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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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bedenken solle.
    Julian war nicht zu Hause, sonst hätte er sie nicht eingelassen. Aber mein Vater wollte keinen Ärger; also willigte er ein, sie anzuhören. In jener Nacht haben sie ihm gesagt, dass die Stadt bald an Balduin von Edessa übergeben werden würde, und wenn er zustimmen würde, die Fedai'in unbehelligt abziehen zu lassen, würde man ihn zum Statthalter von Damaskus machen.«
    »Hat er eingewilligt?«
    »Zuerst nicht«, antwortete Sydoni. »Er hat ihnen gesagt, er würde darüber beten und sich mit den Ältesten der Christen beraten. Sie gaben ihm vier Tage Bedenkzeit; dann würden sie wieder zurückkehren, um sich die Antwort abzuholen.
    Nun, Julian war dagegen. Er wollte nichts mit den Batinis zu tun haben, doch viele von den Freunden meines Vaters drängten ihn, das Angebot anzunehmen. Sie betrachteten es als Möglichkeit für die Christen, die Macht wiederzuerlangen, die sie unter den Muslimen verloren hatten. Doch mein Vater zögerte noch immer.«
    »Um Julians willen?«
    »Er wollte sich nicht gegen Julian stellen, das stimmt. Und er glaubte auch nicht, darauf vertrauen zu können, dass die Fedai'in ihren Teil des Handels einhielten. Er konnte sich nicht vorstellen, wie Christen eine Stadt regieren sollten, die vorwiegend von Muslimen bewohnt war.«
    »Warum hat er seine Meinung geändert?«, fragte ich.
    »Balduin sandte eine Nachricht, dass die Templer bereit seien, ihn zu unterstützen. Dafür versprach ihnen der Graf, eine Komturei in Damaskus zu errichten. De Bracineaux war damals in Edessa, und er hätte der Komtur werden sollen. Eines Nachts kam er zu meinem Vater und bat ihn um Unterstützung. Mit Hilfe der Templer hätte mein Vater seine Herrschaft sichern können, und so willigte er schließlich ein.«
    »Was ist dann geschehen?«
    »Wir warteten den ganzen Sommer hindurch, doch Balduin kam nicht«, antwortete Sydoni. »Ich weiß nicht, warum er uns im Stich gelassen hat. Ich habe allerdings sagen hören, dass er sein Heer bereits in Marsch gesetzt hatte und nur noch auf die Unterstützung des Fürsten von Antiochia wartete. Als er dann schließlich erkannte, dass Bohemund ihm nicht helfen würde, hatte bereits der Herbstregen eingesetzt. Balduin wollte keinen Feldzug in Schlamm und Kälte wagen, und so marschierte er wieder zurück nach Edessa.«
    Als offensichtlich wurde, dass Balduin nicht angreifen würde, so erzählte sie mir, beschloss Buri, der neue Atabek, dass die Zeit zum Handeln gekommen sei. Er sammelte einige seiner Krieger, und an dem Morgen, da die Stadt hätte übergeben werden sollen, marschierte er in den Rosenpavillon des Palastes, wo der Wesir sich gerade im Gebet befand. Er befahl, den Wesir an Ort und Stelle hinzurichten. Die Soldaten hackten den Leib des Mannes mit ihren Schwertern in Stücke und hingen diese am Eisentor auf, zur Warnung für all jene, die sich dem rechtmäßigen Herrscher widersetzen wollten.
    Anschließend beschloss der Atabek, alle Christen aus der Stadt zu weisen, damit diese keine Pläne zur Machtübernahme mehr schmieden konnten. Jedem einzelnen Christen in der Stadt wurde befohlen, bis Sonnenuntergang sein Hab und Gut zusammenzupacken und Damaskus zu verlassen. Man gestattete ihnen, alles mitzunehmen, was sie tragen konnten, solange sie nur die Stadt vor Schließung der Tore verließen. Es gab keine Ausnahme. Jeder Christ, der nach Sonnenuntergang noch in der Stadt angetroffen wurde, sollte getötet werden.
    Die Christen arbeiteten wie die Sklaven, und Jordanus heuerte sogar noch einige seiner jüdischen und muslimischen Freunde an. Er stellte eine regelrechte Karawane zusammen; ganze Schatztruhen wurden aufKamele und Esel verladen. Bei Sonnenuntergang waren sie fast fertig, und Jordanus befahl Julian, die langsamen Packtiere schon einmal aus der Stadt zu führen, bevor die Tore geschlossen wurden.
    Die Gefahr war groß, berichtete Sydoni, und ich glaubte ihr. In ganz Damaskus herrschte ein schier unglaublicher Tumult. Die Karawane machte sich auf den Weg, doch Julian sorgte sich um Sy-doni und Jordanus, die noch zurückgeblieben waren. So kam es, dass er die Aufsicht über die Karawane einigen seiner Männer überließ, nachdem sie das Tor erreicht hatten, während er selbst wieder zu seinem Haus zurücklief, um den Rest der Familie und die Diener in Sicherheit zu bringen.
    Sydoni leckte sich die Lippen und bereitete sich darauf vor, was als Nächstes kommen würde. »Nachdem Julian gegangen war, änderte mein Vater seine Meinung und

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