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Der Garten der verlorenen Seelen - Roman

Der Garten der verlorenen Seelen - Roman

Titel: Der Garten der verlorenen Seelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Richtung Äthiopien weiter.
    Sie versetzt sich in die Lage des Mädchens und verspürt eine plötzliche Sehnsucht nach ihrem Vater, sieht ihn ganz deutlich vor sich, mit einem Whiskyglas vor dem Fernseher, den rechten Fuß unter den linken Schenkel geschmiegt. Obwohl er so streng war, hätte er sie nie im Stich gelassen. Sie hatte seine beiden letzten Anrufe in der Kaserne ignoriert; er möchte, dass sie nach Mogadischu zurückversetzt wird, fort vom Krieg.
    Die Sonne ist untergegangen, die Silhouetten der Berge ähneln den Stacheln auf dem Rücken von Leguanen, und hie und da wird im Tal die Stadt von Feuern erleuchtet. Ein Funkspruch kommt durch, sie würden alle beim Checkpoint abgelöst und zu einer Lagebesprechung nach Birjeeh gebracht, und jetzt warten sie, hauchen sich wärmende Luft auf ihre eisigen Finger. Abbas und Klein-Abdi haben Zweige gesammelt und ein kümmerliches Feuer angezündet, Roble und Filsan kauern schweigend nebeneinander. Groß-Abdi tritt auf sie zu und fragt nach einer Zigarette; er ist mager und zittert in seinem kurzärmeligen Hemd. Roble gibt ihm seine halb leere Schachtel. Schließlich hören sie das Knirschen von Reifen auf dem Schotter, und fünf mit Sturmgewehren und einer Panzerfaust bewaffnete Soldaten kommen zur Ablösung.
    Langsam fahren sie mit ausgeschalteten Scheinwerfern nach Hargeisa zurück, hoffentlich erregen sie nicht die Aufmerksamkeit der Rebellen oder werden von den eigenen Rekruten beschossen, was immer öfter verkommt. Filsan wird gegen Roble geschleudert, während der Jeep durch ein Schlagloch nach dem anderen fährt; sie hocken aneinandergequetscht hinten, den Blicken entzogen, und er legt ihr den Arm um die Schulter. Sie greift nach seiner Waffe und stellt sie neben ihre. Prasselnd steigen Leuchtspurgeschosse weiß leuchtend in den Himmel und erinnern Filsan an die billigen chinesischen Feuerwerksköper, die manchmal während
Eid
in ihrem Viertel gezündet werden. Eine Sekunde lang schimmert das Weiß von Robles Augen im Licht eines Checkpoint-Scheinwerfers auf.
    «Heute Abend wird der Mond sehr hell sein», sagt er leise.
    «Woher weißt du das?»
    «Wir alten Nomaden kennen uns eben mit den Geheimnissen der Natur aus.»
    Sanft stößt sie ihm in die Rippen. «Du hast davon so viel Ahnung wie ich, nämlich gar keine.»
    «Wart’s nur ab. Gib ihm noch zwei Stunden, und du glaubst, da oben hängen Scheinwerfer.»
    «In zwei Stunden liege ich in meinem Bett und schlafe, statt wie ein Idiot den Mond anzustarren.»
    «Tja, ich jedenfalls werde mich den anderen Idioten des Mitternachtsklubs anschließen.»
    Der Jeep bremst abrupt, und Filsan knallt mit dem Mund gegen ihr Knie.
    «Was war das?», brüllt der Fahrer.
    «Was?»
    «Irgendwas ist gegen die Windschutzscheibe geflogen.»
    «Auf keinen Fall anhalten! Weiterfahren!»
    «Los, weiter!», brüllen die anderen Soldaten.
    Filsan schmeckt Blut und reibt sich mit dem Finger über die schmerzende Zungenspitze.
    Ein Lichtblitz erleuchtet den roten Fleck auf ihrem Zeigefinger. Einen Augenblick später rammt ein Elefant den Jeep, so kommt es ihr zumindest vor, ein wütender Elefantenbulle nimmt sich den Wagen vor und schleudert Filsan und Roble auf die Straße hinaus.
    Ausgestreckt liegt sie da, krallt sich an den Boden, als könnte er sich entfernen, dreht sich zu Roble um und streckt die Hand aus. «Steh auf, Roble. Steh auf.»
    Keine Antwort.
    «Wie viele?», brüllt jemand.
    «Sieben, alle getroffen!», brüllt eine andere Stimme zurück.
    Filsan schält sich aus dem Schotter, tastet herum und bekommt den Gurt einer Maschinenpistole zu fassen, die aus dem Jeep geschleudert worden ist, und zieht sie näher heran.
    Schritte kommen auf sie zu, Stimmen schreien unverständliche Befehle, Taschenlampen schicken ihren Lichtstrahl über die schwere Wunde in Robles Rücken.
    «Abbas? Abdi? Könnt ihr mich hören?», krächzt sie.
    «Ich bin hier, Corporal», flüstert Groß-Abdi. «Ich bin immer noch da. Machen Sie sich bereit.»
    Die Rebellen feuern los, ehe Filsan auch nur einen von ihnen ausmachen kann. Sie schickte einen Kugelhagel in die Dunkelheit, aus der die Taschenlampen aufblitzten. Sie hat die Waffe nicht richtig zu fassen bekommen, und der Rückstoß ist heftig.
    «Fahrt zur Hölle!», kreischt einer der Rebellen.
    Sie schalten alle Taschenlampen aus und drängen vorwärts.
    Filsan schießt ununterbrochen. Ihre Waffe spuckt Kugeln, und anders als in Salahley fühlt sich alles absolut real an: Ihr Herz wummert,

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