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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Müller halte sich Ochsen zum Mahlen: Wenn der Sommer zu trocken war und der Flusspegel so tief sank, dass das Wasserrad nicht mehr angetrieben werden konnte, mussten die Tiere ins Joch und den Stein drehen.
    Die Männer waren mit irgendeiner Arbeit beschäftigt und schenkten uns keinerlei Beachtung, als wir den stinkenden Hof betraten. Ein weiteres lautes Schweinequieken zerriss die Luft; die Ähnlichkeit zu menschlichen Schreien war erschreckend, und Übelkeit stieg in mir auf, als sich bestätigte, was ich bereits vermutet hatte.
    Ein Junge - vielleicht acht oder neun Jahre alt - hielt einen Speer in der Hand und machte sich ein Vergnügen daraus, das arme Schwein möglichst langsam zu töten. Angefeuert von jenen, die um ihn herumstanden, quälte das Kind das Tier mit sichtlicher Freude. Der Junge hatte dem Schwein bereits beide Augen ausgestochen und ihm den Rücken aufgeschlitzt. Jetzt stieß er dem Tier den Speer in die Seite und riss ihn vor und zurück, während sein brüllendes Opfer, dessen Beine gebunden waren, Blut spie.
    Der Ausdruck wahnsinniger Freude auf dem Gesicht des Jungen erfüllte mich mit kaltem Zorn. Ich empfand das Geschehen an sich schon als zutiefst verabscheuungswürdig, doch dass die Männer das Kind sogar noch anfeuerten, war geradezu monströs. Ich wollte mich schon in Bewegung setzen, als ich Padraigs Hand auf meinem Arm spürte. »Sei vorsichtig«, warnte er. »Dies hier ist ein böser Ort.«
    Ich schüttelte ihn ab und erwiderte: »Sie müssen für das bestraft werden, was sie tun.«
    »Sie werden auch bestraft werden. Daran solltest du nicht zweifeln«, versicherte er mir. »Aber vielleicht bist nicht du das Werkzeug dieser Strafe. Ich glaube, Gott hat andere Pläne für dich.«
    »Und was soll ich deiner Meinung nach tun?«, verlangte ich zu wissen.
    »Womöglich genügt schon deine Gegenwart, dass sie sich schämen«, erklärte Padraig.
    »Und wenn nicht?«
    »Das liegt in Gottes Hand, Duncan.« Er blickte mir tief in die Au-gen. »Wirklich.«
    »Also gut«, lenkte ich ein. Ich atmete tief durch und besänftigte meinen Zorn. Als ich mich schließlich wieder ein wenig beruhigt hatte, trat ich auf die Männer zu und rief ihnen einen Gruß entgegen, um sie wissen zu lassen, dass wir hier waren. Auf mein Rufen hin drehte sich einer der Männer langsam um und betrachtete mich mit trüben, feindseligen Augen.
    »Was willst du?« Seiner tiefen Stimme war deutlich anzumerken, dass ihn die Störung ärgerte.
    Hinter mir hörte ich Roupen nach Luft schnappen und Padraig zuflüstern: »Das ist der Mann, der uns ausgeraubt hat.«
    Auch wenn mich das ebenso erschreckte wie Roupen, durfte ich nicht zulassen, dass der Mann bemerkte, dass ich ihn erkannt hatte. Also sagte ich: »Wir wollten Euch fragen, ob Ihr uns nicht vielleicht Eure Ochsen für ein oder zwei Tage borgen könntet.«
    »Frag einen Schlepper«, grunzte der Mann und drehte sich wieder um. »Ich mahle Korn für meinen Lebensunterhalt.«
    »Ihr müsst wissen«, erwiderte ich und trat näher, »dass wir auf der Straße ein wenig Pech hatten. Wenn wir Euch davon überzeugen könnten, uns zwei Eurer Ochsen zu leihen, wäre alles wieder in Ordnung. Selbstverständlich würden wir Euch für Eure Hilfe auch entlohnen.«
    Wütend wirbelte der große Mann herum. »Bist du nicht nur dumm, sondern auch taub?«, brüllte er, und Speichel flog ihm aus dem Mund.
    Auf sein Brüllen hin drehten sich auch noch zwei weitere Männer um. Einer von ihnen bückte sich und hob ein Holzstück auf, das neben dem Mühlstein lag, und packte es wie eine Keule.
    »Ich würde nicht fragen«, erklärte ich dem Mann, »wenn unsere Not nicht groß wäre. Nur für ein paar Tage, nicht mehr ... und wir würden die Tiere gut behandeln.« Letzteres sagte ich, um ihn in Verlegenheit zu bringen, doch das bemerkte er nicht.
    »Das ist eine Mühle und kein Stall!«, schrie er. »Mach, dass du wegkommst, oder ich hetze dir die Hunde auf den Hals!« Er trat einen Klumpen Hundekot in meine Richtung.
    Der Mann mit dem Holzstück hob dieses hoch in die Luft, als wolle er jeden Augenblick damit zuschlagen. Ich konnte nichts mehr gewinnen, wenn ich sie noch weiter reizte, und so zog ich mich rasch zurück. Ich hatte jedoch erst ein, zwei Schritte getan, als ich plötzlich einen Schlag spürte; das Holzstück hatte mich genau zwischen den Schulterblättern getroffen. Ich blickte nicht zurück, sondern straffte die Schultern und ging unter dem grölenden Lachen des Müllers und

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