Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag
ist.«
»Herrgott!« Anne zerrte an seinem Kragen, während sie ihn zuknöpfte. »So etwas macht mich nervös!«
»Warum?«
»Ich fühle mich verantwortlich!«
»Das solltest du nicht.« Devereaux war fasziniert. Sie wirkte jetzt sehr ernst. Er fragte sich ...
Das Telefon klingelte.
»Hallo?«
»Mr. Samuel Devereaux?« fragte die präzise Stimme eines männlichen Briten.
»Ja, hier ist Sam Devereaux.«
»Ich habe auf Ihren Anruf gewartet ...«
»Ich bin gerade angekommen«, fiel Sam ihm ins Wort. »Ich habe mich noch gar nicht nach Anrufen erkundigt. Wer spricht?«
»Im Augenblick nur eine Telefonnummer.«
Devereaux machte eine kurze Pause und entgegnete dann verärgert: »Dann sollte ich Ihnen sagen, daß Sie die ganze Nacht gewartet hätten. Ich erwidere keine Anrufe, wenn man mir nur eine Telefonnummer nennt.«
»Kommen Sie schon, Sir! Sie erwarten doch keinen anderen wichtigen Anruf.«
»Das ist ein wenig anmaßend, finde ich ...«
»Sie können finden, was Sie wollen, Sir! Ich habe es sehr eilig und bin recht verstimmt über Sie. Wo wollen Sie sich jetzt mit mir treffen?«
»Ich weiß nicht, ob ich das will. Ziehen Sie Leine, Basil, oder wie zum Teufel Sie sonst heißen.«
Diesmal entstand am anderen Ende der Leitung eine
Pause. Sam konnte schwere Atemzüge hören. Und dann sprach die Telefonnummer wieder. »Um Himmels willen, haben Sie Mitleid mit einem alten Mann! Ich habe Ihnen nichts zuleide getan.«
Plötzlich war Sam gerührt. Die Stimme klang so, als wäre der Mann verzweifelt. Er erinnerte sich an das letzte Gespräch mit Hawkins. »Sind Sie ...«
»Keine Namen, bitte !«
»Okay, keine Namen. Sind Sie zu erkennen?«
»Allerdings. Ich dachte, das wüßten Sie.«
»Das wußte ich nicht. Also treffen wir uns irgendwo außerhalb.«
»Natürlich. Ich dachte, das wüßten Sie ebenfalls.«
»Hören Sie auf, das zu sagen!« Devereaux wußte nicht, wer ihn in größere Wut versetzte — Hawkins oder der Engländer am Telefon. »Dann sollten Sie besser den Ort wählen, sofern Sie nicht ins Savoy kommen wollen.«
»Unmöglich! Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich habe einige Apartmenthäuser in Belgravia. Eines davon ist das Empire Arms. Kennen Sie es?«
»Ich kann es finden.«
»Gut. Ich werde dort sein. Apartment vier sieben. Ich brauche eine Stunde, um nach London zu kommen.«
»Sie brauchen sich nicht zu beeilen. Ich will mich nicht in einer Stunde mit Ihnen treffen.«
»Oh? Wann dann?«
»Wann schließen denn heutzutage die Pubs?«
»Um Mitternacht. In einer knappen Stunde.«
»Scheiße.«
»Wie, bitte?«
»Wir sehen uns um ein Uhr.«
»Ausgezeichnet. Ich werde den Türhüter im Empire verständigen. Und denken Sie daran — keine Namen! Einfach Apartment vier sieben.«
»Vier sieben.«
»Und, Devereaux, bringen Sie die Papiere mit.«
»Welche Papiere?«
Diesmal dauerte die Pause länger, und der Atem des Engländers ging noch schwerer. »Diesen verdammten Vertrag, Sie Esel! «
Anne akzeptierte nicht nur die Tatsache, daß sie sich beim Dinner beeilen mußten und daß er sein Hotel verlassen würde, sondern das schien sie sogar zu entzücken.
Sam wunderte sich immer weniger. Warum das so war, blieb ihm schleierhaft, aber das Was wurde immer klarer. Er versprach, nach seiner Rückkehr noch einen Schlummertrunk mit ihr zusammen einzunehmen. Wann, war unwichtig, sagte Anne und gab ihm einen Schlüssel.
Das Taxi hielt am Randstein vor dem Empire Arms. Als Sam das Apartment vier sieben erwähnte, wurde er von einem livrierten Türsteher auf einem komplizierten Weg durch einen Dienstboteneingang, über eine kurze Hintertreppe, einen Lastenaufzug und schließlich zum Lieferanteneingang der Wohnung geführt.
Ein finster blickender Mann mit einem Akzent aus dem Norden Englands verlangte eine Identifizierung und führte Sam dann durch eine Speisekammer, ein großes Wohnzimmer, eine Halle und schließlich in eine kleine, schwach beleuchtete Bibliothek, wo ein ziemlich häßlicher, kleiner alter Mann am Fenster saß — im Halbdunkel. Die Tür schloß sich. Devereaux stand da und paßte seine Augen dem schwachen Licht und dem unattraktiven Alten im Armsessel an.
»Mr. Devereaux — natürlich«, sagte der verrunzelte alte Mann.
»Ja. Sie müssen der Danforth sein, von dem Hawkins gesprochen hat.«
»Lord Sidney Danforth.« Der häßliche kleine Mann spie die häßlichen Worte aus, und dann wurde seine Stimme plötzlich süß wie Sirup. »Ich weiß nicht, wie Ihr
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