Der Gandolfo-Anschlag - Ludlum, R: Gandolfo-Anschlag
Algier und Rom bis Zürich. Madge hatte ihn zum Dar-el-Beida-Flughafen begleitet, aber während ihres Abschieds nicht mehr zugegeben, als sie schon bei der Begrüßung im Aletti-Hotel gesagt hatte.
Aber Sam hatte sich ohnehin dazu entschlossen, keine weiteren Spekulationen über die Mädchen anzustellen. Was auch immer sie dazu trieb, für den Hawk zu tun, was sie taten, konnte man getrost Krafft-Ebing überlassen. Er mußte sich auf andere Dinge konzentrieren.
Das Kapital von vierzig Millionen Dollar war eingezahlt. Hawkins hatte jetzt seine Murmeln (nein, seine Murmeln hatte er nicht, aber das war eine andere Frage) und würde jetzt anfangen, sein Spiel zu spielen. Der Hawk würde seine
letzten Vorkehrungen treffen, seine Käufe tätigen, sein — wie nannte er das? — >Versorgungspersonal< rekrutieren.
Jesus! Versorgungspersonal!
Um den Papst entführen zu können ...
O Gott! Die ganze Welt war ein einziges riesiges Irrenhaus!
Für Sam gab es jetzt nur ein Thema, das ihn zu beschäftigen hatte, ein Ziel, von dem er sich nicht abbringen lassen durfte — wie konnte man MacKenzie Hawkins daran hindern?
Es waren sogar zwei Ziele — er selbst mußte dafür sorgen, daß er sich vor einer Gefängnisstrafe rettete und aus den mörderischen Krallen der Mafia, des englischen Hochadels, der Nazis und insbesondere dieser Araber, die seine Unaussprechlichen in etwas Unsagbares stopfen wollten.
Er fand sein Abteil, ein Abteil von der Art, die ihren Ruhm Rex Harrison und Margaret Lockwood zu verdanken hatten. Schatten und schwarze Samtvorhänge und das unablässige Poltern der stählernen Räder über die stählernen Schienen darunter, wie ein Symbol des unvermeidbaren Herannahens des Schrecklichen. Und große Fenster in den Schiebetüren, mit Vorhängen, die, wenn man sie plötzlich zurückzog, die Gesichter des Bösen enthüllten.
Nachtzug, Orientexpreß — und das Bild von Händen, die in die Falten dunkler Mäntel griffen und ganz langsam den schwarzen Stahl zahlreicher Pistolen herauszogen. Der Zug setzte sich in Bewegung.
»Also, ich glaube das einfach nicht. Der Meedscher! Ausgerechnet hier im alten Zürich!« «
Es gab überhaupt keinen Anlaß, auch nur im geringsten verblüfft zu sein. Schließlich legte auch die Titanic pünktlich ab.
Regina Sommerville Hawkins Clark Madison Greenberg stand im Korridor vor dem Eisenbahnabteil und sprach ihn durch das holzgerahmte Fenster an. Sie schob die Tür auf und füllte die schmale Türöffnung mit Erinnerungen an Magnolienblüten. Sam setzte sich ruhig ans Fenster und
staunte über seine eigene Gelassenheit. »Sie haben sich den Zeitpunkt ja geradezu brillant ausgesucht. Der Zug rollt bereits. Wenn ich versuchte, in Luzern auszusteigen, würden Sie vermutlich behaupten, ich hätte Sie belästigt.«
»Oh, wie kann man etwas so Komisches sagen! Ich hoffe doch, Sie haben unsere Zeit im Beverly Hills Hotel nicht vergessen. Ich werde das nie vergessen.« «
»Meine Erinnerung hat keinen Anfang, keine Mitte und kein Ende. Die Welt treibt in tausend zerbrochenen Spiegeln Unzucht, und wir beflecken uns im Widerschein von Sodom und Gomorrha ... Jetzt sag schon endlich, wie es kommt, daß du zufällig gerade in Zürich bist, im Hauptbahnhof, ausgerechnet in diesem Zug und in diesem Abteil.«
»Oh, das ist doch ganz einfach. Manny dreht in Genf einen Film. Für die United Artists. Ich glaube, der ist so pornografisch, daß er außerhalb der Staaten gedreht werden muß.«
»Das wäre Genf, und das hier ist Zürich. Du kannst es besser. Soviel darf ich doch von Hawkins’ Harem verlangen. Ein bißchen mehr Fantasie, bitte!«
»Ehrlich, jetzt wirst du richtig beleidigend!« Regina schwang ihren Vicunamantel zurück und stemmte die Hände selbstbewußt in die Hüften. Zwei Kanonen waren auf Devereaux gerichtet. »Ich glaube nicht, daß du dich über irgend etwas beklagen kannst. Da reißen wir uns aus einer sehr bequemen Umgebung heraus, kutschieren durch die ganze Welt, unterziehen uns allen möglichen Unbequemlichkeiten - schnell, schnell, schnell - überprüfen alles - kümmern uns um dich, um Leib und Seele — sorgen dafür, daß dir niemand etwas zuleide tut — sorgen uns um deinen Komfort — du lieber Gott, was könnten wir sonst noch tun? Und was ist der Lohn? Man beleidigt uns!«
Regina gab die empörte Pose auf und fing zu weinen an. Sie klappte ihre Handtasche auf, zog ein Kleenextuch heraus, setzte sich Sam gegenüber und begann sich die Augen zu
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