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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Rolle!«, donnerte Wolf.
    »Nun, ich möchte nicht das ganze Geld hier ausgeben müs-
    sen…«
    »Lauf!«
    »Unter diesen Umständen erübrigt sich wohl die Frage, ob du
    das Geld dabeihast.«
    Mumm wanderte fort von den Werwölfen, dankbar dafür, dass
    sie sein Gesicht nicht sehen konnten. Die Haut an seinem Rücken
    kribbelte und hätte sich am liebsten gelöst, um nach vorn zu krie-
    chen.
    Er ging weiter ganz ruhig, während die nasse Unterhose in der
    kalten Luft zu knistern begann – bis er sicher sein konnte, dass er
    außer Sichtweite des Rudels war.
    So, mal sehen… Sie sind stärker. Sie kennen dieses Land. Und
    wenn sie so gut sind wie Angua, können sie einem Furz selbst
    durch das Frühstück eines Stinktiers folgen. Außerdem schmerzen
    deine Beine.
    Und die Pluspunkte? Nun, du hast Wolf sehr verärgert.
    Mumm lief los.
    Von vielen Pluspunkten konnte hier wohl kaum die Rede sein.
    Mumm lief schneller.
    In der Ferne heulten Wölfe.

    Es heißt: Wenn man als Streikposten steht, wird es nicht besser.
    Korporal Nobbs – besser gesagt: Gildenpräsident C. W. St. J.
    Nobbs – dachte darüber nach. Früher Schnee zischte in der Luft
    über der metal enen Tonne, die vor dem Wachhaus stand und
    nach anerkannter Streiktradition rot glühte.
    Ein großes Problem war, dass es in philosophischer Hinsicht ir-
    gendwie verkehrt erschien, vor einem Gebäude, das ohnehin nie-
    mand betreten wollte, Streikposten aufzustellen. Es ist unmöglich,
    Leute aus etwas herauszuhalten, in das sie gar nicht hineinwol en.
    Der Sprechchor funktionierte nicht. Eine Alte hatte Nobbs einen
    Cent gegeben.
    »Colon, Colon, Colon! Raus! Raus! Raus!«, rief Reg Schuh fröh-
    lich und winkte mit seinem Transparent.
    »Das klingt nicht richtig, Reg«, sagte Nobby. »Es hört sich fast
    nach einer Operation an.«
    Er sah zu den anderen Transparenten. Dorfl hielt ein besonders
    großes, das in kleiner Schrift ausführlich al e Beschwerden schil-
    derte, auf Vorschriften der Wache verwies und diverse philosophi-
    sche Texte zitierte. Obergefreiter Schuhs Sandwich-Plakat verkün-
    dete: »Was nützet es dem Königreich, wenn man herauslässt die
    Luft aus dem Ochsen? Rätsel II, Vers 3. «
    Aus irgendeinem Grund gelang es diesen stichhaltigen Argumen-
    ten nicht, die Stadt in die Knie zu zwingen.
    Nobbs drehte sich um, als eine Kutsche heranrol te. Das Wap-
    pen an ihrer Seite bestand zum größten Teil aus einem schwarzen
    Schild. Darüber blickte Lord Vetinari aus dem Fenster.
    »Ah, niemand anders als Korporal Nobbs«, sagte der Patrizier.
    An dieser Stelle hätte Nobby ziemlich viel dafür gegeben, doch
    jemand anders zu sein als Korporal Nobbs.
    Er wusste nicht genau, ob er als Streikender salutieren sol te. Er
    salutierte trotzdem, einfach deshalb, weil es sicher nicht schaden
    konnte.
    »Wie ich hörte, verweigerst du die Arbeit«, fuhr Lord Vetinari
    fort. »In deinem Fall muss das ziemlich schwer sein.«
    Nobby war nicht sicher, was er von diesem Satz halten sol te.
    Wie dem auch sei: Der Patrizier wirkte recht freundlich.
    »Kann nicht tatenlos zusehen, wenn es um die Sicherheit der
    Stadt geht, Herr«, sagte er. Verletzte Loyalität quol aus jeder un-
    verstopften Pore.
    Lord Vetinari zögerte lange genug, um Nobby Gelegenheit zu
    geben, die Geräusche einer Stadt zu hören, die sich ständig am
    Rand einer Katastrophe bewegte.
    »Nun, es käme mir natürlich nie in den Sinn, mich einzumi-
    schen«, sagte er schließlich. »Dies ist eine Gildenangelegenheit.
    Seine Gnaden versteht das bestimmt, wenn er zurückkehrt.« Er
    klopfte an die Seite der Kutsche. »Weiterfahren.«
    Und die Kutsche rol te davon.
    Ein Gedanke, der sich schon seit einer ganzen Weile in Nobbs
    regte, wählte genau diesen Moment, um ihm einen metaphorischen
    El enbogen in die mentalen Rippen zu bohren.
    Herr Mumm wird durchdrehen. Bestimmt rastet er völ ig aus.
    Lord Vetinari lehnte sich in seinem Sitz zurück und lächelte.
    »Äh, hast du das ernst gemeint, Herr?«, fragte der Sekretär Drumknott.
    »Natürlich. Gegen drei Uhr sol die Küche Kakao und Brötchen
    zum Wachhaus schicken. Natürlich anonym. An diesem Tag hat es
    keine Verbrechen gegeben, Drumknott. Das ist sehr ungewöhn-
    lich. Selbst die Diebesgilde hält sich zurück.«
    »Ja, Herr. Der Grund dafür ist mir ein Rätsel. Wenn die Katze
    aus dem Haus ist…«
    »Ja, Drumknott, aber Mäuse machen sich keine Sorgen um die
    Zukunft. Ganz im Gegensatz zu Menschen. Und sie wissen, dass
    Mumm in

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