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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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selbstbeherrscht, so …«
    Taddeo war verzweifelt genug, um sich mir anzuvertrauen.
    Der Grund für die Hochzeit mit Fioretta war nicht nur das Bündnis mit der Familie des Papstes gewesen. Taddeo hatte Fioretta geheiratet, weil er Francesco liebte! Doch Francesco ahnte nichts von Taddeos Gefühlen.
    »Ich liebe Fioretta nicht. Ich kann nicht mit ihr schlafen. Fioretta liebt dich. Sie wäre sicher glücklich, wenn du heute Nacht in ihr Bett kämest …«
    »Taddeo …«, begann ich.
    »Ich wäre es auch«, gestand Taddeo. »Ich brauche einen Erben!«

    Herzog Guidos Krankheit verschlimmerte sich während der eisigen Schneestürme des Januars 1508 von Tag zu Tag. Nach einem Sturz auf der Marmortreppe zum Cortile verließ er kaum noch das Bett. Luca war fast ständig an seiner Seite und spielte mit seinen Holzsoldaten im Schlafzimmer des Herzogs, während Guido seine Audienzen abhielt. Auch ich war oft bei ihm, las ihm aus Senecas De Brevitate Vitae vor und spielte auf der Laute, während er mit geschlossenen Augen im Bett ruhte.
    Nichts konnte seine grausamen Schmerzen lindern, die seinen zerbrechlichen Körper zu Stein erstarren ließen, nicht einmal Caterinas Wundermittel. Ich redete ihm zu, Urbino zu verlassen und nach Fossombrone zu gehen, wo das Wetter günstiger und der Wind nicht so kalt war. Dort, hoffte ich, würde er sich erholen. Aber er weigerte sich, wollte Francesco nicht kampflos das Spielfeld in Urbino überlassen und sich von ihm ›ash-Shah mat‹ setzen lassen.
    Zu Beginn des Karnevals schlug das Wetter um, der Schnee schmolz, und er verließ zum ersten Mal seit Wochen das Bett. Auf meinen Arm gestützt, stieg er die Marmortreppe zum Cortile hinunter und zog sich in den Sattel. Er hatte sich endlich entschlossen, nach Fossombrone zu reiten. Ich küsste Luca zärtlich und hob ihn zum Herzog auf das Pferd, der mich gebeten hatte, meinen Sohn mitnehmen zu dürfen.
    Guido reichte mir seine Hand zum Abschied: »Spiel unser Spiel, Raffaello! Tu, was du tun musst! Meinen Segen hast du.«
    »Und Ihr, Exzellenz, haltet Euch von den dunklen Spielfeldern fern, den Schatten und Dolchen des schwarzen Königs …«
    Mit meinem Sohn vor sich im Sattel machte Guido sich mit Baldassare Castiglione und einer Schar Bewaffneter auf den Weg nach Fossombrone.

    »Wie heißt das Spiel, das wir spielen, Raffaello?«, fragte Eleonora.
    Es war Karneval: Francesco, Taddeo und ich waren bis lange nach Mitternacht verkleidet durch die Straßen von Urbino gezogen und hatten uns bei Wein und Tanz amüsiert. Dann war ich maskiert in den Palazzo Ducale zurückgekehrt. Wie in den Nächten zuvor, in denen wir uns heimlich in Eleonoras Bett geliebt hatten. Es war ein gefährliches Spiel, das meine Geliebte und ich spielten – wenn Francesco uns entdeckte, war unser Leben keinen Scudo mehr wert.
    »Das Spiel heißt: Ich liebe dich.« Ich küsste sie. »Und ich will es gleich noch einmal spielen«, versprach ich ihr.
    Wir hatten uns leidenschaftlich geliebt und lagen erschöpft in den Armen des anderen. Nun beugte ich mich über sie, um ihren Hals zu küssen, ihre Brüste. Meine Zunge umspielte ihren Bauchnabel.
    »Nein, das meinte ich nicht«, sagte sie. »Ich meine Gian Andrea Bravos Ermordung, Onkel Guidos Versöhnung mit Francesco, Taddeos wundersame Bekehrung zur erotischen Liebe. Ich meine Fiorettas ›unbefleckte Empfängnis‹! Was wird hier gespielt?« Sie hielt mein Gesicht mit beiden Händen, damit ich ihrem Blick nicht ausweichen konnte.
    »Das Spiel heißt: ›Ash-Shah mat‹ – Tod dem König!«, erklärte ich und küsste sie auf ihre Lippen.
    »Wer ist der weiße König? Herzog Guido?«
    »Mhm.« Ich setzte die Eroberung ihres Körpers fort.
    Sie stöhnte wohlig und räkelte sich in den Kissen. »Und wer ist der schwarze König? Francesco?«
    »Mhm.«
    »Und Clarissa ist seine Königin. Wusstest du, dass sie schwanger ist? Sie wird Francesco im nächsten Sommer vielleicht einen Sohn schenken. Einen Erben!«, sagte sie. »Und auf welcher Seite des Spielfeldes stehst du, Raffaello? Du weichst Herzog Guido nicht von der Seite. Er hat dich zu seinem engsten Vertrauten gemacht. Er nennt dich so oft ›mein Freund‹, dass Francesco die Stirn runzelt. Und nachts amüsierst du dich in Fiorettas Bett.«
    Ich schwieg.
    »Fiorettas Kind ist von dir, nicht wahr?«, fragte sie leise.
    »Ja.« Im Mondlicht versuchte ich, Eleonoras Gesicht zu erkennen.
    »Fioretta liebt dich noch immer, nach all den Jahren«, seufzte sie. »Genau

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