Der Fürst der Dunkelheit
Vampire können sehr verführerisch sein”, sagte Mark.
Sean nickte. “Wenn irgendwas Ungewöhnliches passiert, rufe ich Sie sofort an.”
Mark dankte ihm und ging.
Stephan und seine Anhänger sind auf leichte Beute aus, dachte er: Frauen, die für Geld zu haben sind, aber nicht ahnen, dass am Ende sie selbst bezahlen müssen.
Am Tag ruhten sich die meisten von Stephans Vampirarmee vermutlich aus, wohl, weil während des Tages die Stadt stiller war als in der Nacht. Die Touristen sahen sich den historischen Bezirk an, die Museen, die Geschäfte. Eltern fuhren Kutsche mit ihren Kindern. Das Aquarium und der Zoo zogen die Mengen an.
Aber die Bars waren schon geöffnet.
Ebenso wie die Stripclubs.
Er klapperte ein paar Bars ab und hörte sich ein paar Bands an. In einer Bar war die Gruppe so toll, dass er am liebsten alles vergessen und nur zugehört hätte, aber er widerstand diesem Drang. Nirgends spürte oder sah er etwas Auffälliges. Alles war ruhig.
Er beschloss, es in ein paar Stripclubs zu versuchen. Im Bottomless Pit fand er zerschlissene Teppiche, billige Kundschaft und müde Stripperinnen vor. Niemand wirkte auch nur im Geringsten bedrohlich. Tatsächlich schienen sowohl die Tänzerinnen wie das Publikum in eine Art Tiefschlaf gefallen zu sein.
Er ging weiter und entdeckte eine Neonreklame, die
Nackt! Nackt! Nackt!
versprach.
Ein Koberer mit schlechten Zähnen stand davor und wollte die Leute hineinlocken. Mark bezahlte den Eintritt, um mal einen Blick in den Laden zu werfen.
Nicht viel los.
Ein paar verstreute Gäste, darunter ein untersetzter Mann in der ersten Reihe gleich neben der Stange. Ein erschöpfter Ansager versuchte, aufgeregt zu klingen, als er von einer Nefertiti schwärmte, der Göttin unter den Frauen.
Sie erschien auf dem Laufsteg, und trotz der bedrückenden Atmosphäre dieses Schuppens, der Langeweile des Ansagers und der schäbigen Erscheinung der meisten Gäste war sie außergewöhnlich hübsch, beinahe eine Schönheit. Groß, goldene Haut, langes, volles, dunkles Haar. Sie trat an die Stange und sah den untersetzten Typ an.
Sie beugte und krümmte sich. Anfangs trug sie mit Flitter besetzte Haremshosen und einen juwelenbesetzten Büstenhalter. Es dauerte nicht lange, dann war sie wie versprochen nackt, nackt, nackt.
Sie bekam einen ganz anständigen Applaus für ihren Auftritt, wenn man bedachte, dass der Laden nicht besonders voll war.
Nefertiti trat von der Bühne ab, der Ansager kündigte als Nächstes ein Cowgirl namens Annie Oakley an.
Die war offensichtlich schon eine ganze Weile dabei. Ihre Brüste waren eindeutig aus Silikon, aber die Schwerkraft gewann schon wieder die Oberhand.
Nur wenige Leute sahen ihr überhaupt zu.
Nefertiti hatte sich wieder angezogen, wenn auch nicht gerade wie für einen Kirchgang, und bot dem Mann in der ersten Reihe einen Lap Dance an. Mark beobachtete mit einem Auge die Bühne, Nefertiti mit dem anderen. Sie veranstaltete das übliche Zeug, aber der untersetzte Typ schien regelrecht verliebt.
Marks Handy klingelte. Er meldete sich mit einem leisen “Ja?”
“Ich hab was.” Es war Sean.
Aber Mark hörte ihn kaum; er fluchte und klappte das Handy zu. Nefertiti kaschierte es recht gut, aber nicht gut genug, um vor Mark zu verbergen, dass sie ihre Zähne gerade in das fette Fleisch und die pulsierende Halsschlagader des dicken Kunden senken wollte.
Heidi wirkt beinahe wieder wie Heidi, dachte Lauren. Sie schien allerdings über ihr eigenes Verhalten verwirrt, fast als würde sie sich kaum noch an gestern erinnern.
“Hallo”, sagte Lauren und umarmte sie.
“Hallo”, echote Heidi. Dann fragte sie ängstlich: “Glaubst du, dass Deanna wieder gesund wird? Ich … ich weiß gar nicht mehr so recht, was gestern passiert ist. Vermutlich hab ich mir irgendwas eingefangen. Und eins wirst du gar nicht glauben können. Es ist schrecklich.”
“Was denn?”, fragte Lauren mit klopfendem Herzen.
“Ich kann meinen Verlobungsring nirgends finden. Wie in aller Welt habe ich bloß meinen Verlobungsring verloren?”
“Der wird schon wieder auftauchen”, beruhigte Lauren.
“Barry wird mich umbringen.”
“Nein, wird er nicht. Und du … du willst ihn doch immer noch heiraten?”
Heidi verzog das Gesicht. “Selbstverständlich werde ich ihn heiraten.”
“Da bin ich aber froh.”
“Wann hab ich denn gesagt, dass ich ihn nicht mehr heiraten will?”, drängte Heidi.
Stacey trat mit frischem Kaffee an den Tisch und sagte
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