Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
vor zehn Jahren. Und jetzt schau einmal her ...« Lilli legte ihre Brille weg und zog die Decke von Devereaux’ Brust. »Da, siehst du? Und hier und hier und hier ! Absolut kein Muskeltonus. Muskelpartien, die seit Jahren nicht mehr gebraucht worden sind. Und hier.«
    »Autsch!«
    »Deine latissimi dorsi existieren gar nicht. Wann hast du das letztemal Gymnastik getrieben?«
    »Letzte Nacht. In der Dusche.«
    »Gegen diesen Aspekt deiner Kondition läßt sich nichts einwenden. Aber das ist nur ein kleinerer Teil deines ganzen Lebens ... «
    »Nein, für mich gar nicht!«
    »... in bezug auf das ganze Muskelnetz. Dein Körper ist ein Tempel. Du darfst nicht zulassen, daß er durch Vernachlässigung und mangelnden Einsatz verkommt und zerbrökkelt. Du mußt ihn aufputzen! Gib ihm eine Chance, sich zu strecken und zu atmen und nützlich zu sein. Dazu ist er bestimmt. Schau dir MacKenzie an ...«
    »Einspruch, ich will mir MacKenzie nicht anschauen!«
    »Ich meine das bildlich.«
    »Ich hab’s gewußt«, murmelte Devereaux niedergeschlagen. »Ich kann ihm nicht entkommen.«
    »Ist dir klar, daß Mac über fünfzig ist? Aber sein Körper — straff, eine gespannte Feder mit perfektem Tonus ... «
    Lillis Augen wanderten zur Decke — blickten ins Nichts. So wie Anne das im Savoy getan hatte. Sie erinnerte sich, so wie Anne sich erinnert hatte - und das waren keine kühlen Erinnerungen.

    »Nun«, sagte Sam, »Hawkins hat schließlich auch sein ganzes Leben beim Militär verbracht. Mit Laufen und Springen und Töten und Foltern. Er mußte in Form bleiben, um zu überleben. Er hatte keine Wahl.«
    »Da hast du unrecht. Mac begreift, was es bedeutet, über eine volle Kapazität zu verfügen und sein ganzes Potential zu erleben. Einmal hat er zu mir gesagt — nun, lassen wir das, es ist unwichtig.« Lillian nahm die Hand von Devereaux’ Brust und griff nach ihrer Brille.
    »Nein, bitte.« Das Schlafzimmer im Kempinski hätte ebensogut ein Schlafzimmer im Savoy sein können. Aber die Frauen waren nicht austauschbar. Sie waren durchaus Individuen. »Ich würde gern hören, was Mac gesagt hat.«
    Sie strich nachdenklich über die Bügel der Brille. »Dein Körper sollte eine realistische Erweiterung deines Geistes sein, bis an seine Grenzen getrieben, aber nicht mißbraucht. «
    »Mir hat das ›das Äußere ändern, das Innere durcheinanderbringen< besser gefallen ...«
    »Was?«
    »Das hat er auch gesagt. Vielleicht begreife ich es nicht — das Intellektuelle und das Physische sind Gegenpole. Ich könnte mir vielleicht vorstellen, vom Eiffelturm hinunterzufliegen, aber es ist wohl besser, wenn ich es nicht versuche.«
    »Weil das nicht realistisch wäre — es wäre Mißbrauch. Aber du könntest es trainieren, in Rekordzeit an dem Turm hinunterzuklettern. Das wäre realistisch, eine physische Ausweitung deiner Fantasie. Und es ist wichtig, das zu versuchen.«
    »Den Eiffelturm hinunterzuklettern?«
    »Wenn es eine ernsthafte Erwägung ist, hinunterzufliegen. «
    »Das ist es nicht. Wenn ich diesem pseudoscholastischen Knittelvers folgen kann, dann sagst du, wenn man in Betracht zieht, etwas zu tun, dann sollte man das auch nach besten Kräften in physische Begriffe übersetzen.«
    »Ja. Das Wesentliche ist, daß man nicht träge bleiben
darf.« Lillian machte eine emphatische Handbewegung. Das Laken fiel herunter.
    Unerträglich schön, dachte Devereaux. Aber im Augenblick unberührbar. Das Mädchen debattierte.
    »Das ist entweder viel komplizierter oder viel einfacher, als es klingt«, entgegnete er.
    »Es ist viel komplizierter, glaub mir«, antwortete sie. »Die Subtilität liegt in der Offensichtlichkeit.«
    »Du glaubst also an dieses Konzept der Herausforderung, nicht wahr?« fragte Sam. »Ich meine, im Wesen ist es doch die notwendige Befriedigung, die man daraus bezieht, die Herausforderung anzunehmen, oder?«
    »Ja, ich denke schon. Um ihrer selbst willen — um des Versuchs willen, nach dem zu greifen, was man sich vorstellen kann. Um das eigene Potential auf die Probe zu stellen.«
    »Und das glaubst du.« In seinen Worten lag keine Frage.
    »Ja. Warum?«
    »Weil meine Fantasie in diesem Augenblick so heftig arbeitet, daß ich sie gar nicht ertragen kann. Ich empfinde die Notwendigkeit, um mich physisch auszudrücken — mein Potential auf die Probe zu stellen. Innerhalb vernünftiger Grenzen, natürlich.« Er erhob sich von seinem Stützpunktlager, bis er ihr gegenübersaß, bis ihre Augen auf gleicher Höhe

Weitere Kostenlose Bücher