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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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gekommen. Sie wollen es vermutlich nicht hören?«
    Â»Natürlich nicht«, sagte ich und beugte mich vor.
    Er lachte leise. »Ihr Geld macht sie im Wesentlichen im Import- und Exportgeschäft.«
    Â»Drogen?«
    Â»Möglicherweise. Es gibt eine Holding auf Zypern, in der sie irgendwie die Finger drin hat. Ich habe bisher nicht weniger als siebzehn Firmen identifiziert, die auf Frau Lebedeva oder jemanden aus ihrer Sippschaft laufen. Angefangen von Zwei-Mann-Klitschen bis hin zu einer Spedition in Wiesbaden, die um die dreihundert Lkws laufen und im vergangenen Jahr einen Umsatz von über hundert Millionen gemacht hat.«
    Â»Ich nehme an, diese Lkws fahren hauptsächlich osteuropäische Länder an?«
    Â»Praktisch ausschließlich. Da haben sie ihre Connections, da kennen sie die Regeln. Polen, Baltikum, natürlich Russland, Ukraine, Rumänien, Bulgarien.«
    Â»Das meiste Heroin aus Afghanistan kommt derzeit über die Ostroute herein«, überlegte ich.
    Â»Allerdings seit Jahren kaum noch via Bulgarien, habe ich mir sagen lassen. Ich habe vorhin mit jemandem beim BKA telefoniert. Natürlich ohne zu verraten, worum es geht.«
    Â»Was machen die anderen Firmen unserer … Freundin?«
    Â»Ganz normales Business. Immobilien. Bevorzugt schweineteure Immobilien für zahlungskräftige Kundschaft aus dem Osten. Villen in Baden-Baden, die Russen lieben ja Baden-Baden. Aber alles scheint so weit sauber zu sein.«
    Â»Ihnen ist klar, dass ich Ihr eigenmächtiges Vorgehen schärfstens missbilligen muss.«
    Â»Sonnenklar, Chef.« Balke grinste mir unternehmungslustig ins Gesicht. »Aber keine Sorge, das sind alles frei zugängliche Informationen. Ich habe nur ein bisschen herumtelefoniert und gegoogelt. Und selbstverständlich ausschließlich während meiner Freizeit. Aber wo wir gerade darüber sprechen: Mir ist da noch eine Idee gekommen.«
    Â»Ist sie illegal, diese Idee?«
    Â»Vielleicht unanständig. Aber illegal auf keinen Fall.«
    Â»Dann kann ich Sie wohl kaum daran hindern, sie in die Tat umzusetzen. Würde uns Ihre Idee denn weiterbringen?«
    Â»Gut möglich. Ich kann aber nichts versprechen. Und es würde eine Kleinigkeit kosten.«
    Â»Wie groß ist diese Kleinigkeit?«
    Â»Zweihundertfünfzig. Dreihundert, maximal.«
    Â»Das werde ich in irgendeinem Etatposten verstecken, wo es keinen Verdacht erregt. Sie bringen mir einen Beleg?«
    Balke nickte. »Und außerdem habe ich hier einen neuen Urlaubsantrag von Evalina. Das Mädchen hat im vergangenen Jahr sage und schreibe fünf Tage freigenommen, und das auch nur, weil ihre Eltern silberne Hochzeit gefeiert haben. Ich muss sie regelrecht zwingen, mal ein paar Tage auszuspannen.«
    Ich unterschrieb, ohne hinzusehen. Balke nahm den Schein an sich und sah mir ins Gesicht.
    Â»Wissen Sie, was mir bei dieser ganzen Geschichte so megamäßig auf den Geist geht? Je mehr wir rausfinden, desto wirrer wird alles. Und überall, wo es interessant werden könnte, laufen wir gegen Wände. Wir bräuchten wen, der sich nicht um Vorschriften scheren muss. Haben Sie nicht letztes Jahr mit einem Privatdetektiv zu tun gehabt?«
    Â»Machatscheck!«, fiel mir ein.
    Â»Nein, der hieß irgendwie anders.«
    Â»Ich meine den Journalisten, der uns bei der Angola-Sache unterstützt hat.«
    Ich hielt den Hörer schon in der Hand, aber Heinzjürgen Machatscheck war nicht leicht zu erreichen. Unter seiner alten Nummer, die ich noch im Computer fand, meldete sich eine gurrende Frauenstimme und fragte mich nach meinen geheimen Wünschen.
    Â»Darf ruhig ein bisschen versaut sein, Süßer«, hauchte sie. »Vanessa tut alles für dich.«
    Nach mehreren Telefonaten mit verschiedenen Redaktionen, für die der Journalist früher recherchiert und geschrieben hatte, notierte ich schließlich eine Schweizer Handynummer. Als ich Machatscheck kennenlernte, hatte ich mich anfangs darüber amüsiert, dass er mit einer Pistole unter der Achsel herumlief und ständig um sich sah, als wäre sein Leben bedroht. Erst nachdem sein Haus in Flammen aufgegangen war, hatte ich begriffen, dass er wirklich gefährlich lebte.
    Machatschecks Stimme klang dumpf, als er sich mit einem unwirschen »Ja?« meldete.
    Ich nannte meinen Namen, und er erinnerte sich sofort an mich.
    Â»Sie kennen die Spielregeln, Herr Gerlach«, sagte er

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