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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Geschäft, sollte man meinen. Aber seine Firma ist trotzdem vor ein paar Jahren pleitegegangen. Wovon er seither lebt, ist unklar.«
    Â»Hat er vielleicht noch alte Bekannte bei der Bundeswehr?«, fragte ich.
    Â»Sie denken an den Sprengstoff? So weit bin ich leider noch nicht. Jedenfalls wird er durch seinen Bankrott Schulden haben.«
    Â»Und hätte damit ein prima Motiv«, überlegte Balke mit hochgezogenen Augenbrauen. Er sah zur Decke. »Andererseits: Wenn ich eine Bank ausrauben wollte, würde ich mir dann ausgerechnet die aussuchen, über der ich wohne?«
    Â»Prembeck passt ins Raster«, erwiderte Vangelis kühl. »Er hat in der Tat das beste Motiv der Welt. Und wenn ich mich nicht irre, dann gehen wir in solchen Fällen üblicherweise so vor: Wir suchen nach Personen, die ein Motiv haben, die Möglichkeit, die Tat zu begehen, und die Fähigkeiten dazu.«
    Ich machte beschwichtigende Handbewegungen. Balke schluckte eine scharfe Erwiderung hinunter. Irgendetwas schien ihm an dem neuen Verdächtigen nicht zu passen.
    Â»Beschaffen Sie mir alles an Informationen, was Sie über diesen Herrn Prembeck herausfinden können«, wies ich Vangelis an. »Zur Not lassen Sie ihn beobachten. Sollte ja nicht weiter schwierig sein, im Bella Napoli gegenüber stehen jede Menge Zimmer leer.«

    Sönnchen war inzwischen fleißig gewesen, hörte ich, als ich wieder allein war. Über Rolf Runkel hatte sie die Adresse einer kleinen Kfz-Werkstatt in Erfahrung gebracht, die meinen armen Peugeot möglicherweise vor der Schrottpresse retten würde.
    Auch das Problem, wie der Wagen ohne Motor von Schlierbach quer durch die Stadt zum Industriegebiet im Westen gelangen würde, wo sich diese Werkstatt befand, hatte sie schon eine ebenso einfache wie illegale Lösung gefunden – ein Streifenwagen würde mich abschleppen.
    Â»Ich hoffe bloß, dass mich niemand sieht bei der Aktion«, seufzte ich. »Wenn das in die Zeitung kommt, dann können Sie mir den Gnadenschuss geben.«
    Im Vorzimmer begann Sönnchens Telefon zu klingeln. Sie wartete, bis das Gespräch automatisch auf meinen Apparat geschaltet wurde, hörte kurz zu und reichte mir schweigend den Hörer.
    Â»Södergren!«, meldete sich eine fröhliche Stimme, und als ich nicht sofort schaltete: »Die Dolmetscherin!«
    Â»Wie geht’s Ihrem Schützling?«
    Â»Primissimo! Roman hat ewig geschlafen und unglaublich viel gegessen. Jetzt denkt er darüber nach, in Heidelberg zu studieren. Wir haben schon im Internet geguckt, ob es Stipendien gibt, und er lernt Deutsch wie verrückt. Er hat ein ganz unglaubliches Sprachtalent.«
    Â»Freut mich, das zu hören, aber ich habe leider im Moment nicht allzu viel Zeit …«
    Â»Na, dann mache ich es kurz: Wir waren spazieren. Ich habe Roman ein bisschen Heidelberg gezeigt, und dabei hat er wen erkannt. Jemanden, den er am Samstag gesehen hat, als die Explosion war. Einen Fahrradkurier. Er hatte es völlig vergessen. Und wir dachten, das würde Sie vielleicht interessieren.«
    Und ob mich das interessierte!
    Â»Wo haben Sie den Kurier denn gesehen?«
    Â»Am Neckar unten, in der Nähe vom Marstall. Er war mit dem Rad unterwegs.«
    Â»Das hilft mir leider nicht viel weiter.«
    Â»Oh doch, das tut es. Wir haben Detektiv gespielt und sind ihm gefolgt. Zum Glück hat er unterwegs noch wen getroffen und gequatscht, sonst hätten wir das natürlich nie und nimmer geschafft, wie der gerast ist. Aber so haben wir dann mit knapper Not noch gesehen, wie er sein Rad in einen Hauseingang in der Mönchgasse getragen hat. Wir haben dann noch ein Weilchen an der Ecke gewartet. Aber er ist nicht wieder herausgekommen.«
    Kaum hatte ich aufgelegt, meldete sich mein Telefon erneut. Dieses Mal war es Balke.
    Â»Ich habe da was, was ich lieber nicht am Telefon …«
    Â»Kommen Sie rauf«, sagte ich gut gelaunt. »Ich spendiere Ihnen einen Latte Macchiato.«
    Sönnchen hatte mir inzwischen einen Cappuccino zubereitet, wie ich ihn liebte, mit ein wenig Kakaopulver auf dem Milchschaum, und ich gab Balkes Lieblingsheißgetränk in Auftrag. Ihre ungewöhnliche Wortkargheit ließ mich fürchten, dass sie schon wieder Zahnschmerzen hatte.
    Â»Es geht um die bewusste Dame in Schriesheim«, sagte Balke fünf Minuten später und nippte an seinem großen Glas. »Mir ist da was zu Ohren

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