Der Fünfte Elefant
geschah. Du hast den König in Sicherheit gebracht, und anschließend hat der Troll den Kronleuchter aufgefangen! Und dann behauptete man, du hättest den König umbrin-
gen wol en und bei der Flucht mehrere Zwerge getötet…«
»Bist du der Kommandeur der hiesigen Wache?«
»Nein. Der Bürgermeister ist das Oberhaupt.«
»Und wer gibt ihm Befehle?«
»Praktisch al e«, sagte Tantony bitter. Mumm nickte. Es klang
nur zu vertraut…
»Willst du mich daran hindern, meine Leute von hier fortzubrin-
gen?«
»Wie sollte das möglich sein? Die Zwerge haben das Gebäude
umstellt!«
»Wir benutzen… diplomatische Kanäle. Zeig mir einfach, wo all
die anderen sind, und dann machen wir uns auf den Weg. Ich kann
dich niederschlagen und fesseln, wenn du möchtest…«
»Das ist nicht erforderlich. Die Zwergin und der Trol sind im
Kel er. Und Ihre Lordschaft… dürfte sich dort befinden, wohin
die Baronin sie gebracht hat.«
So etwas wie heißes Eis glitt über Mumms Rücken. »Wohin die
Baronin sie gebracht hat?«, wiederholte er.
»Äh, ja.« Tantony wich zurück, als er Mumms Gesichtsausdruck
sah. »Du kennst die Baronin, Herr! Sie meinte, sie seien alte
Freunde und sie könnte al es in Ordnung bringen! Und dann…«
Mumms Miene ließ Tantonys Stimme sich erst in ein Murmeln
verwandeln, und wenige Sekunden später verstummen.
Als Mumm sprach, hatten seine Worte einen monotonen Klang,
der ebenso bedrohlich wirkte wie ein Speer.
»Du stehst da mit deinem glänzenden Brustharnisch und deinem
dummen Helm und einem Schwert ohne eine einzige Kerbe und
einer dämlichen Hose und weist mich darauf hin, dass Werwölfe meine Frau fortgebracht haben?«
Tantony trat noch einen Schritt zurück. »Es war die Baronin…«
»Und Baronen widerspricht man natürlich nicht. Verstehe. Du
widersprichst niemandem. Weißt du was? Es beschämt mich, dass sich jemand wie du Wächter nennen darf. Und jetzt gib mir die
Schlüssel.«
Tantonys Wangen glühten.
»Du hast bisher al en Befehlen gehorcht«, sagte Mumm.
»Denk… nicht… einmal… daran… dich… dieser… Anweisung…
zu… widersetzen.«
Karotte erreichte das Ende der Treppe und legte Mumm die
Hand auf die Schulter.
»Beruhige dich, Herr Mumm.«
Tantony musterte die beiden und traf dann eine für sein Leben
sehr wichtige Entscheidung.
»Ich hoffe, du… du findest deine Frau, Milord.« Er holte ein
Schlüsselbund hervor und reichte es Mumm. »Ich hoffe es wirk-
lich.«
Mumm rang noch immer nach Atem und gab die Schlüssel Ka-
rotte. »Lass die Gefangenen frei.«
»Willst du zum Schloss der Werwölfe?«, brachte Tantony hervor.
»Ja.«
»Dort hast du nicht die geringste Chance, Milord. Die Werwölfe
machen, was ihnen gefäl t.«
»Dann muss sie jemand aufhalten.«
»Das ist unmöglich. Die älteren Werwölfe halten sich an die Re-
geln, aber Wolfgang hat vor nichts Respekt!«
»Ein Grund mehr, ihn aufzuhalten. Ah, Detritus.« Der Troll salu-
tierte. »Du hast deine Armbrust, wie ich sehe. Hat man dich gut
behandelt?«
»Sie mich nannten dummen Troll«, erwiderte Detritus finster.
»Einer von ihnen mich trat an empfindliche Stelle.«
»War es dieser Mann?«
»Nein.«
»Aber er ist ihr Hauptmann«, sagte Mumm und trat von Tantony
weg. »Feldwebel, ich befehle dir: Erschieß ihn.«
Der Troll schwang die gewaltige Armbrust herum und visierte
das Ziel an. Tantony erbleichte.
»Na los«, sagte Mumm. »Ich habe dir einen Befehl erteilt, Feld-
webel.«
Detritus ließ die Armbrust sinken. »Ich nicht so dumm bin,
Herr.«
»Das war ein Befehl !«
»Dann du mit dem Befehl machen kannst, was Findling der Sturz
machte mit seinem Beutel Kies, Herr! Mit Respekt!«
Mumm trat vor und klopfte dem zitternden Tantony auf die
Schulter.
»Nur eine kleine Demonstration«, sagte er.
»Aber wenn du findest den Mann, der trat mich an empfindliche
Stelle…«, grol te Detritus. »Ich mich freuen würde, ihm zu verpas-
sen einen Satz warme Ohren. Ich weiß, wer es war. Er humpelt.«
Lady Sybil trank den Wein mit großer Vorsicht. Er schmeckte
nicht sehr angenehm. Im Moment empfand sie ziemlich viele Din-
ge als nicht sonderlich angenehm.
Sie war keine gute Köchin. Niemand hatte sie die Kochkunst gelehrt. An ihrer Schule hatte man immer angenommen, dass andere
Leute das Kochen erledigten, und zwar für fünfzig Personen, die
mindestens vier verschiedene Gabeln benutzten. Die Spezialitäten,
die Sybil beherrschte, fanden auf sehr
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