe dich für Igor gehalten.«
    »Oh, du meinft meinen
Kufin
Igor«, sagte Igor. »Er arbeitet unten in der Botschaft. Wie geht ef ihm?«
    »Oh, es scheint alles in Ordnung mit ihm zu sein«, erwiderte Mumm. »Äh, mehr oder weniger. Ja.«
    »Hat er dir gefagt, wie ef Igor geht?«, fragte Igor und humpelte so schnell, dass Mumm fast laufen musste, um mit ihm Schritt zu halten. »Wir haben schon lange nichtf mehr von ihm gehört, nicht einmal Igor, der ihm fehr nahe fteht.«
    »Wie bitte? Heißen in deiner Familie alle Igor?«
    »O ja, Herr. Fo vermeiden wir Verwirrung.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Herr. In Überwald käme ef niemandem in den Finn, einen anderen Diener alf einen Igor einfuftellen. Da find wir, Herr. Die Herrin erwartet dich.«
    Sie hatten ein Tor durchschritten, und Igor öffnete eine Tür mit mehr Ziernägeln, als es respektvoll sein konnte. Dahinter erstreckte sich ein Flur.
    »Möchtest du wirklich mitkommen?«, wandte sich Mumm an Grinsi. »Immerhin treten wir gleich einem Vampir gegenüber.«
    »Vampire machen mir keine Sorgen, Herr.«
    »Leider kann ich das von mir nicht behaupten«, sagte Mumm. Er musterte den schweigenden Tantony, der ziemlich nervös wirkte.
    »Teil unserem Freund hier mit,

Weitere Kostenlose Bücher