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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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geschehen, aber dann …“, sprudelte es über die schmalen Lippen. Sie waren vor Angst so stark verzerrt, dass die Worte verwischten.
    „Du wirst die Finger von dem Talisman lassen, Francis. Du solltest lediglich die Silberplatte in der Gruft öffnen. Hast dusie geöffnet?“
    „Sie ist zu schwer, um sie beiseitezuschieben.“
    „Dann lass dir etwas einfallen. Ich verlange nicht zu viel von dir.“
    „Wenn er etwas bemerkt, bringt er mich um!“
    „An diesem Punkt waren wir bereits. Ich bin überzeugt, dass in deinem kranken Hirn noch genügend Intelligenz sitzt, um Fehler zu vermeiden. Morgen Schlag Mitternacht werde ich die Gruft betreten. Ich erwarte, den Sarkophag offen vorzufinden.“
    Wimmernd drückte Francis Dashwood die Stirn gegen seine Knie. Um eine Einsicht reicher geworden, heulte er Rotz und Wasser. Die Sehnsucht auf ewige Jugend, auf die er so sehr gehofft hatte, war in dieser Nacht zerschellt. Er würde altern und welken wie jeder Sterbliche, denn Mica dachte nicht daran, auch nur einen Tropfen seines kostbaren Blutes an diesen Jammerlappen zu verschwenden. Ohne eine weitere Anweisung verließ er das Haus. Francis Dashwood würde gehorchen.

    Das Erlöschen war ein beängstigender Zustand. Obwohl Berenike davon ausgegangen war, dass damit alles beendet sein würde, spürte sie deutlich die Schwere ihres Körpers und den leichten Druck ihrer gefalteten Hände auf der Brust. Mit dem Erwachen ihres Geistes setzten erste Gedanken ein. Durchweg entsetzlich in ihrer Konsequenz.
    Branwyn hatte seinen Biss nicht versiegelt und sie war ausgeblutet. Hatte er sie etwa aufgebahrt? Eingedenk seiner Grausamkeit lag sie vermutlich in einem der Sarkophage in der Gruft und dort würde sie bis in alle Ewigkeit liegen, während ihr Verstand nachließ und schließlich versiegte. Ein Erlöschen dieser Art schien ihr ein zu hoher Preis für die Möglichkeit eines ewigen Daseins. Zumal es zu sehr an die Gefangenschaft im Kokon der Larvae erinnerte. Ganz allmählich drang die Umwelt in ihre Panik. Eine Matratze, auf der sie lag. Die Wärme einer Decke. Das Zirkulieren ihres Blutes in ihrem Leib und ein metallener Geschmack im Mund. Sie lebte und hatte sich genährt. An Branwyn. Kälte stieg auf, als würde sich Gletschereis um sie schließen. Sie hatte Blut getrunken. Was darauf gefolgt war, entzog sich ihrer Erinnerung.
    Unvermittelt wurde sie sachte an der Schulter berührt und schrak zusammen.
    „Nike.“
    Mica. Ihr Bruder war bei ihr. Langsam schlug sie die Augen auf. Am Rande ihres Sehfeldes tanzte der verschwommene Lichtkegel einer Kerze. Über ihr war ein Baldachin aus Holz, dessen Schnitzereien ihr vage vertraut waren. Sie war im Jagdhaus und in Sicherheit. Auf ihren zittrigen Atemzug hin beugte Mica sich über sie und berührte ihre Wange. Sein Gesicht schien ihr das Schönste, was sie je gesehen hatte. Perlweiße Haut, umgeben von einer Aureole aus Goldhaar. Zu Recht nannte das alte Volk ihn eine Lichtgestalt. Rein und anmutig wie ein Engel lächelte er auf sie herab.
    „Ich lebe.“
    „Und es wird ein ewiges Leben sein, Schwesterchen. Allerdings bist du sehr schwach und solltest liegen bleiben, bis es dir besser geht.“
    Ungeachtet seiner Mahnung umfasste sie seinen Arm und zog sich hoch. Ein Stechen fuhr durch ihren Hals. Sie drückte die Hand dagegen. Ihre Haut war unversehrt. Als sie schluckte, stachen winzige Nadeln in ihre Kehle.
    „Es wird einige Tage dauern, bis die Wunde vollständig ausheilt“, sagte Mica und schob Kissen in ihren Rücken. „Du hast mehr Blut verloren als genommen. Wenn du mehr brauchst, bekommst du es von mir.“
    Obwohl das Stechen bei jeder kleinen Bewegung einsetzte, schüttelte sie den Kopf. „Ich habe Branwyn gebissen, sein Blut genommen“, entfuhr es ihr entsetzt. „Jemand war dort. Du und … Juvenal hat es gesehen! Er hat alles gesehen!“ Sie schlug die Hände vor den Mund. Das hätte niemals geschehen dürfen. Mehr denn je musste er überzeugt sein, dass sie ein nach Blut gierendes Geschöpf war, das sein Misstrauen verdiente.
    Mica schlug die Beine übereinander und umfasste sein Knie. „Juvenal geriet außer sich, sobald er erfuhr, wohin du gegangen bist. Es war unmöglich, ihn daran zu hindern, dir zu folgen. Zum Glück, denn ich wäre zu spät gekommen.“
    „Ich erinnere mich. Er kämpfte gegen Branwyn. Und da war ein … Jaguar?“
    Mica schmunzelte verschmitzt. „Das war Grishan.“
    „Grishan“, echote sie leise und versuchte, die Erinnerungsfetzen

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