Der Gast des Kalifen
gingen noch ein paar Schritte weiter, bevor wir bemerkten, dass er nicht mehr bei uns war. Ich warf einen Blick über die Schulter zurück und sah ihn stocksteif auf der Straße stehen und auf die Weide neben der Mühle starren, wo der Müller seine Ochsen und das andere Vieh hielt. Die Weide war klein und von einer niedrigen Steinmauer umgeben. Zwei Kühe und ein Paar Ochsen standen an ihrem Ende neben der Mühle. Ich rief nach Roupen, und als dieser nicht antwortete, sagte Padraig: »Er hat etwas gesehen.«
Noch immer begierig darauf, so schnell wie möglich weiterzugehen und mit den Schleppern zu sprechen, weigerte ich mich anzuhalten, wo unser Ziel doch so nahe war. »Was ist?«, verlangte ich verärgert zu wissen.
Ohne den Blick von der Weide abzuwenden, hob Roupen die Hand und deutete auf das Vieh. »Das sind Dodus Ochsen«, sagte der junge Herr.
Ich musterte die beiden großen Tiere und sagte: »Lass uns nicht voreilig urteilen. Immerhin sieht ein Ochse wie der andere aus.«
Ich blickte zu Padraig, der wenig hilfreich mit den Schultern zuckte und sagte: »Selbst wenn das, was du sagst, wahr ist, weiß ich nicht, was wir deswegen unternehmen könnten. Wir haben andere.«
Bevor er den Satz beenden konnte, hallte ein geradezu unglaublich lautes Quieken hinter der Mühle zu uns herüber. Roupen setzte sich in Richtung des Geräuschs in Bewegung. »Da wird jemand umgebracht«, sagte er.
»Ja«, stimmte ihm Padraig in sanftem Tonfall zu. »Ein Schwein.«
Das Quieken ertönte erneut, wilder noch und schrecklicher. Die unglückliche Kreatur litt geradezu unglaubliche Qualen, und noch immer machte niemand ihrem Leiden ein Ende.
»Das nenne ich schlechtes Schlachten«, bemerkte ich. »Außerdem ist es recht ungewöhnlich, so früh im Jahr Schweine zu schlachten, es sei denn, hier ist wirklich alles anders als bei uns.«
»Es sei denn«, fügte Roupen hinzu, »es sind nicht deine Schweine.«
Mit diesen Worten machten wir uns auf den Weg zurück zur Mühle, einem riesigen Holzgebilde aus Eichenstämmen, deren Zwischenräume mit Mörtel verputzt waren. Ein großes Wasserrad drehte sich langsam im Strom, nicht weit von der Furt entfernt. Der Hof war groß und mit Steinen gepflastert, sodass große Wagen nicht einsinken konnten, wenn es geregnet hatte.
Der Steinbelag war jedoch das einzig Ordentliche und Saubere hier.
Als wir näher kamen, traf uns der Gestank der Mühle wie ein Schlag ins Gesicht: Dung und ranziges Stroh lagen in schmutzigen Haufen zu beiden Seiten der niedrigen Scheune, die sich direkt an das Haus anschloss, und erfüllten die Luft mit einem Geruch, der einem die Tränen in die Augen trieb und den Magen umdrehte. Berge menschlicher Ausscheidungen häuften sich auf dem Boden unter den oberen Fenstern der Mühle, und der Hof war von Hundekot übersät - zusammen mit Pferdeäpfeln, die einfach dort liegen gelassen worden waren, wo die Zugtiere sie fallen gelassen hatten.
»Unser Müller ist ein ausgesprochen derber Bursche«, bemerkte Padraig.
Das Haus selbst hätte dringend ein paar Reparaturen vertragen können; das Dach war einst mit hübschen roten Ziegeln bedeckt gewesen, doch nun fehlten viele - manche lagen sogar zerbrochen auf dem Hof, einige dieser Löcher hatte jemand allerdings mit einfachen flachen Steinen ausgebessert. Das Mühlrad war grün von Moos, das in langen schleimigen Fäden von Speichen und Schaufeln hing.
Die Scheunentür war herausgefallen und lehnte an der Wand. Die steinerne Umwandung des Ochsenpferchs im Inneren war an einer Stelle zusammengebrochen, doch die schadhafte Stelle war nicht mit Steinen repariert worden - die herausgefallenen Brocken lagen noch immer verstreut um die Bruchstelle herum -, sondern mit Brettern und Stricken. Zwei knochige, dünne braune Ochsen standen mit gesenkten Köpfen an der Wand; offenbar fehlte den Tieren die Kraft, sich auch nur einen Schritt zu bewegen. Außerdem teilten sie den ohnehin schon viel zu kleinen Pferch mit fünf fetten Schweinen, die mit gefesselten Läufen in ihrem eigenen Kot lagen.
Am anderen Ende des Hofs lag ein riesiger Mühlstein, der von einer Stange gedreht wurde, welche wiederum quer an einer anderen befestigt war. Wären nicht die vier Männer neben dem Mühlstein gewesen, ich hätte geglaubt, die Mühle wäre schon vor langer Zeit verlassen und die Tiere ihrem Schicksal überlassen worden. Aber ich sah den alten Mühlstein, und jetzt wusste ich auch, was
Dodu damit gemeint hatte, als er gesagt hatte, der
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