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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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waren. Er streckte die Hand aus und nahm ihre Brille, klappte sie zusammen und ließ sie über den Bettrand fallen. Dann streckte er die Hand aus, und sie gab ihm die Speisekarte.
    Lillians Augen leuchteten, ihre Lippen hatten sich zu einem halben Lächeln geöffnet. »Ich habe mich schon gefragt, wann du das tun würdest.«
    Und dann klingelte das Telefon.
     
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung gehörte einem Mann, der sich in seiner Jugend offenbar sämtliche Kriegsfilme der Warner Brothers angesehen hatte. Aus jeder Silbe, die er sprach, triefte das Böse.

    »Nein — wir weigern uns, am Telefon zu sprechen.«
    »Dann gehen Sie über die Straße, und machen Sie das Fenster auf«, erwiderte Devereaux gereizt. »Wir werden rufen. «
    »Die Zeit ist sehr knapp! Sie gehen jetzt in die Halle zum ersten Stuhl vor dem Fenster, rechts vom Eingang! Tragen Sie eine zusammengefaltete ›Spiegel‹-Ausgabe unter dem Arm. Und schlagen Sie alle zwanzig Sekunden die Beine übereinander. «
    »Im Sitzen?«
    »Es würde sehr albern aussehen, wenn Sie im Stehen die Beine übereinanderschlagen würden, mein Herr.«
    »Und wenn jemand auf dem Stuhl sitzt?«
    Die Pause, die der andere machte, drückte sowohl Zorn als auch Verwirrung aus. Dann folgte ein kurzes, seltsames Geräusch. Es erinnerte an ein kleines Schwein, das frustriert quietschte. »Entfernen Sie ihn!« lautete die Antwort, die dem Quietschen folgte.
    »Das ist albern.«
    »Sie werden tun, was ich sage! Für Widerreden ist jetzt keine Zeit. Man wird mit Ihnen Verbindung aufnehmen. Fünfzehn Minuten.«
    »He, Moment mal! Ich bin gerade aufgestanden. Ich habe noch nicht gefrühstückt. Ich muß mich rasieren ...«
    »Vierzehn Minuten, mein Herr!«
    »Ich habe Hunger!«
    Ein lautes Klicken in der Leitung unterbrach die Verbindung. »Zum Teufel mit dem Kerl!« sagte Devereaux und wandte sich erwartungsvoll wieder der außergewöhnlichen Lillian zu.
    Aber Lillian war nicht mehr dort, wo sie hätte sein sollen. Statt dessen stand sie, in Sams Bademantel gehüllt, auf der anderen Seite des Betts.
    »Um ein Bonmot zu prägen, Liebster, die Glocke hat uns gerettet. Du hast zu tun, und ich muß mich auf den Unterricht vorbereiten.«
    »Unterricht?«

    »In Gretels Strudelschule«, sagte Lilli. »Vielleicht geht es dort nicht ganz so fachmännisch zu wie im Cordon Bleu in Paris, aber es macht wahrscheinlich mehr Spaß. Es beginnt um Mittag. Wir sind drüben in der Leipziger Straße, das ist in der Nähe von Unter den Linden. Ich sollte mich wirklich beeilen. «
    »Und was ist mit — uns? Das Frühstück ... Und — duschst du morgens nicht?«
    Lillian lachte. Es war ein nettes, echtes Lachen. »Die Schule ist um halb vier aus. Wir treffen uns hier.«
    »Was für eine Zimmernummer hast du?«
    »Fünfhundertelf.«
    »Und ich fünfhundertneun. Ist das nicht wunderbar?«
     
    Die Verwirrung in der Halle des Kempinski war absurd. >Der erste Stuhl vor dem Fenster‹ war von einem älteren Herrn besetzt, dessen kurzgeschorener, kugelförmiger Kopf immer wieder nach vorn fiel, so daß sich seine dicken Nackenfalten strafften. Er döste. Unglücklicherweise lag eine zusammengefaltete Ausgabe des Spiegel auf seinem Schoß.
    Der ältere Herr war zuerst verärgert und dann wütend über die beiden Männer, die links und rechts von ihm erschienen und ihm mit eindeutigen Worten erklärten, er solle aufstehen und mitkommen. Zweimal versuchte Sam, sich einzuschalten, und nach besten Kräften zu erklären, daß auch er eine zusammengefaltete Kopie des Spiegel besaß. Es nützte nichts. Die Männer interessierten sich nur für den Herrn in dem wuchtigen Lehnsessel. Schließlich stand Devereaux unmittelbar vor den zwei Kontaktleuten und schlug alle zwanzig Sekunden die Beine übereinander und wieder auseinander.
    Worauf ein livrierter Page auf Sam zuging und in perfektem, lautem Englisch erklärte, wo es zur Herrentoilette ginge.
    Dann marschierte eine walkürenhafte Frau auf das Trio zu, das immer noch um den Sessel stand, und begann mit
einer Hutschachtel und einer ungewöhnlich großen, schwarzen Lederhandtasche auf die zwei Gestapotypen einzuschlagen.
    Jetzt gibt es nur noch eine einzige Möglichkeit, dachte Devereaux. Er packte einen der Kontaktmänner am Hals und zog ihn aus der Kampfzone.
    »Sie verrückter Hundesohn! Ich bin der Mann, den Sie suchen. Sie kommen doch von König, oder?«
    Dreißig Sekunden später wurde Devereaux durch den Eingang des Kempinski auf die Straße und in die

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