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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Sancho auf dem Dachboden aufgestöbert hatte und der feste Haarknoten in ihrem Nacken boten ein Bild vollkommener Unschuld. Dabei hatte dieses verfressene Miststück es beinahe zuwege gebracht, dass er seine Prinzipien vergaß. Wie es ihm gelungen war, sich von ihr loszureißen, anstatt ihr Gewalt anzutun, wusste er nicht. Vermutlich war es ihr durchdringender Angstschrei gewesen, der ihn aufgehalten hatte.
    Zucker knirschte zwischen ihren Zähnen, als sie ein Stück Apfel probierte. Offenbar mundete es ihr, denn nach dem ersten Bissen begann sie, schneller zu essen. Sie konnte ihrem harmlosen Heißhunger nachgeben, während ihm jede Erleichterung versagt blieb. Das von ihr hervorgekitzelte Verlangen brannte in seinen Lenden. Natürlich war da Melody und ihr Angebot, doch nach allem, was über ihre Lippen gekommen war, schien es ihm angenehmer, selbst Hand an sich zu legen. Bei allen Höllenhunden, so weit würde es noch kommen!
    Das Flirren türkisgrüner Augen machte ihm bewusst, dass er beobachtet wurde. Um Micas Mundwinkel spielte ein ironisches Lächeln. Natürlich wusste der Vampir von seinem inneren Aufruhr. Es gab sehr wenig, was dem Gespür des Goldenen entging. Zu den Vermutungen, die Juvenal über Branwyn geäußert hatte, hatte Mica bisher keinen Kommentar abgegeben. Jetzt wich sein Lächeln einer ernsten Miene.
    „Ich zweifle daran, dass Branwyn der Mörder deines Sohnes ist.“
    Für den Moment rückte Berenike in den Hintergrund. Juvenal lehnte sich in seinem Stuhl vor. „Er forderte Gilian heraus, indem er sein Revier betrat und sich an seiner Verlobten vergriff. In der Nacht, als Gilian starb, hat er Branwyn gejagt und mit großer Wahrscheinlichkeit gestellt.“
    „Wenn es sich so verhält, war es ein gerechter Kampf, den er selbst provozierte.“
    „Branwyn ist ein Mörder!“, mischte sich Grishan ein.
    Seine Jugend sprach gegen seine Anwesenheit bei dieser Unterredung, doch vor Dritten wollte Juvenal ihn nicht vor die Tür schicken. Ohne den Einwurf zu beachten, fuhr er fort. „Die eigentliche Frage ist, weshalb Branwyn nach London kam und Schottland verließ, Mica. Es gibt nur einen guten Grund. Er suchte nach einem neuen Revier und war bereit, dafür zu töten. Da es einen meiner Söhne traf, hat er mir den Krieg erklärt.“
    „Unsere Kriege …“
    „Sind zu vereinzelten Scharmützeln geworden, das wissen wir beide. Dennoch wurde Blut vergossen und ein Leben genommen.“
    Mica blickte unter sich und drehte an seinem Ring. Der Rubinstein schien das vergossene Blut in sich aufgenommen zu haben und im Kerzenschein abzustrahlen. „Ich kann es nicht glauben, Juvenal. Die Vampire wissen von meinem Bündnis mit deiner Sippe. Branwyn mag eigene Entscheidungen treffen, aber er würde sich niemals über meinen Willen hinwegsetzen.“
    „Soweit mir bekannt ist, sind die wenigsten mit deinem Willen einverstanden.“
    Mica zog seine hellen Augenbrauen zusammen. „Die Vampire unterstehen meiner Order. Mein Wort ist Gesetz.“
    Von jeher hegte Mica die Überzeugung, ein Gott zu sein. Trotz vieler Veränderungen hatte sich dieser Glaube nie vollständig gelegt. Anbetung und Verehrung, sei es von den Vampiren oder seinen Blutquellen, nahm er als ebenso gegeben hin wie sein auffälliges Goldhaar. Seit Jahrtausenden war er der Goldene. Sollte es vor ihm einen anderen mit diesem Titel gegeben haben, war er vor langer Zeit erloschen und vergessen. Seine Welt war ein ununterbrochenes Erstrahlen seiner Macht. Allein für seine Selbstherrlichkeit hätte Juvenal ihm am liebsten die Faust ins Gesicht geschmettert. „Seit einigen Jahren hat sich auch für dich vieles geändert“, erinnerte er Mica.
    „Mag sein, dass der eine oder andere Kritik an meinem Vorgehen übt. Trotzdem sind sich alle ohne Ausnahme bewusst, welche Konsequenzen ein Zuwiderhandeln hat.“
    „Definitiv muss Branwyn mit Konsequenzen rechnen“, knurrte Juvenal. „Ruben und Cassian wissen noch nichts von Gilians Tod. Sonst wären sie bereits unterwegs, um einen deiner Vampire zu reißen. Oder denkst du, dein Bündnis mit Cassian hält ihn davon ab? Branwyn hat sein Dasein verwirkt.“
    Absichtlich erwähnte er Cassian und stellte damit das Bündnis infrage. Jedes Druckmittel war legitim. Sofern es in Mica etwas auslöste, verbarg er es gekonnt. Bedächtig legte er die Fingerspitzen aneinander und blickte über lange Zeit stumm darüber hinweg. Das Türkis in seinen Augen brodelte.
    „Woran zweifelst du eigentlich?“, warf Grishan

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