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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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erfahren.
    Â»Sie kennen sie?«
    Â»Kennen – na ja.« Er räusperte sich, aber die Heiserkeit blieb. »Hab mal mit ihr … zu tun gehabt.«
    Â»Mir reichen Name und Adresse.«
    Der Anrufer räusperte sich wieder, als wollte er Zeit schinden, sich seine Antwort zurechtzulegen.
    Â»Sie heißt Inga. Und sie wohnt in Schwetzingen, hat sie mir verraten.«
    Â»Darf ich fragen, woher Sie diese Inga kennen?«
    Im Hintergrund hörte ich Verkehrsgeräusche. Vielleicht telefonierte er am offenen Fenster. Oder aus einer Zelle.
    Â»Nein. Und meinen Namen werden Sie auch nicht erfahren. Die Telefonnummer brauchen Sie nicht zu checken. Ich ruf aus ’ner Zelle an. Verstehen Sie, ich …«
    Mitten im Satz legte er auf.
    Inga. Um die dreißig. Schwetzingen. Einen Versuch war es wert.
    Eine Viertelstunde später kannte ich bereits ihre Adresse. Der Vorname war zum Glück nicht allzu häufig, und von den sechs Ingas, die in Schwetzingen gemeldet waren, hatte nur eine einzige das passende Alter.
    Meine SMS hatte ich schließlich doch zu Ende getippt, Theresa hatte bisher noch nicht geantwortet.

10
    Inga Wolff wohnte in einem blassrosafarbenen Mietshaus, das nur wenige Meter östlich vom Schwetzinger Bahnhof gleich neben den Bahngleisen lag. Nicht allzu weit entfernt befand sich das berühmte Barockschloss, in dessen Vorgängerbau Luise von Degenfeld (1634 – 1677) seinerzeit auf ihren geliebten Kurfürsten gewartet hatte. Immer noch war der Himmel von strahlendem Blau. Die Sonne lachte auf mich herunter. Es war fast sommerlich warm, alles grünte und strotzte und blühte, als wäre es das letzte Mal. Auf der ruhigen Straße spielten Kinder Federball und Fangen. Das kleine Rasenstück vor dem Haus zierten Gänseblümchen und bunte Papierschnipsel. Die Vögel wollten sich nicht beruhigen in ihrer Begeisterung über diesen wunderschönen Tag.
    Und ich Idiot arbeitete. Vermutlich lachte die Sonne über mich.
    Inga Wolffs schmutziger, anthrazitfarbener Kleinwagen entpuppte sich als Citroën Xsara und parkte am Straßenrand.
    Ich drückte den Klingelknopf und musste ein Weilchen warten, bis sich eine schlaftrunkene, helle Stimme meldete und nach einigem Hin und Her der Türöffner summte. Inga Wolff wohnte im Erdgeschoss rechts und erwartete mich gähnend und in einem steingrauen Morgenmantel an der Wohnungstür. Zu meiner Überraschung war sie nicht weißblond, sondern hatte fuchsbraunes, schulterlanges Haar. Dennoch erkannte ich sie sofort wieder.
    Â»Polizei?«, fragte sie verwirrt und rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Ist was mit meinem Auto?«
    An ihrer schmalen Nase funkelte das Steinchen.
    Â»Es geht um den Samstagvormittag. Vorgestern. Erinnern Sie sich an mich?«
    Sie musterte mich mit großen, goldbraunen Augen von oben bis unten, schüttelte den Kopf.
    Â»Sie haben neben mir gestanden, als das Auto explodierte.«
    Â»Echt? Ich erinnere mich an gar nichts, ehrlich gesagt. Ich bin so dermaßen erschrocken …«
    Â»Warum sind Sie anschließend so eilig weggefahren?«
    Â»Bin ich das? Ich bin weggefahren, ja, weil ich sowieso schon spät dran war. Und ich war auch ganz durcheinander von dem Knall. Später habe ich im Radio gehört, dass es zum Glück keine Verletzten gegeben hat oder noch Schlimmeres. Ein Wunder, nicht wahr?«
    Sie sah mir so treuherzig in die Augen, dass ich die Hoffnung fahren ließ, die schlanke Frau mit den rührend kleinen bloßen Füßen könnte den Knopf des Zünders gedrückt haben. Aber sie war eine Augenzeugin. Eine Zeugin, mit der noch niemand gesprochen hatte.
    Â»Wollen wir uns nicht lieber setzen?«, schlug ich vor. Manches gesteht sich sitzend und unter vier Augen leichter als stehend an der Wohnungstür vor den Ohren der Nachbarn. Sie nickte, in Gedanken versunken, ließ mich ein.
    Kurze Zeit später saßen wir uns in Inga Wolffs winziger, vom Morgenlicht durchfluteter Neubauküche an der Miniaturausgabe eines Frühstückstischs gegenüber. Vor dem Fenster rumpelte ein endlos langer Güterzug vorbei. Auf dem Tischchen wackelte ein Kristallväschen mit drei angewelkten gelben Tulpen. Einige Blütenblätter waren schon abgefallen und lagen auf der Tischplatte. Daneben ein ungeöffnetes Päckchen Zigaretten. Eine altertümliche Kaffeemaschine blubberte und duftete heimelig. Außerdem roch

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