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Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag

Titel: Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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eine Ableitung von dem Prinzip, das sich )Brot und Fisch< nennt.«
    Sie diskutierten zahlreiche Rezepte, die auf Gerichten aus der bäuerlichen Vergangenheit des Papstes beruhten. Giovanni konnte erkennen, daß die nette Dame mit der hübschen Stimme beeindruckt war. Er hatte seine Hausarbeiten gemacht — in seinen Rezepten gab es Kohlehydrate, Proteine, Stärke, Kalorien, Eisen und alle möglichen Vitamine.
    Lillian füllte einen halben Block und schrieb so schnell, wie der Papst sprach, unterbrach ihn gelegentlich, um ein Wort oder einen Satz zu klären. Nachdem beinahe eine Stunde verstrichen war, hielt sie inne und stellte eine Frage, die Giovanni nicht begriff.

    »Wie steht es mit Ihren persönlichen Bedürfnissen, Eure Heiligkeit? Gibt es Einschränkungen oder besondere Notwendigkeiten für die Mahlzeiten, die man Ihnen bringt?« «
    »Che cosa? Was meinen Sie?«
    »Wir sind das, was wir essen, wissen Sie?«
    »Ich hoffe aufrichtig, daß ich das nicht bin. Ich stehe im siebten Lebensjahrzehnt, meine Liebe. Ein Übermaß von Zwiebeln oder Oliven oder Piment ... Aber das brauchen Sie nicht für Ihren Artikel. Leute meines Alters entdecken und regulieren Ihre persönlichen Bedürfnisse in diesem Bereich auf ganz natürlichem Weg.«
    Lillian legte den Bleistift beiseite. »Ich wollte nicht neugierig sein, aber Sie sind ein so faszinierender Mann — und ich gelte als eine der besten Ernährungsexpertinnen in Amerika. Ich nehme an, ich wollte nur Ihrer Küche meine Hochachtung aussprechen.«
    Ah, dachte Giovanni Bombalini, wie viele Jahre ist es doch her, daß eine so reizende Person des anderen Geschlechts um mich besorgt war! Er konnte sich nicht mehr erinnern, so lange lag es zurück! Nonnen mit verkniffenen Gesichtern oder diensteifrige Pflegeschwestern, ja. Aber eine so attraktive Dame mit einer so reizenden Stimme ...
    »Nun, meine Liebe, diese schrecklichen Ärzte bestehen auf bestimmten Lebensmitteln ... «
    Lillian griff wieder nach ihrem Bleistift.
    Und sie unterhielten sich noch einmal eine Viertelstunde.
    Schließlich klopfte es an der Tür der päpstlichen Gemächer. Franziskus erhob sich von der Couch und kehrte zu dem erhöhten weißen Samtsessel mit der hohen Rückenlehne zurück, der besser in ein biblisches Spektakel der Cinecitta gepaßt hätte.
    Ein erregter Kardinal Ignatio Quartze stand in der Tür und betupfte sich die Adlernase mit einem Taschentuch, wobei sich seiner Kehle seltsame Geräusche entrangen. »Ich bedaure sehr, stören zu müssen, Heiliger Vater«, sagte er in italienischer Sprache und mit seiner hohen Falsettstimme, »aber man hat mich gerade informiert, daß Eure Heiligkeit
es für richtig befunden haben, meine Instruktionen bezüglich der Zusammenkunft der Bankiers für Christus zu mißbilligen. « «
    »,Mißbilligen< ist zu kräftig formuliert. Ich habe lediglich vorgeschlagen, daß der Ausschuß die Sache noch einmal beraten soll. Es erscheint mir unangemessen, die Sixtinische Kapelle inmitten der Frühjahrssaison zwei Tage für das Publikum zu schließen.«
    »Wenn Sie mir verzeihen, wenn ich Gegenteiliges bemerke — die Sixtinische Kapelle ist der am höchsten geschätzte und am meisten besuchte Ort, den wir besitzen. Alle Versammlungen von Bedeutung werden dort abgehalten. «
    »Und berauben dadurch jedes Jahr Tausende ihrer Schönheit. Ich bin nicht sicher, daß das wohlgetan ist.«
    »Wir sind kein Vergnügungspark, Papst Franziskus.« Aus der Kehle des Kardinals kamen immer noch seltsame Geräusche. Jetzt schneuzte er sich mit aristokratischer Heftigkeit.
    »Das frage ich mich manchmal«, erwiderte Giovanni. »Wir verkaufen so vielerlei Tand. Wußten Sie, daß es einen Verkaufsstand mit Rosenkranzkugeln aus gefärbtem Glas gibt? «
    »Bitte, Eure Heiligkeit! Die Bankiers für Christus! Sie rechnen mit der Sixtinischen Kapelle. Wir wollen Angelegenheiten von äußerster Wichtigkeit besprechen und zum Abschluß bringen.«
    »ja, mein lieber Kardinal. Ich habe den Aktenvermerk erhalten. >Wachstum für Jesus< - das klingt ein wenig gequält denke ich, aber wahrscheinlich hat es steuerliche Vorteile.« Giovannis Aufmerksamkeit wandte sich plötzlich wieder Lillian zu. Sie hatte ihren Notizblock höflich, aber entschieden zugeklappt und wollte offensichtlich gehen. Ah, was für ein angenehmes Zwischenspiel das gewesen war! Und Quartze würde das nicht zerstören. Er konnte warten. Franziskus wandte sich an die attraktive Dame mit der lieblichen Stimme. In Englisch

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