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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schnaufen, sich die Hand auf die Brust zu pressen
    und zu fragen, welche Symptome auf einen Herzanfal hindeute-
    ten.
    Das Innere der Scheune sah… scheunenartig aus. Mumm er-
    blickte Heustapel, verstaubte landwirtschaftliche Instrumente…
    und zwei abgenutzte Säcke an einem Haken. Dankbar griff er nach
    einem.
    Hinter ihm öffnete sich die Tür mit einem leisen Knarren. Er
    wirbelte herum, drückte den Sack an sich und sah drei sehr ernst
    gekleidete Frauen, die ihn misstrauisch beobachteten. Eine von
    ihnen hielt ein Küchenmesser in der zitternden Hand.
    »Bist du gekommen, um uns zu vergewaltigen?«, fragte sie.
    »Verehrteste! Werwölfe verfolgen mich!«
    Die drei sahen sich an. Mumm hatte plötzlich den Eindruck,
    dass der Sack viel zu klein war.
    »Äh, dauert das den ganzen Tag?«, fragte eine der Frauen.
    Mumm drückte den Sack noch fester an sich. »Meine Damen!
    Ich bitte euch! Ich brauche dringend eine Hose!«
    »Das sehen wir.«
    »Und eine Waffe. Und Stiefel, wenn ihr welche habt! Bitte!«
    Die Frauen steckten die Köpfe zusammen.
    »Wir haben die traurige und nutzlose Hose von Onkel Wanja«,
    sagte eine skeptisch.
    »Er trug sie nur selten«, meinte eine andere.
    »Und ich habe eine Axt in meinem Wäscheschrank«, sagte die
    Jüngste. Sie richtete einen schuldbewussten Blick auf die beiden
    anderen Frauen. »Nur für den Fal , wisst ihr. Ich hatte natürlich
    nicht vor, damit jemanden niederzuschlagen .«
    »Ich wäre euch sehr dankbar«, sagte Mumm. Er betrachtete die
    gute, aber alte Kleidung, die verblasste Vornehmheit, und spielte
    dann seinen einzigen Trumpf aus. »Ich bin Seine Gnaden der Her-
    zog von Ankh, obwohl das derzeitig nicht unbedingt auf den ers-
    ten Blick erkennbar ist…«
    Die drei Frauen seufzten gleichzeitig.
    »Ankh-Morpork!«
    »Dort gibt es ein wundervol es Opernhaus und prächtige Gale-
    rien.«
    »Und herrliche Straßen!«
    »Ein wahres Paradies der Kultur, der Eleganz und ungebunde-
    nen Männer von Format!«
    »Äh, ich meine Ankh-Morpork «, betonte Mumm. »Mit einem A
    und einem M.«
    »Wir haben immer davon geträumt, die Stadt zu besuchen.«
    »Unmittelbar nach meiner Heimkehr lasse ich euch drei Kut-
    schenfahrkarten schicken«, versprach Mumm. Er glaubte bereits
    zu hören, wie der Schnee unter schnel en Pfoten knirschte. »Aber,
    teure Damen, wenn ihr mir jene Dinge holen könntet…«
    Sie eilten fort. Nur die Jüngste zögerte ein wenig länger an der
    Tür.
    »Gibt es lange kalte Winter in Ankh-Morpork?«, fragte sie.
    »Nur Dreck und Schneematsch, normalerweise.«
    »Und habt ihr irgendwelche Kirschgärten?«
    »Nein, ich glaube nicht, bedaure sehr.«
    Sie hob die Faust. »Jaaa!«
    Einige Minuten später war Mumm allein in der Scheune. Er trug
    eine alte schwarze Hose, mit einem Seil um die Taille geschnürt,
    und in der rechten Hand hielt er eine überraschend scharfe Axt.
    Ihm blieben viel eicht noch fünf Minuten. Wölfe verloren be-
    stimmt keine Zeit damit, über Herzanfälle und dergleichen nach-
    zudenken.
    Mumm sah keinen Sinn darin, einfach wegzulaufen. Seine Geg-
    ner waren viel schnel er. Er musste in der Nähe der Zivilisation
    und ihrer Gütesiegel wie zum Beispiel Hosen bleiben.
    Vielleicht war die Zeit auf Mumms Seite. Angua sprach nur selten über ihre Heimat, aber sie hatte einmal auf Folgendes hingewiesen: In jeder Gestalt verlor ein Werwolf langsam die Fähigkeiten der
    anderen Gestalt. Nach einigen Stunden auf zwei Beinen war Anguas Geruchssinn nicht mehr phänomenal, nur noch gut. Und wer zu
    lange ein Wolf blieb… war wie trunken, soweit Mumm wusste.
    Ein kleiner Teil des eigenen Selbst versuchte nach wie vor, Anwei-
    sungen zu geben, doch der Rest verhielt sich dumm. Der mensch-
    liche Teil verlor an Kontrolle.
    Erneut sah er sich in der Scheune um. Eine Leiter führte zum
    Heuboden empor. Er kletterte hinauf und blickte durch ein glaslo-
    ses Fenster über die schneebedeckte Weide. In der Ferne bemerkte
    er einen Fluss und etwas, das wie ein Bootshaus aussah.
    Nun, wie dachte ein Werwolf?

    Die Werwölfe wurden langsamer, als sie das Gebäude erreichten.
    Der Anführer nickte einem Mitglied des Rudels zu, das daraufhin
    zum Bootshaus lief. Die anderen folgten Wolf in die Scheune. Der
    letzte verwandelte sich kurz in einen Menschen, um die Tür zu
    verriegeln.
    In der Mitte der Scheune blieb Wolf stehen. Heu lag auf dem
    Boden verstreut.
    Er kratzte vorsichtig mit einer Pfote, und einige Büschel rutsch-
    ten von einem straff

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