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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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einer Achterbahn gefahren?«
    »Nein. Bis heute war ich noch nie an so einem Ort.«
    »Du warst noch nie in einem Freizeitpark?«
    Sie grinste. »Bin ich nicht aufregend?«
    Neal schüttelte den Kopf. »Das ist ja schrecklich.«
    »Ist doch kein Weltuntergang. Jetzt bin ich ja hier.«
    Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ja«, sagte er. »Jetzt bist du hier. Und wenn wir heute Abend etwas nicht schaffen, kommen wir morgen zurück.«
    Und wenn wir zurück in L. A. sind, dachte er, zeige ich ihr alles. Disneyland, Knotts, Magic Mountain, die Universal Studios …
    Letzteres war zwar ein Filmstudio und kein Vergnügungspark, aber er wollte Sue trotzdem dort mit hinnehmen.
    Und zur Promenade von Venice.
    Zum Walk of Fame.
    Zur L. A. County Fair, auch wenn diese erst wieder im September stattfand.
    Zum Gene Autry Museum …
    Er wollte sie überall mit hinnehmen, ihr alles zeigen, sich mit ihr gemeinsam vergnügen.
    Vielleicht sollten wir die Promenade in Venice besser auslassen, dachte er. Könnte sein, dass wir den ganzen Tag Kugeln und Messern ausweichen müssten.
    Ich will mir doch nicht den Spaß verderben lassen, weil einer von uns getötet wird.
    Und was ist mit Marta?, fragte er sich.
    Sie kommt mit. Eine Ménage-à-trois. Marta und ich sind das Pärchen. Sue und ich werden wie Geschwister sein.
    So wie Karen und Darren?
    »Was ist los?«, fragte Sue.
    »Wieso? Nichts.«
    »Du hast geseufzt und den Kopf hängen lassen, als wäre gerade dein Schoßhündchen platt gefahren worden.«
    Neal konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »In Wirklichkeit habe ich mir vorgestellt, wie Marta reagiert, wenn sie dir begegnet.«
    »Sie wird bezaubert sein.«
    Neal lachte. »Könnte schon sein.«
    Plötzlich standen sie ganz vorn in der Schlange. Ein Angestellter in Kavallerieuniform winkte sie weiter. Neal folgte Sue durch das Drehkreuz. Als sie über die Holzplattform gingen, erklärte ihnen ein Mädchen in spitzenumrandetem Wildlederkleid, sie sollten sich bei der Nummer eins anstellen.
    Die Zahlen waren am Rand der Plattform auf den Boden gemalt.
    Die niedrigen Nummern befanden sich weiter links.
    Es war keine Überraschung, dass die Nummer eins ganz vorn war.
    Doch für Neal war es ein Schock, als er begriff, dass sie im ersten Wagen sitzen würden.
    Er stöhnte.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte Sue.
    »Wir sind ganz vorn.«
    »Cool!«
    »Herrje.«
    Lachend drückte sie seinen Arm.
    Der Pony-Express war noch nicht angekommen. Doch Neal konnte ihn schon hören. Er hörte ihn rumpeln und scheppern, hörte die Fahrgäste kreischen. Die Plattform vibrierte unter seinen Füßen.
    O Gott, ich will das nicht! Es wird einen Unfall geben!
    Er hatte das Gefühl, in ein tiefes Loch zu fallen.
    Es gibt keinen Grund, Angst zu haben, sagte er sich. Es wird nichts passieren. Es ist eine Achterbahn . Nur ein Karussell . Es ist nicht wirklich gefährlich. Es soll nur Gefahr vortäuschen.
    Seine Beine fühlten sich an wie aus Gummi. Von Kopf bis Fuß überzog ihn eine Gänsehaut.
    Sag ihr einfach, dass du nicht willst. Sie kann allein fahren.
    Dann steh ich wie ein Feigling da.
    Ich habe mich Rasputin in den Weg gestellt! Den Mistkerl niedergeschossen! Ich kann doch keine Angst vor einer blöden Achterbahn haben.
    Die in diesem Augenblick ankam.
    Sie kam ruckelnd zum Stehen, mit den Sitzen des ersten Wagens knapp unterhalb der Plattform zu Sues Füßen.
    Nachdem der Sicherheitsbügel nach vorn geschwungen war, stieg ein Mann mit einem kleinen Jungen auf der anderen Seite aus. Der höchstens zehnjährige Junge grinste wie Mr. Sardonicus.
    »O Mann«, murmelte Neal, »der kleine Scheißer hat während der Fahrt den Verstand verloren.«
    Sue drückte seinen Arm. »Wie sicher ist das Ding?«
    Neal war erstaunt von Sues Nervosität und hatte selbst gleich ein bisschen weniger Angst. »Wenn es ständig Unfälle geben würde«, sagte er, »stünde es nicht hier.«
    Diese Antwort schien sie zu beruhigen. »Ja, schätze, du hast recht.«
    »Es wird nichts passieren«, sagte Neal und fühlte sich noch besser.
    »Gut.«
    Sie stieg zuerst ein. Neal folgte ihr. Ehe sie wussten, wie ihnen geschah, saßen sie nebeneinander in dem Wagen und der Sicherheitsbügel schloss sich vor ihrer Brust.
    »Bist du bereit?«, fragte Neal.
    »Eigentlich nicht.« Sue umklammerte mit beiden Händen den Bügel.
    Der Wagen machte einen Satz nach vorn und begann ratternd, zum höchsten Punkt hinaufzufahren. Er stieg höher und höher. Durch den steilen

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