Der Fürst der Dunkelheit
schickte man jene vor, die entbehrlich waren.
Wütend knirschte er mit den Zähnen und dachte an diese armen ermordeten Mädchen, die man geköpft und dann in den Fluss geworfen hatte. Es war möglich, aber unwahrscheinlich, dass diese Verbrechen von einigen seiner neueren Lakaien begangen worden waren. Sein Instinkt sagte ihm, dass Stephan selbst dahintersteckte.
Stephan verbreitete gern Angst und Schrecken.
Er mochte es, wenn die Behörden glaubten, sie hätten es mit einem abscheulichen – aber menschlichen – Verrückten zu tun.
Aber natürlich hatte er nicht mit einem Mann wie Sean Canady gerechnet.
Mark selbst hätte sich so etwas nicht vorstellen können. Es war ja nicht nur der Polizist, der von der Existenz von Vampiren überzeugt war. Hier in New Orleans gab es eine ganze Gruppe von Menschen, die Bescheid wussten und etwas gegen die bösartigen Vampire unternehmen wollten. Unglücklicherweise befanden sich die meisten von ihnen gerade im Ausland.
Nach dem, was Seans Frau Maggie sagte, ereigneten sich die schrecklichsten Dinge meist in Dritte-Welt-Ländern, wo die Leute weder Geld noch Hoffnung hatten, wo es ständig Putsche und Bürgerkriege gab, wo Aids vorherrschte und wo es so viel Chaos und Leid gab, dass Vampire ihre Herrschaft ungestört ausüben konnten, ohne überhaupt aufzufallen.
Aber Sean war noch da, ein paar andere ebenfalls, obwohl Sean noch nicht verraten hatte, um wen es sich dabei handelte. Mark war klar, dass er weiterhin sehr vorsichtig mit diesem Mann umgehen musste, wenn er sich sein Vertrauen verdienen wollte. Maggie war da offener gewesen. Sie hatte ihm mit großem Ernst zugehört und ihm dann einige Geschichten über ihre Freunde erzählt.
Es war eine geradezu absurde Unterhaltung – oder wäre es gewesen –, wenn er nicht der wäre, der er war – und die Lage so dramatisch.
Und jetzt war Stephan höchstselbst in Erscheinung getreten.
Das Wichtigste aber war, dass Lauren endlich an die Existenz von Vampiren glaubte.
Er trat aus der Dusche und beschloss, zum Krankenhaus zu gehen.
Ein Handtuch um die Hüften geschlungen, griff er sich ein anderes, um sich die Haare zu trocknen. Er hörte er ein zaghaftes Klopfen an der Tür und zögerte, weil er sich noch nicht bereit für Besuch fühlte.
“Ja?”
“Ich bin’s. Lauren.”
Er überlegte einen Moment.
Dann ging er zur Tür und öffnete.
Ihre Augen schienen von einem noch leuchtenderen Grün zu sein als in seiner Erinnerung. Ihr Haar glänzte noch feuriger. Sie war zwar noch blass, aber sie schien stark und wachsam zu sein.
Und sie stand vor seiner Tür.
“Darf ich reinkommen?”
“Ähm, klar.” Er trat zur Seite und bat sie mit einer Geste herein.
Sie hockte sich aufs Fußende seines Betts. Falls sie registrierte, dass er praktisch nichts anhatte, ließ sie es sich nicht anmerken.
Sie roch nach Shampoo und Parfum, sehr erotisch. Sie hatte sich für ein schlichtes schwarzes Kleid entschieden, das ihre Kurven betonte, was er nicht übersehen konnte.
“Ist das alles wirklich, ich meine,
wirklich
, passiert?”, wollte sie wissen.
“Ja.”
“Unmöglich.” Sie starrte ihn an. Sie wünschte offenbar immer noch, er würde die Wahrheit verleugnen.
Er setzte sich neben sie, sah ihr in die Augen, berührte sie jedoch nicht. “Was soll daran unmöglich sein? Das Böse auf der Welt gibt es in vielen verschiedenen Formen. Meistens ist es menschlich. Heute haben wir es mit Vampiren zu tun, das ist alles. Stephan ist Realität, seine Armee von Möchtegernmördern ist ebenfalls Realität. Ich habe von Anfang an versucht, Ihnen zu sagen, was wirklich vorgeht. Und ich gebe mir die Schuld an dem, was Deanna zugestoßen ist. Zunächst glaubte ich, Sie wären als Einzige in Gefahr. Aber er hat versucht, über Deanna an Sie zu gelangen.”
“Wird es ihr wieder besser gehen?”
“Wir dürfen auf jeden Fall nicht die Hoffnung aufgeben.”
Sie stand auf und ging ruhelos zur Glastür, die auf den Balkon hinausführte. Sie zog die Vorhänge zurück und blickte hinaus in die Nacht.
“Es ist wunderschön hier”, sagte sie. In ihrer Stimme lag eine merkwürdige und schmerzliche Sehnsucht.
“Ja, das ist es”, stimmte er zu.
Zu seiner Überraschung ließ sie den Vorhang los und trat direkt auf ihn zu.
“Ich sollte mich auf den Weg machen”, sagte sie leise. “Ich muss heute Nacht noch etwas erledigen.”
“Sie meinen, Sie wollen wieder ins Krankenhaus.”
“Ja, das und …”
Ihre Stimme verlor sich, sie
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