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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wütend, ging zurück, rief noch einige Worte und beschloss dann, den Raum zu verlassen. Vor Mumm verharrte er, um eine Kollision zu vermeiden.
    Der Zwerg neigte den Kopf nach hinten und blickte empor. Ein Gesicht in dem Sinne war nicht zu sehen, nur die Andeutung zornig blitzender Augen zwischen den Lederklappen.
    »Arnak-Morporak?«
    »Ja.«
    Die folgenden Worte verstand Mumm nicht, aber der Tonfall verlieh ihnen eine unmissverständliche Bedeutung. Die Diplomatie verlangte, weiterhin zu lächeln.
    »Oh, danke«, erwiderte er. »Und wenn du gestattest…«
    Der Zwerg brummte – er hatte Grinsi bemerkt!
    »Ha’ak!«,
rief er.
    Mumm hörte, wie jemand nach Luft schnappte. Weitere Zwerge drängten sich an der Tür zusammen. Er sah auf Grinsi hinab. Sie hatte die Augen geschlossen und bebte am ganzen Leib.
    »Wer ist dieser Zwerg?«, wandte er sich an Dee.
    »Er heißt Albrecht Albrechtson«, antwortete der Ideenschmecker.
    »Der Zweitplazierte?«
    »Ja«, bestätigte Dee heiser.
    »Sag dem Burschen, wenn er dieses Wort noch einmal in meiner Gegenwart oder gegenüber meinen Mitarbeitern benutzt, wird das ein Nachspiel haben, wie wir Diplomaten sagen. Wickel das in Diplomatie und gib’s an ihn weiter.«
    Bestimmte Geräusche deuteten an, dass einige der zuhörenden Zwerge Morporkianisch verstanden. Zwei von ihnen kamen zielstrebig näher.
    Dee brabbelte hysterisch auf Zwergisch, als die anderen Zwerge den stierenden Albrecht erreichten und ihn wegführten. Zuvor flüsterte einer von ihnen dem Ideenschmecker etwas ins Ohr.
    »Der, äh, König ist nun bereit, dich zu empfangen«, murmelte er.
    Mumm sah zur Tür – noch mehr Zwerge eilten hindurch. Einige von ihnen trugen das, was Mumm für »normale« Zwergenkleidung hielt, andere waren in das schwarze Leder der Tiefen-Clans gehüllt. Alle starrten ihn an, als sie an ihm vorbeigingen.
    Und dann erstreckte sich nur noch leerer Boden bis zur Tür.
    »Kommst du mit?«, fragte Mumm.
    »Nur wenn er mich dazu auffordert«, entgegnete Dee. »Ich wünsche dir viel Glück, Euer Tafelwart.«
    Hinter der Tür erwartete Mumm ein Zimmer mit Bücherregalen, die in der Dunkelheit verschwanden. Einige brennende Kerzen veränderten nur die Dichte der Finsternis. Einige leuchteten ziemlich weit entfernt, und Mumm fragte sich, wie groß dieser Raum sein mochte…
    »Hier drin gibt es Aufzeichnungen über alle Heiraten, Geburten, Todesfälle, die Umzüge eines Zwergs von einer Mine zur anderen, die Könige aller Bergwerke, die Fortschritte jedes einzelnen Zwergs durch
K’zakra,
Schürfrechte, die Geschichte berühmter Äxte – und andere interessante Dinge«, erklang eine Stimme hinter Mumm. »Was vielleicht noch wichtiger ist: In diesem Raum sind alle Entscheidungen niedergeschrieben, die im Verlauf der letzten tausendfünfhundert Jahre nach dem Zwergenrecht getroffen wurden.«
    Mumm drehte sich um. Hinter ihm stand ein Zwerg, der selbst nach Zwergenmaßstäben klein war. Er schien eine Antwort zu erwarten.
    »Äh, alle Entscheidungen?«
    »O ja.«
    »Äh, waren es gute Entscheidungen?«, fragte Mumm.
    »Wichtig ist, dass sie getroffen wurden«, sagte der König. »Danke, junger… Zwerg. Du kannst dich aufrichten.«
    Grinsi hatte sich verneigt.
    »Entschuldigung, sollte ich mich ebenfalls verbeugen?«, erkundigte sich Mumm. »Du… bist doch noch nicht König, oder?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Ich, äh, es tut mir Leid, aber ich habe mir jemanden vorgestellt, der…«
    »Ja?«
    »Nun, der… königlicher wirkt.«
    Der Niedere König seufzte.
    »Ich meine… ich meine, du siehst wie ein ganz gewöhnlicher Zwerg aus«, fügte Mumm verlegen hinzu.
    Diesmal lächelte der König. Er war etwas kleiner als ein durchschnittlicher Zwerg und trug die übliche Uniform aus Leder und Kettenhemd. Er sah alt aus, aber Zwerge begannen schon mit etwa fünf Jahren, alt auszusehen, und dieses Erscheinungsbild behielten sie während der nächsten dreihundert Jahre bei. Die musikalische Kadenz seiner Stimme verband Mumm mit Llamedos. Hätte ihn dieser Zwerg in Gimlets Feinkostbude um den Ketchup gebeten, wäre Mumm kaum bereit gewesen, ihm einen zweiten Blick zu schenken.
    »Diese Sache mit der Diplomatie«, sagte der König. »Glaubst du, dass es dir gelingt, dich daran zu gewöhnen?«
    »Es fällt mir nicht leicht, muss ich zugeben… äh… Euer Majestät.«
    »Soweit ich weiß, bist du bisher Wächter in Ankh-Morpork gewesen.«
    »Äh, ja.«
    »Und offenbar hattest du einen berühmten Vorfahren, der

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