Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag
antut! Die werden zu Staub zerfallen!« «
»Es kann nicht mehr lange dauern, mein lieber Kardinal.«
»Lang genug! Er wird die Schatzkammer des Vatikans leeren und die Kurie mit Radikalen füllen!« «
»Sie sind der nächste Papst. Die negativen Reaktionen der breiten mittleren Hierarchie unterstützen Sie. Es ist eine stumme Unterstützung, aber man kann eine tiefe Abneigung gegen den derzeitigen Heiligen Vater erkennen.« «
Der Kardinal blieb stumm. Er zog die Mundwinkel etwas nach unten, als er auf den Platz hinausblickte, und schob das Kinn unter den dunklen Höhlen seiner tiefliegenden Augen vor. »Ich glaube, wir haben die Delegierten für uns gewonnen. Ronaldo, holen Sie mir die Pläne für meine Villa in San Vincente. Es beruhigt meine Nerven, wenn ich sie mir ansehen kann.«
»Natürlich«, sagte der Priester und erhob sich aus dem purpurfarbenen Sessel. »Sie müssen ruhig bleiben. Und wenn der Sommer kommt, sind Sie den Bombalini-Bauern los. Er wird wenigstens sechs Wochen in Castel Gandolfo bleiben.« «
»Die Pläne, Ronaldo! Ich bin sehr erregt. Und doch bleibe ich mitten im Chaos der Mann im Vatikan, der sich am besten in der Hand hat — die Pläne, Sie Transvestit!« « schrie der Kardinal.
Kaum hatte der päpstliche Adjutant mit seinem allgegenwärtigen Notizblock das Zimmer verlassen, als Papst Franziskus I. sich aus dem erhöhten weißen Samtsessel mit seiner hohen Rückenlehne erhob (einem Sitzmöbel, das dem Heiligen Sebastian Angst gemacht hätte) und neben der Dame von Viva Gourmet auf der Couch Platz nahm. Die Schönheit ihrer Stimme hatte ihn sofort beeindruckt. Sie klang warm und sehr melodisch, und sie paßte zu einer Frau, die so gesund aussah.
Der Adjutant hatte vorgeschlagen, das Interview auf zwanzig Minuten zu beschränken. Der Papst hatte vorgeschlagen, daß es dann enden sollte, wenn es abgeschlossen wäre. Das Gesicht der Journalistin hatte sich dabei vor Verlegenheit etwas gerötet, und so beruhigte Giovanni sie, indem er ins Englische überwechselte und sie fragte, ob es ihrer Ansicht nach wohl einen Markt für Notizblockhalter gab, auf deren Unterseite ein Kruzifix aufgemalt war. Sie hatte gelacht, während der Adjutant, der gar kein Englisch verstand, an der Tür stand und den Notizblock gleich wie eine Reliquie aus Plastik fest an seine Brust drückte.
Er würde den Adjutanten auswechseln müssen, dachte der Papst. Wieder einer dieser jungen Prälaten, den der Ehrgeiz von Ignatio Quartze verführt hatte. Der Kardinal handelte zu auffällig. Er manövrierte seine Günstlinge bereits in die päpstlichen Gemächer, ehe das päpstliche Begräbnis arrangiert war. Aber Franziskus’ Entschluß stand fest. Die Kirche würde nicht in die päpstlichen Hände eines Ignatio Quartze fallen. In Hände übrigens, die den Kelch bei der Messe hielten, als wollten sie einem Huhn den Hals umdrehen.
Das Interview mit Lillian von Schnabe von Viva Gourmet war produktiv und angenehm. Giovanni verbreitete sich über zwei von seinen Lieblingsthemen — daß gutes, gesundes Essen aus billigen Zutaten hergestellt und mit einfachen, würzigen Saucen abgeschmeckt werden sollte und daß es in diesen Tagen hoher Preise ein Zeichen der Vornehmheit war
— ganz zu schweigen von christlicher Brüderschaft — wenn man seinen Tisch mit seinem Nächsten teilte.
Mrs. von Schnabe erkannte sofort, was er ihr klarmachen wollte. »Ist dies eine Abwandlung von >Brot und Fisch<, Eure Heiligkeit? «
»Wir wollen sagen, daß Er nicht in den wohlhabenderen Vierteln von Nazareth gepredigt hat. Eine Anzahl Seiner Wunder basierte auf ganz gesunden psychologischen Prinzipien, meine Liebe. Ich öffne meinen Korb mit Früchten, du öffnest deinen Korb mit Pasta — dann haben wir Obst und Pasta. Allein schon die einfache Addition liefert Vielfalt. Eine Vielfalt, die wir zu Recht mit mehr und nicht mit weniger gleichsetzen.«
»Und eine verbesserte Diät«, pflichtete Lillian ihm bei und nickte.
»Perfetto. Sehen Sie? Zwei principios — es verringert die Kosten und teilt das Angebot.«
»Das klingt beinahe sozialistisch, nicht wahr?«
»Wenn der Magen leer ist und die Preise hoch sind, wäre es dumm, an Etiketten zu denken. In der Borsa Valori — Sie nennen das die Aktienbörse — hält man nichts von offenen Körben — man verkauft sie. So gehört es sich auch, wenn man die Art ihrer Mühen bedenkt. Aber an solche Leute wende ich mich nicht. Sie essen im Grand Hotel auf Spesen. Ich glaube, das ist auch
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