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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Grund.«
    »Und weshalb wol te ihn jemand töten?« Reg Schuh konnte sehr
    geduldig sein. »Hat es irgendwelchen Ärger gegeben?«
    »Ich wissen, die Geschäfte laufen nicht mehr so gut.«
    »Ach? Ich dachte, ihr würdet hier regelrecht Geld scheffeln.«
    »Oh, ja, das man glauben könnte, aber nicht al e Dinge, die man nennt Keinesorge, stammen von uns. Es gibt inzwischen viel…«
    Der Troll verzog das Gesicht, als er sich zu konzentrieren versuch-
    te. »… Konn-kurr-renz. Viele andere Leute gesprungen sind auf
    den Gummikarren und sie bessere Fabriken haben und neue Ideen
    wie zum Beispiel besondere Keinesorge mit Käse-und-Zwiebel-
    Geschmack und mit Glöckchen dran und so. Von solchen Dingen
    Herr Keinesorge nie nichts wissen wol te, und dadurch sinken
    Verkaufszahlen unsere.«
    »Das hat ihm bestimmt Sorgen bereitet«, sagte Reg im Sprich-
    nur-weiter-Tonfall.
    »Er sich oft eingeschlossen hat in seinem Büro.«
    »Ach? Und warum?«, fragte Reg.
    »Er der Boss. Man nicht fragt den Boss. Aber einmal er meinen,
    bald käme besonderer Auftrag, der uns brächte wieder auf die Bei-
    ne.«
    »Wirklich?« Reg machte sich eine geistige Notiz. »Was für ein
    Auftrag?«
    »Keine Ahnung. Man nicht…«
    »… fragt den Boss«, zitierte Reg Schuh. »Na schön. Vermutlich
    hat niemand den Mörder gesehen, oder?«
    Falten der Anstrengung bildeten sich auf der Stirn des Trolls, als
    er nachdachte.
    »Den Mörder, ja, und vielleicht auch Herrn Keinesorge.«
    »Gab es eine dritte Partei?«
    »Weiß nicht. Ich kein Interesse haben an Politik.«
    »Abgesehen von Herrn Keinesorge und dem Mörder«, fragte
    Schuh und blieb so geduldig wie ein Grab. »War gestern Abend
    noch jemand hier?«
    »Weiß nicht«, antwortete der Troll.
    »Danke, du warst uns eine große Hilfe«, sagte Schuh. »Wir sehen
    uns noch ein wenig um, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Meinetwegen.«
    Der Trol kehrte zu seinem Bottich zurück.
    Reg Schuh hatte nicht damit gerechnet, etwas zu entdecken, des-
    halb blieb ihm eine Enttäuschung erspart. Aber er war gründlich,
    was zu den typischen Eigenschaften eines Zombies gehörte. Herr
    Mumm hatte ihn mehrmals davor gewarnt, sich von Spuren in zu
    große Aufregung versetzen zu lassen. Spuren, so meinte er, konn-
    ten einen auf die falsche Fährte locken, wenn sie zu einer Ange-
    wohnheit wurden. Man fand am Tatort eines Verbrechens ein
    Holzbein, einen seidenen Pantoffel und eine Feder – um daraus
    eine interessante Geschichte zu spinnen über einen einbeinigen
    Tänzer und ein Theaterstück, bei dem auch Hühner auf der Bühne
    erschienen.
    Die Tür des Büros stand offen. Es ließ sich kaum feststellen, ob
    irgendetwas angerührt worden war. Alles war ziemlich durchein-
    ander, doch das schien hier immer der Fal zu sein. Unterlagen
    stapelten sich auf einem Schreibtisch – Herr Keinesorges Ablage-
    system funktionierte offenbar auf der Grundlage von »Leg’s ein-
    fach irgendwohin«. Auf einer Bank lagen Gummimuster, Sacklei-
    nen, große Flaschen mit Chemikalien und Holzformen, denen Reg
    keine zu große Aufmerksamkeit zu schenken versuchte.
    »Hast du gehört, dass Korporal Kleinpo über den Einbruch ins
    Zwergenbrotmuseum sprach, als wir heute Morgen den Dienst
    angetreten haben, Knuddel?«, fragte Schuh. Er öffnete ein Glas
    mit gelbem Pulver und schnupperte daran.
    »Nein.«
    »Ich schon«, sagte Reg.
    Er schraubte den Deckel auf das Glas mit Schwefel und schnup-
    perte erneut. In der Fabrik roch es nach flüssigem Gummi – ein
    Geruch, der mit dem inkontinenter Katzen große Ähnlichkeit hat.
    »Und manche Dinge bleiben einem im Gedächtnis haften«, fügte
    er hinzu. »So ist das eben in unserem Job…«

    In dieser Woche nahm Obergefreiter Besuch-die-Ungläubigen-mit-
    erläuternden-Broschüren die Pflichten des Kommunikationsoffi-
    ziers wahr, was im Großen und Ganzen bedeutete, dass er sich um
    die Tauben kümmerte und den Nachrichtenturm im Auge behielt,
    natürlich mit Hilfe des Obergefreiten Abfluss. Obergefreiter Ab-
    fluss war ein Wasserspeier. Wenn es darum ging, den Blick auf eine
    Stelle gerichtet zu halten, leistete Wasserspeier hervorragende Ar-
    beit. In der neuen Industrie der Nachrichtenübermittlung waren
    ihre Dienste sehr gefragt.
    Obergefreiter Besuch fand Gefal en an den Tauben. Er sang ih-
    nen Kirchenlieder vor. Sie hörten sich kurze Predigten an und
    neigten dabei die Köpfe von einer Seite zur anderen. Hatte nicht
    Bischof Horn zu den Mollusken des Meeres gesprochen?

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