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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gunn
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allein weitermachen. Laß dich bei mir nie mehr blicken; ich könnte dich sonst selbst erschießen.«
    Sie drehte sich um und ging davon.
    »Liz!« zischte Sibert. »Wo ist das Mädchen?«
    Sie schaute sich um, deutete mit dem Finger zur Decke und war verschwunden.
    Vorsichtig schlich Sibert durch den dunklen Korridor; bis er eine Rampe erreichte, die nach oben führte, waren sogar ihre Schritte verklungen. Sibert wagte sich weiter. Der Korridor im nächsten Stockwerk war leer. Er stieg eine zweite Rampe hinauf, verblüfft von der Stille.
    Im zweiten Korridor lag ein Mann auf dem kalten Betonboden. Sibert beugte sich über ihn. Er atmete schwer; weder im Gesicht noch am Kopf war eine Verletzung zu sehen.
    Ein ohrenbetäubendes Heulen erfüllte plötzlich den Korridor!
    Sibert richtete sich auf und rannte davon. Nach ein paar Schritten stieß er auf einen zweiten Mann, der ausgestreckt am Boden lag. Sibert lief weiter.
    An der ersten Rampe lief er wieder nach oben, direkt in die Hände einer Gruppe von Bewachern. Sie nahmen ihm die Pistole ab. Nach kurzer Diskussion führten ihn zwei von den Wächtern zu Locke.
    Im Arbeitszimmer herrschte Chaos. Über eine Wand zuckten Szenen, zeigten ein Zimmer nach dem andern mit dahinhastenden Männern. Locke brüllte Befehle. In der Ecke kauerte Mr. Tate in seinem Rollstuhl, die Lider über eingesunkenen Augen geschlossen.
    Mit einer abschließenden scharfen Geste packte Locke die Armlehne seines Sessels, und die Wand verdunkelte sich. In die Stille hinein stöhnte er: »Sie ist verschwunden.«
    »Verschwunden?« wiederholte Sibert.
    »Wo ist sie?« fauchte Locke. »Wie haben Sie es gemacht?«
    »Wie kommen Sie auf die Idee, daß ich es gewesen sein könnte?«
    »Irgendwie sind Sie aus Ihrer Zelle ausgebrochen. Auf irgendeine Art haben Sie fünf Bewacher kampfunfähig gemacht und das Mädchen entführt. Warum Sie zurückgeblieben sind, weiß ich nicht, aber ich würde Ihnen raten, jetzt auszupacken.«
    Sibert schüttelte den Kopf.
    »Es ist schwer, die Gans zu finden, die die goldenen Eier legt«, sagte er leise, »aber noch schwerer, sie festzuhalten.«
    »Bringt ihn in den Verhörraum«, befahl Locke.
    Die Wachen ergriffen ihn. Das Wesen in der Ecke rollte vorwärts; sein Mund öffnete sich.
    »Wartet!« sagte Locke. Die Wächter zögerten. »Mr. Tate hat recht. Sie sind ein halsstarriger Mann, Sibert, und unsere einzige Verbindung zu dem Mädchen. Wir arbeiten mit Ihnen zusammen. Notfalls zahlen wir Ihren Preis. In der Zwischenzeit werden Sie bewacht. Sie werden keine Chance haben, zu entkommen. Ich möchte nur eines wissen: Wer hat Ihnen geholfen?«
    »Ist sonst noch jemand verschwunden?« sagte Sibert ruhig.
    »Sanders«, knurrte Locke. »Sanders kann es nicht sein. Er war zwanzig Jahre lang hier tätig.«
    »Na und?« meinte Sibert achselzuckend. Liz gedachte er zu retten; vielleicht konnte er sie wieder einmal brauchen. Er hatte Barbara verloren, aber eine Gnadenfrist gewonnen. Sie würde so lange dauern wie die Geduld der Männer, die Tag für Tag dem Tod näherrücken und die Nacht nicht ertragen können.
    Barbara würden sie nicht fangen. Nicht das Mädchen, daß einen Schwerverletzten versteckt und wieder gesundgepflegt hatte, das Mädchen, das nur gefangen worden war, weil dieser Mann es verraten hatte.
    Barbara war jetzt klüger. Sie würde niemandem mehr vertrauen. Das war eine Lehre, die die Unsterblichen sehr früh beherzigen sollten.
    Irgendwann in naher Zukunft, dachte Sibert, würde er eine Chance zur Flucht finden; er mußte bereit sein. Er würde ihr Spiel mitspielen, warten und lauern, und bevor sie dahinterkamen, daß er mit Barbaras Flucht nichts zu tun hatte, würde seine Chance kommen.
    Die Zeit danach würde nicht angenehm sein. Solange er lebte, würde er vor mächtigen, angstgepeinigten Männern flüchten, und er selbst würde zu seiner fruchtlosen Suche nach einer verlorenen Prinzessin getrieben sein, die als gewöhnliche Sterbliche verkleidet war – die ein unschätzbares Geschenk besaß, daß er weggeworfen hatte.
    Aber daran wollte er jetzt nicht denken. Er verzog den Mund angesichts der ironischen Wendung: die unwahrscheinliche Geschichte, die er Barbara erzählt hatte, entsprach der Wahrheit.
    Sanders! Zwanzig lange Jahre hindurch hatte dieser farblose, nahezu anonyme Mann in staubigen Akten gewühlt und auf eine Gelegenheit gewartet, die niemals kommen mochte. Zwanzig Jahre! Und Cartwright war vor zwanzig Jahren verschwunden. Die

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