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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dass er nicht gebraucht wird und in der Kutsche auf uns warten soll, der Glückspilz«, sagte er. »Die letzten Worte brauchst du nicht zu übersetzen.«
    Igor öffnete eine weitere Tür, und Tantony
lief
fast hinaus. »Feine Gnaden und Feine Ekfellenf…«
    »Ah, Sir Samuel«, sagte Lady Margolotta. »Komm herein. Ich weiß, dass es dir nicht gefällt, Euer Gnaden genannt zu werden. Ist ziemlich lästig, nicht wahr? Aber mit solchen Dingen muss man sich leider abfinden.«
    Mit so etwas hatte Mumm nicht gerechnet. Vampire sollten eigentlich keine Perlenketten und rosarote Pullover tragen. In Mumms entsprechenden Vorstellungen fehlten auch praktische flache Schuhe und ein Wohnzimmer, in dem alle dafür in Frage kommenden Möbelteile mit Chintz bezogen waren.
    Lady Margolotta sah wie eine Mutter aus, deren Sohn oder Tochter eine ebenso gute wie teure Erziehung genossen hatte und ein Pony namens Wirbelwind sein Eigen nennen durfte. Sie bewegte sich wie eine Person, die sich an ihren Körper gewöhnt hatte, und auf ihr Erscheinungsbild passte ein Ausdruck, den Mumm einmal irgendwo gehört hatte: »eine Frau in einem gewissen Alter«. Er wusste nicht recht, welches Alter damit gemeint war.
    Doch es gab subtile beunruhigende Anzeichen. Auf den rosaroten Pullover waren Fledermäuse gestickt, und die Anordnung der Möbel weckte ebenfalls Ahnungen von einer
Fledermaus.
Der kleine Hund, der eine Schleife um den Hals trug und auf einem Kissen lag, sah eher wie eine Ratte aus. In dieser Beziehung war Mumm nicht ganz sicher, denn solche Hunde hatten tatsächlich etwas Rattenartiges. Der Effekt ließ sich mit Musik vergleichen, deren Noten jemand gelesen hatte, ohne sie jemals zu hören.
    Mumm merkte, dass Lady Margolotta höflich wartete. Er verneigte sich steif.
    »Ach, mit solchen Dingen brauchen wir uns nicht aufzuhalten«, sagte Lady Margolotta. »Bitte setz dich.« Sie ging zu einer Vitrine und öffnete sie. »Möchtest du einen Schluck Stierblut?«
    »Meinst du das Getränk mit Wodka? Ich…«
    »Nein«, sagte Lady Margolotta ruhig. »Dies ist die andere Art. Das haben wir gemeinsam, nicht wahr? Wir trinken keinen… Alkohol. Du bist einmal Alkoholiker gewesen, oder, Sir Samuel?«
    »Nein«, widersprach Mumm verdutzt. »Ich war ein Trunkenbold. Um Alkoholiker zu sein, braucht man mehr Geld.«
    »Oh, wohl gesprochen. Ich habe Limonade, wenn du möchtest. Und Fräulein Kleinpo? Bier gibt es hier nicht – das freut dich sicher.«
    Grinsi blickte verblüfft zu Mumm auf. »Äh, vielleicht einen Sherry?«, fragte sie.
    »Gewiss. Du kannst gehen, Igor. Ist er nicht ein Schatz?«, fügte Lady Margolotta hinzu, als Igor den Raum verließ.
    »Man könnte zumindest meinen, er wäre gerade ausgebuddelt worden«, sagte Mumm. Diese Begegnung verlief ganz anders als erwartet.
    »Oh, alle Igors sehen so aus. Seit fast zweihundert Jahren ist er in unserer Familie. Besser gesagt: der größte Teil von ihm.«
    »Wirklich?«
    »Er ist bei jungen Frauen sehr beliebt. Das gilt für alle Igors. Es ist vermutlich besser, nicht über die möglichen Gründe zu spekulieren.« Lady Margolotta bedachte Mumm mit einem strahlenden Lächeln. »Auf dein Wohl, Sir Samuel.«
    »Du scheinst eine ganze Menge über mich zu wissen«, erwiderte Mumm unsicher.
    »Größtenteils gute Dinge«, sagte die Vampirin. »Obgleich du dazu neigst, den Papierkram zu vernachlässigen, zu schnell in Verzweiflung zu geraten und zu sentimental zu sein. Du bedauerst deinen eigenen Mangel an Bildung und misstraust der Gelehrsamkeit anderer Leute. Du bist immens stolz auf deine Stadt und fragst dich manchmal, ob du ein Klassenverräter bist. Meine… Freunde in Ankh-Morpork konnten nichts Schlimmes an dir entdecken, und glaub mir: In dieser Hinsicht leisten sie sehr gründliche Arbeit. Und du verabscheust Vampire.«
    »Ich…«
    »Was durchaus verständlich ist. Wir sind schreckliche Leute, im Großen und Ganzen.«
    »Aber
du
…«
    »Ich versuche, alles von der positiven Seite zu sehen«, sagte Lady Margolotta. »Wie dem auch sei… Was hältst du vom künftigen König?«
    »Er ist sehr… ruhig«, entgegnete Mumm der Diplomat.
    »Du meinst gerissen. Bestimmt hat er mehr über dich herausgefunden als du über ihn. Möchtest du einen Keks? Ich esse sie natürlich nicht selbst, aber ich kenne jemanden in der Stadt, dessen Schokoladenplätzchen einfach wundervoll sind. Igor?«
    »Ja, Herrin?«, erwiderte Igor. Mumm hätte fast seine Limonade durch den Raum gespritzt.
    »Er hat den

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