Der Fürst der Skorpione
er. »Unsere Spuren sind ziemlich schwer zu finden, vor allem natürlich, wenn wir nicht geschnitten haben. Manchmal habe ich auch den Eindruck, sie wollen uns nicht mehr ausrotten wie früher. Sie würden es wahrscheinlich nie zugeben, aber bis zu einer gewissen Grenze tolerieren sie uns. Heißt aber nicht, dass das immer so bleibt.« Manchmal gab Nick anderen Rider-Gruppen sogar Tipps, welche Container besonders geeignet waren und mit welchen man sich besser nicht abgab.
»Du ahnst nicht, mit was für einem Schrott die in der Gegend rumfahren. Ich hab schon Container gesehen, da waren Löcher im Boden mit einem halben Meter Durchmesser. Da konnte man prima auf die Straße durchgucken. Man hört ab und zu, dass welche durchfallen.«
Nick gab sich wie seine Freunde ziemlich cool. Das gehörte bei einem Freerider anscheinend dazu. Nur einmal wurden sie an diesem Tag richtig nervös. Die Karawane verringerte wie immer ihre Geschwindigkeit, um eine neue Containereinheit aufzunehmen. Das war nichts Besonderes. Aber erstens wurde diesmal der Neuzugang nur drei Einheiten entfernt vom Basislager der Riders eingegliedert, zweitens erschien kurz danach wie aus dem Nichts ein sehr tief fliegender Hubschrauber, der die Karawane eine ganze Weile begleitete. Die Riders blieben reglos, sprachen kein Wort und lauschten angespannt auf alle Veränderungen in den Fahrgeräuschen. Endlich verschwand der Hubschrauber wieder.
»Wertguttransport«, sagte Danielle. »Der Hubschrauber war eine Warnung. Finger weg von der neuen Einheit. Zum Glück ist die Außenhaut der Container wärmer als wir, sonst hätten sie unsere Infrarot-Signaturen sehen können.«
Wenig später, sie mussten schon an Rom vorbei sein, hielt Danielle eine Rede.
»Okay, Leute. Ihr wisst ja eigentlich, worum es geht, aber weil wir Gäste haben, will ich noch mal ins Detail gehen. Wir sind ja freie Unternehmer.« Die Riders lachten. Tabea hatte das Gefühl, dass Danielle gerne Reden hielt und ihre Wirkung genoss. »Wir haben ein paar Waren dabei, die wir in den Süden bringen und dort gegen Sachen eintauschen, die wir wieder mit zurück in den Norden nehmen. Außerdem holen wir uns diesmal eine Belohnung dafür ab, dass wir unseren Freunden Björn und Tabea hier Geleitschutz in die Wüste geben.« Er sah Björn an und lächelte dabei unangenehm.
»Und was«, warf Tabea aus reiner Neugier ein, »bringt ihr eigentlich da runter? Und was bringt ihr wieder mit rauf?« Björn warf ihr einen warnenden Blick zu. »Das, liebe Tabea«, sagte Danielle mit einem Haifischgrinsen, »geht dich einen Scheißdreck an.« Er wandte sich wieder an die ganze Gruppe. »Eigentlich ist alles wie immer. Wir haben zwei Röntgencheckpoints, einen beim Verlassen des Festlandes, an der Brücke nach Sizilien, und einen, wenn es auf die Brücke nach Tunesien geht. Wir haben immer das gleiche Ziel: Erstens dürfen wir nichts von der Ware verlieren, zweitens niemanden von uns. Ihr habt ja gesehen, dass ein Wertguttransport in der Karawane ist, und das bedeutet, dass wir uns ganz besonders gut verdünnisieren müssen. Wir müssen uns und unser Basislager weiter nach vorn verpflanzen und dann so gut über drei oder vier Wagen verteilen, dass wir im Röntgenbild wie der übliche Müll aussehen, den man in leeren Containern findet: Paletten, Kartons, Abfall. Beim Verdünnisieren müssen wir natürlich unseren Gästen hier Hilfestellung leisten. Aber das wird schon klappen. Los, an die Arbeit!«
In Windeseile hatten die Riders ihren Kram handlich zusammengepackt und sammelten sich an einem Ende des Containers. So wenig Björn und Tabea auch dabeihatten, sie brauchten doch länger als die Riders. Als Danielle sich davon überzeugt hatte, dass es dunkel genug war, gab er den Befehl zum Aufbruch. Draußen schlug Tabea der Fahrtwind ins Gesicht. Die Straßen waren wieder schlechter geworden, Staub wirbelte um sie her, und sie band sich schnell ein Tuch vors Gesicht, um besser atmen zu können. Danielle legte die Marschordnung fest – sie und Björn liefen in der Mitte der Kolonne – und dann ging es los.
Bei den ersten drei Containern gab es keine Probleme. Der vierte war ein Kesselwagen für Flüssigkeiten und hatte keinen Umlauf an den Seiten. Man musste auf seinem Rücken lang. Schon die schmale Leiter nach oben gefiel Tabea gar nicht. »Okay«, schrie Danielle in den Wind, als sich alle auf der Plattform am Fuß der Leiter versammelt hatten. »Das ist jetzt nicht so schön. Wir kennen ja
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