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Der Garten der Dissidenten: Roman (German Edition)

Der Garten der Dissidenten: Roman (German Edition)

Titel: Der Garten der Dissidenten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Lethem
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Klan gelyncht worden waren, wurden bei dieser Suche vor der Entdeckung der drei exhumiert? Viele Leichen, die zu zählen niemand ertragen konnte. Miriam, die sich bisher als Crack bei Fragespielen und Rätseln gesehen hat, als geniale Abnehmerin von Standardtests und Ausfüllerin von Standardformularen, Meisterin in Verhandlungen mit Verwaltungen sowohl der Infrastruktur von New York als auch der Organisierten Linken und darüber hinaus von ungeahnter Schlagfertigkeit in Gesprächen unter vier Augen, weil sie alle Antworten parat hat und jede Hürde nimmt, und all das dank Roses erbitterten Experimenten im Labor der Kindheit – Miriam erinnert die Pleite in der Quizsendung an den anderen beschämenden Augenblick, in dem sie versagt hat. Das Gespräch im CORE-Büro hatte schon eine Vorgeschichte, denn sie hatte Berufung eingelegt, nachdem ihr Antrag auf Teilnahme am Mississippi Summer Project verblüffenderweise abgelehnt worden war. Sich in der einen oder anderen Form einzuschreiben, war 1964 der Trend, nachdem sie im Sommer zuvoralle an Martin Luther Kings Marsch auf Washington teilgenommen hatten, Tommy mittelschwer genervt, weil Bob Dylan das Konzert bekommen hatte, aber so lief das bei Dylan damals eben – der hatte vom Asphalt der Normalsterblichen abgehoben wie eine Rakete. Man gewöhnte sich daran, den schlaksigen Typ, verschmolzen mit Gitarre und Mundharmonikahalter, in der Ferne am Firmament zu erblicken. Tommy nahm es persönlich, auch wenn das unnötig war. Andrew Goodman studierte in den frühen Sechzigern Theater am Queens College. Für fünfunddreißig Dollar bei einer Quote von 2 :1 : Kannten Sie ihn persönlich? Nein, persönlich würde ich nicht sagen, aber später erfuhr ich von gemeinsamen Freunden, dass wir beim New York State Pavilion auf der Weltausstellung gemeinsam gegen Lyndon B. Johnson demonstriert hatten, einige Monate bevor Goodman umgebracht wurde … Mario Savio, der auch am Queens College war, soll auch dagewesen sein …
    Miriams Prüfer bei der von ihr selbst angestrengten Anhörung war ein schlanker, stolzer, gebildeter Neger, der ungefähr in ihrem Alter war und John Rascoe hieß. In der CORE-Zentrale hatte er sie in ein fensterloses, schrankgroßes Büro geführt, wo sie sich auf verkratzten weißen Plastikstühlen ohne Tisch gegenübersaßen und er in ihrem Dossier blätterte, als hätte er ihren Antrag noch nie gelesen, dabei war nur ein Empfehlungsschreiben von Rose hinzugekommen. Mit vierundzwanzig brauchte Miriam strenggenommen keine elterliche Einverständniserklärung mehr wie Unistudenten wie Goodman oder andere, aber nachdem sie abgelehnt worden war, hatte sie sich gesagt, ein Brief von Rose könne ja nicht schaden – und Rose hatte auf ihrer mechanischen Olympia dann auch Gott weiß was für einen Brief heruntergehämmert. Miriam wartete darauf, dass sich Rascoes Stirn glättete und er ihr eine Frage stellte – ähnlich wie sie jetzt darauf wartet, dass Art James ihr noch eine Chance gibt –, und spürte, wie sich ihre überzeugungskräftige Persönlichkeit in dem kleinen Büro ausdehnte, die andeutungsreiche Aura der Weltläufigkeit, die ihr, wie sie oft genug erlebt hatte, die Türen öffnete. Wer war denn wohl besser dafür geeignet, Mississippi zu verändern? Im Streben nach Gleichheit war Miriam ein Souverän,das war Roses Vermächtnis. Damit der Irrtum des Komitees behoben wurde, musste Rascoe also nur ihre Gewissheit spüren. Reden war so gut wie unnötig, oder nur, um diese Stimmung rüberzubringen. Sie war im Wohnzimmer von Reverend Gary Davis in Corona Park willkommen geheißen worden und hatte den blinden Sänger Gitarre spielen gehört, während seine Frau ihnen Kaffee und Zuckerplätzchen anbot. So etwas zu erwähnen, wäre John Rascoe gegenüber fast schon unfair gewesen. Der war ja sowas von verkrampft. Jetzt hüstelte er in die Hand und erklärte mit einem Zucken im Gesicht, das Komitee werde »seine Entscheidung nicht noch einmal überdenken«.
    »Das ist doch verrückt, Sie finden niemanden, der eher bereit wäre, sich dem zu stellen, was einen da unten erwartet –«
    »Miss Gogan, der Eindruck des Komitees ist anscheinend, dass Ihr Eifer für die Sache nicht zu überbieten wäre.«
    »Mrs. Gogan. Ich habe oft genug an vorderster Front gestanden.«
    »Entschuldigen Sie bitte, Mrs. Ich bezweifle nicht, dass Sie Nerven aus Stahl haben. Die Arbeitsbedingungen unserer Mitarbeiter« – er hüstelte wieder – »es handelt sich hierbei um

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