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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kannst die Delegation von Kupferkopf hereinschicken.«
    Mumm verließ den Raum und sah eine weitere Gruppe von Zwergen, die im Vorzimmer warteten. Einer oder zwei von ihnen nickten ihm zu, als sie durch die Tür traten.
    Dee wandte sich noch einmal an Mumm. »Ich hoffe, du hast Seine Majestät nicht ermüdet.«
    »Das scheint jemand anders vor mir erledigt zu haben.«
    »Dies sind schlaflose Zeiten«, sagte der Ideenschmecker.
    »Wurde die Steinsemmel inzwischen gefunden?«, fragte Mumm unschuldig.
    »Euer Exzellenz, wenn du auf dieser Einstellung beharrst, müssen wir uns bei Lord Vetinari über dich beschweren.«
    »Er nimmt Beschwerdebriefe immer gern entgegen. Geht es hier nach draußen?«
    Mumm gab keinen weiteren Ton von sich, bis er und seine Eskorte wieder in der Kutsche saßen und vor ihnen Tageslicht durch das große Tor fiel.
    Aus den Augenwinkeln sah er, dass Grinsi zitterte.
    »Nach der Wärme da unten muss man sich erst wieder an die kalte Luft gewöhnen, nicht wahr?«, fragte er.
    Grinsi lächelte erleichtert. »Ja, das stimmt«, erwiderte sie.
    »Scheint ein ganz anständiger Bursche zu sein«, fuhr Mumm fort. »Was hat er gebrummt, als ich meinte, ich sei nicht für diesen Job ausgebildet?«
    »Er murmelte: ›Wer ist das schon?‹, Herr.«
    »So klang es. Der heftige Streit zuvor… Man sitzt nicht einfach auf dem Thron und sagt: ›Macht dies, macht das.‹«
    »Zwerge sind sehr streitsüchtig, Herr. Was einige natürlich bestreiten würden. Keiner der großen Zwergenclans ist mit dieser Sache zufrieden. Du weißt ja, wie das ist… Die Kupferkopfler halten nichts von Albrecht, und die Schmalzbergler unterstützen niemanden, der Glodson heißt. Bei den Zwergen von Ankh-Morpork sind beide Fraktionen vertreten. Rhys kommt aus einem kleinen Clan, der unweit von Llamedos Kohle abbaut und nicht wichtig genug ist, um Partei zu ergreifen…«
    »Du meinst, er wird nicht etwa deshalb zum König, weil ihn alle mögen, sondern weil ihn niemand stark genug ablehnt?«
    »Das stimmt, Herr.«
    Mumm blickte auf die zerknitterten Briefe, die ihm der König in die Hand gedrückt hatte. Im Tageslicht bemerkte er zwei Worte, die in eine Ecke gekritzelt waren.
    UM MITTERNACHT?
    Er summte leise vor sich hin, riss das Stück Papier ab und zerknüllte es.
    »Und nun zu dem verdammten Vampir«, sagte er.
    »Sei unbesorgt, Herr«, ließ sich Grinsi vernehmen. »Was könnte sie schlimmstenfalls mit dir anstellen? Dir den Kopf abbeißen?«
    »Herzlichen Dank für diesen Hinweis, Korporal. Äh, die Kleidung einiger Zwerge… Über Tage soll sie Schutz vor dem scheußlichen Tageslicht bieten, aber warum wird sie auch dort unten getragen?«
    »Es ist Tradition, Herr. Solche Kleidung trugen die… Man nennt sie Klopfmänner, Herr.«
    »Was sind das für Leute?«
    »Weißt du über Grubengas beziehungsweise schlagende Wetter Bescheid? Manchmal kommt ein solches Gas in den Bergwerken vor. Es explodiert.«
    Mumm sah die Bilder vor seinem inneren Auge, als Grinsi alles erklärte…
    Die Bergleute räumten den Bereich frei, wenn sie Glück hatten. Und dann ging der Klopfmann los. Seine Kleidung bestand aus vielen Schichten Kettenhemd und Leder, und er nahm einen Sack mit, der Weidenkugeln mit ölgetränkten Lappen enthielt, und außerdem noch eine lange Stange und eine Schleuder.
    Tief unten im Bergwerk, ganz allein, hörte er das Klopfen. Agi Hammerklau und all die anderen, die in finsterer Tiefe Geräusche machten. Licht gab es nicht, denn Licht hätte plötzlichen, donnernden Tod bedeutet. Der Klopfmann tastete sich seinen Weg durch absolute Dunkelheit.
    Eine ganz bestimmte Grillenart lebte in den Minen. Solche Insekten zirpten, wenn sie Grubengas wahrnahmen. Der Klopfmann führte eine solche Grille bei sich, in einem Kasten am Hut.
    Wenn sie zirpte, trat ein entweder sehr optimistischer oder sehr lebensmüder Klopfmann zurück, entzündete die Fackel am Ende der Stange und stieß sie nach vorn. Ein vorsichtigerer Klopfmann trat noch weiter zurück und benutzte seine Schleuder, um einen Ball aus brennenden Lappen in die Finsternis zu schicken. In beiden Fällen vertraute er darauf, dass ihn die dicke Lederkleidung vor den schlimmsten Auswirkungen der Explosion schützte.
    Zu Anfang gab es keine familiäre Tradition für diesen gefährlichen Beruf. Wer war bereit, einen Klopfmann zu heiraten? Sie konnten jederzeit sterben. Aber manchmal wollte ein junger Mann ein Klopfmann werden. Seine Eltern waren sehr stolz, winkten zum Abschied

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