Der Gast des Kalifen
Vertrauen.«
»Ich glaube, ich verstehe, Sergeant Gislebert.«
Er nickte höflich. »Ich nehme an, die Angelegenheit ist damit erledigt.«
»Ja.«
»Und ich nehme auch an, Ihr werdet so rasch wie möglich aufbrechen wollen. Die Stadttore werden bald geschlossen, und es wäre nicht sonderlich klug, noch bis zum Morgen zu warten.«
»Falls das alles ist.«, ich hielt kurz inne, um ihm Zeit zu geben, noch etwas hinzuzufügen, ».dann werden wir uns jetzt auf den Weg machen, Sergeant.«
Padraig und Roupen hörten mir bekümmert zu, während ich ihnen berichtete, was Gislebert herausgefunden hatte. »Wenn wir nicht riskieren wollen, im Laufe der Nacht entdeckt zu werden, müssen wir die Stadt verlassen, bevor man die Tore schließt.«
Es gefiel mir nicht, beim Quartiermeister der Templer um Proviant zu betteln, doch mir blieb keine andere Wahl. Die Märkte, wenn wir denn so rasch einen gefunden hätten, waren um diese Stunden bereits menschenleer, und wir hatten noch einen weiten Weg vor uns. Zum Glück nahm Padraig mir die Aufgabe ab, die notwendigsten Dinge für uns zu besorgen: ein paar Brotlaibe, ein wenig Trockenfleisch und drei Wasserschläuche - genug, um damit bis nach Sankt Simeon zu kommen, wo wir hofften, ein Boot zu finden. Gislebert hätte uns natürlich helfen können, doch der Templer war nirgends zu sehen, bis wir aus der Komturei hinaus und auf die Straße traten. Dann kam er plötzlich angerannt und fügte un-seren ohnehin schon großen Schwierigkeiten noch eine weitere hinzu. »Der Komtur hat mal gesagt, sollte er je aus der Stadt fliehen müssen, würde er nach Famagusta gehen«, erklärte Gislebert bedeutungsvoll.
Ich hatte keine Ahnung, wo dieser Ort wohl liegen mochte, ebenso wenig wie Padraig und Roupen.
»Das ist ein Hafen auf der Insel Zypern«, klärte uns der Templer auf. »Dort lebt ein Mann mit Namen Jordanus Hippolytus.«
Ich wiederholte den Namen. »Wäre es der Mühe wert, diesen Mann aufzusuchen? Was meint Ihr?«
»Vielleicht«, antwortete Gislebert zurückhaltend. »Auf jeden Fall ist er bekannt dafür, Reisenden in Not zu helfen.«
Mit diesen vagen, bedeutungsvollen Worten eilte der Sergeant in die Komturei zurück, während wir uns wie wahre Pilger mit nichts als unseren Umhängen über dem Rücken auf den Weg machten, den Wasserschläuchen an der Seite und einem kleinen Bündel mit Proviant, den wir unter uns teilen würden. Wir huschten durch die fast menschenleeren Straßen und erreichten das Stadttor just in dem Augenblick, da die Wachen es für die Nacht schließen wollten. Seltsamerweise waren sie Reisenden gegenüber, die die Stadt nach Einbruch der Dunkelheit verlassen wollten, genauso misstrauisch wie gegenüber Feinden, die versuchten einzudringen. Ich glaube, in dieser Beziehung sind alle Torleute gleich. Sie betrachten jeden, der durch ihre Tore schreiten will, mit ausgesprochenem Argwohn, und das umso mehr, wenn sie gerade beabsichtigen, die Tore für die Nacht zu schließen. Sie hielten uns an, fragten uns aus und musterten uns missbilligend. Wäre nicht Padraig gewesen, der sie als Priester milde stimmte, ich glaube nicht, dass sie uns hätten gehen lassen.
Am Ende gestattete man uns, die Stadt durch ein kleines Ausfalltor zu verlassen - das große Tor war bereits geschlossen -, und so traten wir wieder hinaus auf die Straße, auf der wir erst am Morgen Antiochia betreten hatten. Die Ruhe, die wir den Tag über genossen hatten, kam uns nun zugute. Roupen jedoch war die ganze Zeit derart nervös gewesen, dass er die Gelegenheit nicht genutzt hatte, und so mussten wir nun weit langsamer gehen und häufiger rasten, als ich mir gewünscht hätte; doch wir konnten nichts dagegen tun. Der junge Fürstensohn war nicht zu großen Kraftanstrengungen fähig, und es wäre auch nicht gerade hilfreich gewesen, wenn wir ihn so weit erschöpft hätten, dass seine Krankheit wieder zum Ausbruch gekommen wäre.
Bei Tagesanbruch gestatteten wir uns, ein wenig zu trinken, und zu Mittag erneut, als wir eine längere Rast einlegten, um etwas zu essen und die Hitze zu vermeiden. Dazu entfernten wir uns aus Vorsicht ein größeres Stück von der Straße und legten uns in den Schatten einiger kleiner Olivenbäume. Wir aßen unser Mahl, und rasch war unser spärlicher Proviant aufgebraucht. Ich blieb wach und behielt ständig die Straße im Auge, damit Verfolger, die Bohemund möglicherweise losgeschickt hatte, uns nicht im Schlaf überraschen konnten. Doch nichts deutete daraufhin,
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