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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gunn
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verkleidete Prinzessin; ich wollte keine Zweifel hochkommen lassen. Jetzt ist alles klar.«
    »Nein, Babs«, protestierte Sibert heiser. »Ich habe mich an den Plan gehalten –«
    »An deinen Plan vielleicht. Den Ausgang hast du ein bißchen verändert. Du wolltest mich verkaufen. Ich hätte die absurde Geschichte, die du mir im Motel erzählt hast, nicht glauben dürfen. Ich hätte wissen müssen, daß du selber nicht daran glaubst. Du bist zu rücksichtslos, um einen menschlichen Impuls zu begreifen. Du hast schon drei Leute getötet –«
    »Babs, ich schwöre, daß das hier nicht dazugehört!«
    »Oh, das glaub’ ich dir. Du warst schlau, aber nicht schlau genug. Die anderen gewinnen. Du verlierst alles. Du tust mir leid, Eddy. Ich habe dich geliebt. Du hättest Unsterblichkeit haben können, aber du hast sie weggeworfen.«
    Siberts Gesicht verzerrte sich, als er den Kopf abwandte, weil er das kalte Wissen in ihren Augen nicht zu ertragen vermochte. Als er wieder zu ihr hinübersah, standen die drei Männer wieder vor ihr. Sie führten Barbara zur Tür; sie drehte sich nicht um.
    »Bringt sie in die Wohnung unten«, sagte Locke. »Ihr kennt sie – sie steht lange genug bereit. Alle Wachstationen bemannen; sie muß pausenlos beobachtet werden. Sie wird versuchen, Selbstmord zu begehen. Derjenige, der das zuläßt, wird ein Jahr brauchen, bis er endlich sterben darf.«
    Dann war sie fort.
    Locke wandte sich Sibert wieder zu. Er lächelte.
    »Gegen die Organisation kommen Sie nicht an; das hätten Sie wissen müssen. Niemand schafft es.« Er machte eine Pause. »Sie haben mir einmal erzählt, daß Sie kein besonders guter Schauspieler waren, Sibert. Sie hatten recht; wir haben Sie in Joplin eingeholt. Als Sie das Motel verließen, fingen wir das Mädchen. Mein Problem ist jetzt, was ich mit Ihnen anfange.«
    »Ich bin gesichert«, sagte Sibert schnell.
    »Der Brief, den Sie vor der Schießerei geschrieben haben?« Locke schüttelte mitleidig den Kopf. »Es war doch selbstverständlich, daß wir nach Ihrer Flucht den Briefkasten ausgeleert haben.«
    Die Lippen des Wesens im Rollstuhl bewegten sich; kaum hörbares Flüstern erreichte Lockes Ohr.
    »Mr. Tate meint, es gäbe kein Problem: Sie müssen sterben. Sie haben sein Gesicht gesehen. Selbstverständlich müssen Sie sterben. Die Frage ist nur: wie? Wir würden Sie gern wegen Mordes der Polizei übergeben, aber Sie wissen zuviel.
    Zunächst sperren wir Sie ein. Sie werden Zeit haben, Ihre Sünde zu bedenken. Sie ist uralt – auch Adam und Eva haben sich dieser Sünde schuldig gemacht. Sie kann nicht vergeben werden: zuviel Wissen.«
     
    Die Zelle irgendwo in einem der vielen Stockwerke unter dem Monolithen enthielt nur ein Bett. Sibert saß regungslos auf dem Bettrand, unfähig zu schlafen, unfähig, mit dem Denken aufzuhören.
    Irgendwo hatte er einen Fehler gemacht. Aber soviel er auch nachdachte, er konnte keinen Augenblick bestimmen, in dem ihm anders zu handeln möglich gewesen wäre. Er mußte sich um sein Wohlergehen kümmern. Kein anderer würde es tun. Er hatte den einzig möglichen Handel abschließen müssen, der ihm Unsterblichkeit und Sicherheit vor einem gewaltsamen Tod einbringen sollte. Gegen die Organisation war man machtlos. Er und Barbara hätten nie endgültig entfliehen, sich nie auf die Dauer verstecken können. Eines Tages hätte man sie gefunden, und dann kam für ihn das Ende und für sie das unvermeidbare Schicksal. Sie war ein zu seltenes Wesen, um jemals eine Privatperson zu werden, um mehr als ein Besitz sein zu können. Sie war etwas, das man ausnutzen wollte.
    Ja, Barbara hatte ihn geliebt; viele Frauen hatten ihn geliebt. Aber nur, weil er sie verstand, weil er sie geschickt und mit unendlicher Geduld umwarb.
    Der Riegel an der Stahltür der Zelle wurde zurückgeschoben. Sibert sprang auf. Die Tür öffnete sich.
    »Liz!«
    Sie stand in der Tür, den Blick auf sein Gesicht gerichtet. Mit zwei Schritten war er neben ihr.
    »Ich dachte, du – Liz!« sagte er mit schwankender Stimme. »Bin ich froh, daß du es bist!«
    Sie hatte eine Pistole in der Hand und streckte sie ihm hin. Er nahm die Waffe, berührte ihre Hand. Sie zog sie weg.
    »Liz!« sagte er. »Ich weiß nicht, was ich –«
    »Sag’s nicht«, erwiderte sie. »Du hast mich als Werkzeug benutzt wie alle Menschen, mit denen du in Berührung gekommen bist. Du bist ein kaltblütiger Verbrecher. Aber ich konnte nicht zulassen, daß sie dich umbringen. Von jetzt an mußt du

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