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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Geschick seinen Fisch zerlegte, brauchte ich nichts zu beweisen.
    Â»Schön, dass du hier bist, Alexander«, sagte er, als die Teller leer waren, und füllte die beschlagenen Gläser nach.
    Â»Danke für die Einladung«, erwiderte ich lächelnd. »Sie ist genau im richtigen Moment gekommen.«
    Â»Du wirkst müde, wenn ich das sagen darf.«
    Â»Das bin ich auch.« Ich erzählte ihm, was zurzeit bei der Heidelberger Kripo los war. Ich erzählte von der ausgeraubten Bank und dem explodierten Cayenne und meinem kaputten Auto. Von Theresa erzählte ich nichts.
    Â»Wo hast du eigentlich die ganze Zeit gesteckt?«, fragte ich am Ende. »Ich habe ein halbes Jahr nichts von dir gehört.«
    Â»Ich war in Italien. Wir alten Männer hassen den Winter, und mein Freund Cesare war so freundlich, mir ein Häuschen in Catanzaro zur Verfügung zu stellen.«
    Dieses Häuschen war in Wirklichkeit eine ausgewachsene Villa samt Park und Meerblick, vermutete ich. Eine Weile lauschten wir den Geräuschen der Altstadt, nippten hin und wieder an unseren langstieligen Gläsern.
    Â»Darf ich dich was fragen?«, fragte ich schließlich.
    Â»Man darf immer alles fragen«, erwiderte er ernst. »Wenn man keine Fragen mehr stellen darf, dann besteht ernster Grund zur Beunruhigung.«
    Â»Stimmt es, dass du einmal dem Sohn eines kalabresischen Mafiabosses das Leben gerettet hast?«
    Â»Ach das.« Er schmunzelte bei der Erinnerung. »Es klingt spektakulärer, als es war. Pasquale hatte einen Motorradunfall. Nachts, allein. In Kalabrien gibt es sehr einsame Sträßchen, musst du wissen. Ich bin ganz zufällig vorbeigekommen, habe ihn gefunden und ins Krankenhaus gefahren. Das ist die ganze Geschichte.«
    Â»Und dieser Pasquale ist Sohn eines Mafiabosses?«
    Â»Pasquale ist Cesares Sohn, ja. Der einzige, übrigens. Was vielleicht seine nachhaltige Dankbarkeit erklärt.«
    Â»Die unter anderem dazu führt, dass dein Weinkeller nie leer wird.«
    Â»Und dass wir eben zwei handgeangelte Doraden auf den Tellern hatten.«
    Â»Wie?«, fragte ich verdutzt. »Was heißt das jetzt?«
    Â»Ein Cousin Cesares betreibt ein Ristorante nicht weit von hier.«
    Â»Ãœber diesen Punkt möchte ich lieber nicht nachdenken. Der Polizist in mir könnte auf schlimme Gedanken kommen.«
    Â»Du müsstest mich foltern, um den Namen dieses Ristorante zu erfahren.«
    Lorenzo ließ es sich nicht nehmen, die zweite Flasche Chardonnay persönlich aus seinem Weinkühlschrank zu holen und zu entkorken.
    Â»Nicht, dass es mich irgendwas anginge«, nahm ich das Thema wieder auf, als die Gläser frisch gefüllt waren. »Aber es interessiert mich doch: Hast du kein Problem damit, auf Kosten der ’Ndrangheta ein halbes Jahr Urlaub zu machen, Wein zu trinken und Fisch zu essen?«
    Â»Weshalb sollte ich?« Aus Lorenzos Stimme klang ehrliches Erstaunen.
    Â»Böse Zungen könnten sagen: Du lässt dich von der Mafia aushalten.«
    Â»Es ist meines Wissens nicht verboten, Geschenke anzunehmen. Für Cesare bin ich Mitglied der Familie, seit ich ihm seinen Sohn zurückgebracht habe. Er vergöttert und verhätschelt seinen Stammhalter.«
    Â»An dem Geld, mit dem diese Geschenke bezahlt werden, klebt Blut, Lorenzo.«
    Nun war doch der Polizist zu Wort gekommen. Und mit einem Mal waren Heiterkeit und Unbeschwertheit verflogen.
    Lorenzo wich meinem Blick nicht aus. »Cesare verdient seinen Lebensunterhalt mit Baustoffhandel und ähnlichen Geschäften, Alexander. Kriminalität in dem Sinne, den du meinst, hat er längst nicht mehr nötig. Natürlich zieht er seine Geschäftspartner hin und wieder ein wenig über den Tisch. Aber zeig mir einen erfolgreichen Geschäftsmann, der das nicht tut.«
    Glaubte Lorenzo etwa, was er da redete?
    Â»Dein Cesare ist mit kriminellen Mitteln groß geworden. Jetzt, wo er reich ist, kann er es sich natürlich leisten, den Ehrenmann zu spielen. Aber ich bin überzeugt, er würde jederzeit auf seine alten Methoden zurückgreifen, wenn es nötig wäre.«
    Â»Vielleicht ist er auch nur ein wenig ehrlicher als andere?«
    Plötzlich schmeckte mir der Wein nicht mehr. »So blauäugig, wie du dich im Moment gibst, kannst du unmöglich sein!«, versetzte ich scharf.
    Â»Mein lieber Alexander, ist dieser Abend nicht zu schön für solche

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