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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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und doch mit dem Stolz einer della Rovere.
    »Wie wirst du das Bild nennen, Raffaello?«, fragte mich Fioretta, als ich den Firnis auftrug. Ihre Anwesenheit in der Werkstatt war schon längst nicht mehr nötig, und trotzdem kam sie jeden Tag.
    »Da es ein Hochzeitsporträt ist: Madonna Fioretta «, schlug ich vor.
    »Nein, ich meine: Wie nennst du es selbst?«
    »Ich nenne es Die Stumme .«
    Fioretta trat hinter mich und legte ihre Hände auf meine Schultern, so wie früher. »Die Stumme« , echote sie, als sie das Gemälde betrachtete. »Die Frau auf dem Bild schweigt und erzählt doch die ganze Geschichte von Liebe, Hass, Verzweiflung, Trauer und Wut. Ein Gefühl hast du vergessen zu malen, Raffaello! Die Angst!«
    Ich nahm sie zärtlich in den Arm und hielt sie fest. Sie schmiegte sich an mich und legte ihren Kopf an meine Schulter.
    Wie oft hatten wir in den letzten Wochen so gestanden!
    »Wovor hast du Angst, Fioretta?«, fragte ich sie leise.
    »Vor der Zukunft. Vor meinem nächsten Gemahl. Er ist heute Morgen nach Urbino gekommen.«
    »Wer ist es?«, fragte ich sie.
    »Gott allein weiß es! Und mein Bruder. Er kam maskiert und wurde sofort in Francescos Arbeitszimmer geführt. Ich nehme an, dass mein Bruder mir meinen Gemahl vorstellen wird, wenn der Ehevertrag unterschrieben und von Francesco Buffa gesiegelt ist«, sagte sie hasserfüllt. »Mit Auszahlung der Kaufsumme werde ich dann sein Eigentum. Ich werde wieder einen neuen Namen annehmen, mich in das Bett meines Gemahls legen und den Vollzug der Ehe über mich ergehen lassen. Dann werde ich jedes Jahr schwanger und …« Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.
    »Fioretta! Fioretta!« Ich drückte sie an mich und wiegte sie in meinen Armen wie ein kleines Kind.
    »Das ist das Ende meiner Freiheit«, stöhnte sie.
    »Aber für Gian Andrea Bravo hättest du deine Freiheit aufgegeben«, erinnerte ich sie.
    Sie hob ihr tränennasses Gesicht. »Dich wollte ich auch heiraten, Raffaello! Vor fünf Jahren!«
    »Das war die Idee einer Nacht, Fioretta!«
    »Die Idee einer wundervollen Liebesnacht. Du warst ein zärtlicher Liebhaber. Bitte, Raffaello, bleibe mein Freund! Lass mich nicht allein!«
    Gianni stürzte in die Werkstatt. In der Hand hielt er einen Brief: »Der ist gerade für dich abgegeben worden, Maestro! Von einem Boten des Herzogs.«
    Ich entfaltete das Pergament. Francesco bat mich in den Palast: Er habe etwas mit mir zu besprechen.

    Als ich eine halbe Stunde später sein Arbeitszimmer betrat, thronte Francesco hinter seinem Schreibtisch. Vor ihm saß auf einem Polsterstuhl der Maskierte. Er hatte mir den Rücken zugedreht. Trotzdem kam er mir seltsam bekannt vor …
    »Du hast mich rufen lassen, Francesco?«
    »Wie weit sind die Vorbereitungen für Fiorettas Vermählung?«
    »Es gibt noch ein paar organisatorische Fragen. Die kann nur der Bräutigam beantworten – immerhin gebe ich sein Geld mit vollen Händen aus«, sagte ich sarkastisch.
    »Dann stelle deine Fragen jetzt, denn die Hochzeit wird in wenigen Tagen stattfinden«, forderte mich Francesco auf. »Der Ehevertrag wurde eben unterzeichnet. Die Ehe ist somit per procura geschlossen. – Darf ich dir Fiorettas Bräutigam vorstellen? Ich glaube, ihr kennt euch.«
    Der Maskierte hatte sich von seinem Sessel erhoben und zu mir umgedreht. Die schwarzen Haare … die blauen Opalaugen …
    Er nahm die Maske ab.
    »Taddeo!«, rief ich. Ich bemühte mich, mein Entsetzen hinter einem undurchsichtigen Lächeln zu verbergen. Taddeo ging eine Allianz mit Urbino ein, ein Bündnis mit den della Rovere! Er heiratete in die Familie des Papstes ein, um den Ablasshandel in Rom an sich zu reißen und Agostino Chigi vom Spielfeld zu werfen.
    »Ich … ich gratuliere dir, Taddeo«, stotterte ich. »Und deiner … Gemahlin Fioretta.«
    Der Principe schloss mich in seine Arme und küsste mich auf beide Wangen. »Danke, mio caro! Ich habe Fioretta noch nie gesehen. Sie soll sehr schön sein!«
    »Sie ist ungeduldig, dich kennen zu lernen«, versicherte ich ihm.
    Taddeo hatte seinen Arm freundschaftlich um meine Schultern gelegt und ging ein paar Schritte mit mir. »Lass uns die Hochzeit besprechen, Raffaello. Die Zeremonien, die Gästeliste und die Abreise nach Florenz.« Er neigte sich zu mir und murmelte: »Und noch etwas: Wenn du meine Beziehung mit Baccio d’Angelo auch nur mit einem Wort erwähnst, bringe ich dich um!«

    Fiorettas und Taddeos Hochzeit war eine gewaltige Inszenierung, die von der

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