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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Vorsicht.
    Mumm unternahm einen neuerlichen Versuch, woraufhin sich eine
    Eisplatte löste und sich so plötzlich zur Seite neigte, dass er ins
    Wasser zurückrutschte und darin verschwand. Der Wolf wartete
    einige Sekunden, wagte sich dann einige weitere Zentimeter übers
    Eis vor und knurrte, als feine Risse Sterne unter seinen Pfoten
    formten.
    Ein Schatten glitt unter dem Eis dahin. Von einem Augenblick
    zum anderen spritzte Wasser, als Mumm die dünne Eisschicht
    unter dem Werwolf durchbrach, ihn packte und sich zurückfal en
    ließ.
    Eine Kral e kratzte über Mumms Seite, aber er ließ sich davon
    nicht beirren, drückte mit Armen und Beinen so fest wie möglich
    zu, als sie unter dem Eis dahintrieben. Er wusste, dass die Sache
    auf einen verzweifelten Test der Lungenkapazität hinauslief, aber er hatte wenigstens Zeit genug gehabt, tief Atem zu holen. Er hielt
    den Wolf fest, während das Wasser in seinen Ohren dröhnte und
    das Geschöpf trat und kratzte. Und dann, als er entweder loslassen
    oder ertrinken musste, stieß er seinen Gegner von sich und tauchte
    auf.
    Nichts schlug nach ihm. Er brach sich einen Weg durch das Eis
    zum Ufer, sank dort auf Hände und Knie und übergab sich.
    Überall um ihn herum heulte es in den Bergen.
    Mumm sah auf. Blut rann ihm über die Arme. Die Luft stank
    nach verfaulten Eiern. Und dort, auf einem etwa eine Meile ent-
    fernten Hügel, stand der Nachrichtenturm… mit Steinwänden und
    einer Tür, die sich verriegeln ließ…
    Taumelnd setzte er sich in Bewegung. Der Schnee unter ihm
    wich bereits Grasbüscheln und Moos. Die Luft war wärmer, aber
    es war die klamme Hitze von Fieber. Mumm sah sich um und beg-
    riff, wo er sich befand.
    Vor ihm erstreckte sich eine Landschaft aus nacktem Boden und
    Felsen. Hier und dort bewegte sich etwas und machte »Blup«.
    Wohin er auch blickte: Überal gab es große Geysire. Ringe aus
    erstarrtem gelben Fett umgaben zischende kleine Tümpel – es war
    so alt und ranzig, dass nicht einmal Sam Mumm sein Brot hinein-
    getunkt hätte, es sei denn, er wäre sehr hungrig gewesen. Er be-
    merkte sogar schwimmende schwarze Brocken, die sich bei genau-
    erem Hinsehen als Insekten herausstellten, die bei der Konfronta-
    tion mit heißem Fett nicht schnel genug gelernt hatten.
    Mumm erinnerte sich an einen Hinweis Igors. Wenn Zwerge an
    den oberen Schichten arbeiten, wo das Fett vor Jahrtausenden zu
    einer Art Talg geronnen war, so fanden sie manchmal seltsame
    Tiere, die vol kommen erhalten und perfekt durchgebraten waren.
    Welch ein Festschmaus, dachte Mumm und lachte aus reiner Er-
    schöpfung.
    Mwahahaa.
    Es schneite stärker, und das Zischen der Fetttümpel wurde lau-
    ter.
    Mumm sank auf die Knie. Sein ganzer Körper schmerzte, nicht
    nur deshalb, weil sein Gehirn Schecks ausstellte, die der Leib nicht einlösen konnte. Er war längst über dieses Stadium hinaus. Derzeit
    borgten sich die Füße Geld, das den Beinen fehlte, und die Rü-
    ckenmuskeln suchten unter den Sofakissen nach einigen vergesse-
    nen Münzen.
    Hinter ihm zeigte sich nichts. Die anderen Werwölfe mussten
    doch inzwischen den Fluss überquert haben.
    Dann sah er einen, der wie aus dem Nichts erschien. Ein anderer
    trat hinter einer Schneewehe hervor.
    Sie saßen einfach da und beobachteten ihn.
    »Kommt schon!«, rief Mumm. »Worauf wartet ihr?«
    Um ihn herum zischten und blubberten die Fetttümpel. Es war
    warm hier. Wenn sich die Werwölfe nicht von der Stel e rührten,
    so konnte er ebenfal s verharren und ein wenig ausruhen.
    Er richtete den Blick auf einen Baum am Rand der Geysire. Das
    Ding wirkte mehr tot als lebendig, und einige Fettfladen hingen an
    den unteren Ästen. Andererseits schien er einem Kletterer keine zu
    großen Probleme zu bereiten. Mumm konzentrierte sich darauf,
    schätzte die Entfernung ab und überlegte, wie schnel er laufen
    konnte.
    Die Werwölfe drehten die Köpfe und sahen ebenfal s zu dem
    Baum.
    Ein weiterer Wolf erreichte die Lichtung an einer anderen Stelle.
    Jetzt beobachteten ihn drei.
    Mumm begriff, dass sie erst dann laufen würden, wenn er eben-
    falls lief. Andernfalls machte es keinen Spaß.
    Er zuckte mit den Schultern, wandte sich vom Baum ab… dreh-
    te sich dann mit einem Ruck um und lief los. Auf halbem Weg
    fürchtete er, dass sein Herz durch den Hals nach oben kriechen
    würde, aber er lief weiter, sprang unbeholfen, bekam einen Ast zu
    fassen, rutschte ab, stand keuchend wieder auf, griff erneut nach
    dem Ast und

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