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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schädel gegen eine Holzsäule. Er taumelte,
    seine Schwester drehte sich und brachte ihn mit einem Tritt in die
    Beine zu Fall.
    Den Trick habe ich ihr beigebracht, dachte Mumm, als Wolfgang
    auf den Boden pral te. So sieht der Kampfstil von Ankh-Morpork
    aus – jedes Mittel ist recht.
    Doch wie ein Gummibal kam Wolfgang wieder nach oben,
    sprang einen Salto über Angua hinweg und erreichte so die Ein-
    gangstür. Ein Hieb stieß sie auf, und er sprang hinaus.
    Und… das war es. Ein Zimmer vol er Trümmer, hereinwehende
    Schneeflocken und eine auf dem Boden schluchzende Angua.
    Mumm zog sie behutsam hoch. Sie blutete aus mehreren Wun-
    den. Anstand hinderte ihn an einer genaueren Diagnose, denn er
    war es nicht gewohnt, nackte junge Damen mit großer Aufmerk-
    samkeit aus der Nähe zu betrachten.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Mumm, weil er glaubte, irgend-
    etwas sagen zu müssen. »Er hat die Flucht ergriffen!«
    »Es ist nicht alles in Ordnung! Er wird eine Zeit lang ausruhen, irgendwo, und dann kehrt er zurück! Ich kenne ihn! Es spielt keine Rol e, wohin wir gehen! Du hast ihn gesehen ! Er wird unseren Spuren folgen und versuchen, Karotte zu töten!«
    »Warum?«
    »Weil mir Karotte etwas bedeutet!«
    Sybil kam die Treppe herunter und hielt Mumms Armbrust.
    »Oh, du armes Ding«, sagte sie. »Komm zu mir, bestimmt finden
    wir etwas zum Anziehen für dich. Kannst du nicht irgendetwas
    tun, Sam?«
    Mumm starrte sie an. Sybils Gesicht brachte die felsenfeste Ü-
    berzeugung zum Ausdruck, dass er etwas tun konnte.
    Das Frühstück lag eine Stunde zurück. Vor zehn Minuten hatte
    er diese dämliche Uniform angezogen, in einem Zimmer, das zu
    einer ganz bestimmten Realität gehörte. Zu einer Realität mit einer
    realen Zukunft. Und jetzt kehrte plötzlich die Finsternis zurück,
    durchsetzt mit rotem Zorn.
    Und wenn er ihr nachgab, würde er verlieren. Das Tier in ihm
    heulte, doch Wolfgang war ein besseres Tier. Mumm begriff, dass
    er einfach nicht die notwendige Gemeinheit aufbringen konnte.
    Früher oder später würde sich sein Gehirn zu Wort melden und
    ihn umbringen.
    Vielleicht solltest du damit beginnen, mich zu benutzen, teilte ihm das Gehirn mit.
    »Ja…«, sagte er langsam. »Ja, ich glaube, ich kann tatsächlich et-
    was tun…«
    Feuer und Silber, dachte Mumm. Und Silber fehlt in Überwald.
    »Ich mitkommen soll?«, fragte Detritus, der gewisse Signale zu
    deuten verstand.
    »Nein, ich glaube… ich glaube, ich breche jetzt auf, um jeman-
    den zu verhaften. Ich möchte keinen Krieg beginnen. Außerdem
    sol test du für den Fal hier bleiben, dass Wolfgang zurückkehrt.
    Aber du könntest mir dein Taschenmesser leihen.«
    In einer der aufgebrochenen Kisten fand Mumm ein Laken und
    riss einen langen Streifen ab. Dann nahm er die Armbrust von
    seiner Frau entgegen.
    »Er hat jetzt ein Verbrechen in Ankh-Morpork begangen«, sagte
    er. »Und dadurch gehört er mir .«
    »Sam, wir sind nicht in…«
    »Weißt du, man hat mich so oft darauf hingewiesen, wir seien
    hier nicht in Ankh-Morpork, dass ich daran geglaubt habe. Aber
    diese Botschaft ist Ankh-Morpork. Und ich…« Er hob die Armbrust. »Ich bin jetzt das Gesetz.«
    »Sam?«
    »Ja, Schatz?«
    »Ich kenne diesen Blick. Achte darauf, dass du keine Unschuldi-
    gen verletzt.«
    »Keine Sorge, Schatz. Ich werde zivilisiert sein.«

    Draußen standen mehrere Zwerge bei einem Artgenossen, der in
    einer Lache aus Blut im Schnee lag.
    »Welche Richtung?«, fragte Mumm. Die Worte mochten sie nicht
    verstehen, aber sie verstanden die Frage. Mehrere von ihnen deute-
    ten über die Straße.
    Mumm ging weiter, hielt die Waffe in der Armbeuge und zünde-
    te sich eine Zigarre an.
    Dies verstand er. Mit Politik kam er nicht gut zurecht. Dabei schienen sich Gut und Böse nur dadurch zu unterscheiden, aus
    welchem Blickwinkel man eine bestimmte Sache betrachtete. So
    etwas sagten zumindest die Leute, die auf jener Seite standen, die
    Mumm als »böse« ansah.
    In der Politik war alles viel zu kompliziert, und wenn es kompli-
    ziert wurde, versuchte jemand einen zum Narren zu halten. Doch
    auf der Straße, bei einer Verfolgungsjagd, war al es klar. Am Ende
    der Jagd würde jemand auf den Beinen bleiben, und man musste
    nur dafür Sorge tragen, dass man selbst dieser Jemand war.
    An der nächsten Straßenecke lag ein umgestürzter Karren, und
    der Fahrer kniete neben einem Pferd mit aufgerissenem Leib.
    »Welche Richtung?«
    Der Mann streckte die Hand aus.
    Die

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