Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gunn
Vom Netzwerk:
Zuerst war die Autofahrzeit für die Stadt wichtig gewesen, dann die Hubschrauberflugzeit. Die Entfernung verlor an Bedeutung. Schließlich war die Zeit für die Stadt abgelaufen. Sie war so offensichtlich ein Meer aus Karzinogenen und Krankheiten geworden, daß man die Verbindung zu den Vororten abgeschnitten hatte. Lieferungen von Nahrung und Rohstoffen kamen an, und Lieferungen von Fertigprodukten kamen heraus, aber niemand ging mehr hinein – wenn er nicht zu den Medizinischen Zentren wollte. Sie lagen in den Städten, weil dort die Rohstoffe dafür zu finden waren: das Blut, die Organe, die Krankheiten, die Leiber für die Experimente.
     
3.
     
    Harry ging neben Marna, vor Christopher und Pearce, aber das Mädchen sah ihn nicht an. Sie schritt dahin, als sei sie allein. Nach einer Weile sagte Harry: »Hören Sie, ich kann nichts dafür. Ich habe das nicht gewollt. Können wir nicht Freunde sein?«
    »Nein!«
    Er preßte die Lippen zusammen und ließ sie vorausgehen, obwohl sein Handgelenk zu schmerzen begann. Was machte es ihm aus, ob ihn eine Dreizehnjährige mochte oder nicht?
    Der westliche Himmel verblaßte von Scharlachrot zu Lavendel und Purpurrot. Weder in den Ruinen noch auf der Straße regte sich etwas. Sie waren allein in einem Ozean des Verfalls. Sie hätten die letzten Menschen auf einer zerstörten Erde sein können.
    Harry fröstelte. Bald würde es schwerfallen, auf der Straße zu bleiben.
    »Beeilen Sie sich«, sagte er zu Pearce, »wenn Sie die Nacht nicht hier mit den Leichenschändern und Kopfjägern verbringen wollen.«
    »Es gibt schlimmere Gesellschafter«, flüsterte Pearce.
    Als sie das Motel erreichten, war eine mondlose Nacht über sie hereingebrochen, und die alten Vororte lagen hinter ihnen. Alles war im Dunkeln, nur ein großes Neonleuchtzeichen verkündete ›Motel‹, ein kleines ›Zimmer frei‹, und an dem Tor eine Matte mit der Aufschrift ›Willkommen‹. Auf einer Milchglasscheibe standen die Worte: ›Knopf drücken.‹
    Harry wollte das gerade tun, als Christopher drängend sagte: »Dr. Elliott, schauen Sie!« Er deutete mit einem Holzstock, den er vor einer Weile gefunden hatte, auf den Zaun.
    »Was ist denn?« fauchte Harry. Er war müde, nervös und verdreckt. Er starrte in die Dunkelheit. »Ein totes Kaninchen.«
    »Christopher meint, daß der Zaun unter Strom steht«, sagte Marna, »und die Matte unter Ihren Füßen ist aus Metall. Ich glaube nicht, daß wir hineingehen sollten.«
    »Unsinn!« sagte Harry scharf. »Wollt ihr lieber hier bleiben und euch dem ausliefern, was sich nächtens herumtreibt? Ich bin schon öfter in Motels gewesen. Wir haben nichts zu fürchten.«
    Christopher hielt ihm den Stock hin. »Vielleicht drücken Sie den Knopf besser mit dem da.«
    Harry runzelte die Stirn, nahm den Stock und trat von der Matte. »Meinetwegen«, sagte er mürrisch. Beim zweiten Versuch traf er den Knopf. Die Milchglasscheibe verwandelte sich in ein Kameraauge. »Wer läutet?«
    »Vier Reisende auf dem Weg nach Topeka«, sagte Harry. Er hielt den Paß vor die Scheibe. »Wir können bezahlen.«
    »Willkommen«, sagte der Lautsprecher. »Kabinen dreizehn und vierzehn öffnen sich, sobald Sie die entsprechende Summe einwerfen. Wann wollen Sie geweckt werden?«
    Harry sah seine Begleiter an.
    »Bei Sonnenaufgang«, sagte er.
    »Gute Nacht«, sagte der Lautsprecher. »Schlafen Sie gut.« Das Tor rollte hoch. Christopher führte Pearce um die Metallmatte herum und den Weg hinauf, Marna folgte ihnen. Gereizt sprang Harry über die Matte und holte sie ein.
    Eine Reihe schmaler Glasziegel am Rand des Weges leuchtete auf, um ihnen zu zeigen, wohin sie sich wenden mußten. Sie kamen an einer Panzerfalle und mehreren Maschinengewehrstellungen vorbei, aber alles war verlassen.
    Als sie die Kabine mit der Nummer 13 erreichten, sagte Harry: »Die andere brauchen wir nicht; wir bleiben zusammen.« Er steckte drei Zwanzigdollar-Uranstücke in den Münzenschlitz.
    »Danke«, sagte die Tür. »Treten Sie ein.«
    Als sich die Tür öffnete, rannte Christopher hinein. Der kleine Raum enthielt ein Doppelbett, einen Stuhl, einen Tisch und eine Stehlampe. In der Ecke befand sich ein abgeteiltes Badezimmer mit einer Dusche, einem Waschbecken und einer Toilette. Der Junge ging sofort zum Tisch, hob eine Plastikspeisekarte auf und kehrte zur Tür zurück. Er half Pearce in das Zimmer und wartete an der Tür, bis Harry und Marna eingetreten waren. Er brach die Speisekarte auseinander. Als die

Weitere Kostenlose Bücher