Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
gespannten Seil.
    Wolf holte tief Luft. Die anderen Werwölfe spürten, was nun ge-
    schah, und wandten den Blick ab. Es folgte ein Moment wirrer
    Gestaltlosigkeit, und dann erhob sich Wolf auf zwei Füßen, blin-
    zelte dabei im Morgengrauen der Menschlichkeit.
    Das ist interessant, dachte Mumm auf dem Heuboden. Für ein
    oder zwei Sekunden nach dem Gestaltwechsel wissen sie nicht
    recht, was um sie herum geschieht…
    »Oh, Euer Gnaden«, sagte Wolf und sah sich um. »Eine Falle ?
    Wie… zivilisiert.«
    Er sah Mumm oben am Fenster.
    »Was wol test du damit erreichen, Euer Gnaden?«
    Mumm bückte sich und griff nach der Öllampe. »Sie sol te als
    Ablenkung dienen.«
    Er warf die Lampe ins trockene Heu und ließ die brennende Zi-
    garre folgen. Dann nahm er die Axt und kletterte aus dem Fenster,
    als sich das verschüttete Öl mit einem Wumm entzündete.
    Mumm landete im tiefen Schnee und lief zum Bootshaus.
    Eine andere Spur, die nicht von einem Menschen stammte, führ-
    te dorthin. Er stieß die Tür auf, schlug mit der Axt nach der Dun-
    kelheit dahinter und wurde mit einem kurzen Jaulen belohnt.
    Das Boot in dem verfal enen Schuppen war zu einem Viertel mit
    dunklem Wasser gefül t, aber er wagte es noch nicht, mit dem
    Schöpfen zu beginnen. Er griff nach den staubigen Riemen, ruder-
    te mit beträchtlicher Anstrengung und nicht sehr schnel auf den
    Fluss hinaus.
    Kurze Zeit später stöhnte er. Wolf lief lässig über den Schnee,
    gefolgt von den anderen. Es schien niemand zu fehlen.
    Wolf wölbte die Hände trichterförmig vor dem Mund. »Sehr zi-
    vilisiert, Eure Gnaden! Aber weißt du, wenn du eine Scheune an-
    zündest, in der sich Wölfe befinden, so geraten sie in Panik, Euer
    Gnaden! Und wenn es Werwölfe sind, öffnet einer von ihnen die
    Tür! Werwölfe kann man nicht töten, Herr Mumm!«
    »Sag das dem im Bootshaus!«, rief Mumm, als die Strömung das
    Boot erfasste.
    Wolf blickte kurz in die Schatten, und dann formten seine Hände
    erneut einen Trichter. »Er wird sich erholen, Herr Mumm!«
    Mumm fluchte leise, als er entgegen seiner Hoffnungen beo-
    bachtete, wie zwei Wölfe flussaufwärts ins Wasser sprangen und
    zum anderen Ufer schwammen. Aber so verhielten sich Hunde.
    Draußen warfen sie sich vol er Vergnügen ins Wasser, doch da-
    heim fürchteten sie ein Bad.
    Wolfgang lief am Ufer entlang, und die beiden schwimmenden
    Wölfe erreichten die andere Seite des Flusses. Die Verfolger be-
    fanden sich jetzt rechts und links von Mumm.
    Doch die Strömung ließ das Boot schneller werden. Mumm be-
    gann, mit beiden Händen Wasser zu schöpfen.
    »Du bist langsamer als der Fluss, Wolf!«, rief er.
    »Und wenn schon, Herr Mumm! Darauf kommt es nicht an. Die
    interessanteste Frage lautet: Was stellt der Wasserfall mit dir an?
    Bis später, Herr Zivilisiert!«
    Mumm sah sich um. In der Ferne schien eine Art perspektivi-
    scher Streich den Fluss abgeschnitten zu haben. Als er sich kon-
    zentrierte, hörte das innere Ohr des Schreckens dumpfes Don-
    nern.
    Rasch griff er wieder nach den Rudern und versuchte, das Boot
    flussaufwärts zu bewegen. Er kam tatsächlich gegen die Strömung
    voran, aber er konnte nicht schnel er rudern, als die Wölfe liefen.
    Und sich zwei Werwölfen zum Kampf zu stellen, die am Ufer war-
    teten, und wohl kaum überrascht werden konnten… Das kam
    gewiss nicht in Frage.
    Wenn er jetzt sofort den Wasserfal hinter sich brachte, erreichte
    er dessen Ende vielleicht vor Wolf und den anderen.
    Der Satz klang nicht gut, nicht einmal in Gedanken.
    Er ließ die Ruder los und zog das Vertäuungsseil zu sich heran.
    Wenn ich zwei Schlaufen knüpfe, dachte er, könnte ich mir die Axt
    am Rücken festbinden…
    Er stel te sich vor, was mit einem Mann geschah, der in den He-
    xenkessel eines Wasserfalls geriet und dabei einen scharfen Metal -
    gegenstand am Leib trug…
    GUTEN MORGEN.
    Mumm blinzelte. Eine große, in einen dunklen Umhang gehül te
    Gestalt saß plötzlich im Boot.
    »Bist du der Tod?«
    ES LIEGT AN DER SENSE, NICHT WAHR? DEN LEUTEN
    FÄLLT IMMER DIE SENSE AUF.
    »Sterbe ich?«
    VIELLEICHT.
    » Vielleicht ? Du erscheinst, wenn jemand vielleicht stirbt?«
    JA. DAS IST JETZT GANZ NEU. WEGEN DES
    UNSICHERHEITSPRINZIPS.
    »Was ist das denn?«
    ICH BIN NICHT SICHER.
    »Ein sehr nützlicher Hinweis.«
    ICH GLAUBE, ES BEDEUTET, DASS JEMAND
    VIELLEICHT ODER VIELLEICHT AUCH NICHT STIRBT.
    NATÜRLICH BRINGT ES MEINEN TERMINKALENDER
    VÖLLIG DURCHEINANDER, ABER ICH VERSUCHE,
    MODERN

Weitere Kostenlose Bücher