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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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gearbeitet.
    Ich war kein völliger Loser mehr.
    »Hast du Hunger?«, unterbrach Sue seine Gedanken.
    »Klar.« Er sah, dass sie vor der Tür von Mess-o’-Ribs Kantine standen.
    Sue legte den Kopf in den Nacken. Mit halb geschlossenen Augen atmete sie tief durch die Nase ein. »Das riecht richtig gut«, sagte sie.
    Aus dem Eingang wehte der Duft von Holzfeuer, brutzelndem Fleisch und Grillsoßen.
    »Lass uns reingehen«, sagte Neal.
    »Das kann ein Vermögen kosten. Vielleicht sollte nur einer von uns richtig essen und der andere …«
    »Mach dir keine Gedanken darüber. Rein mit dir.«
    Sie zögerte.
    Neal gab ihr einen Klaps auf den Hintern. Er hatte sie damit nur ermutigen wollen, hineinzugehen, deshalb war er überrascht, dass ihm die Wärme ihres Lederrocks und die festen federnden Hinterbacken darunter auffielen.
    Sie saßen im hinteren Teil des Restaurants in einer Nische und bestellten sich Margaritas.
    Der Kellner bat Sue, sich auszuweisen. Freundlich lächelnd zog sie ihre Brieftasche hervor, suchte in dem großen Dokumentenfach und zeigte ihm einen Führerschein.
    Der Kellner sah ihn kurz an. »Danke, Miss Taylor.«
    Nachdem der Kellner gegangen war, sagte Neal: »Heißt du nicht angeblich Babcock? Barbra Sue Babcock?«
    Sie grinste. »Mein Trinkname ist Elaine Taylor.«
    »Du bist eine Kriminelle.«
    »Ja.«
    »Was treibst du noch so?«
    »Nicht viel.« Sie beugte sich vor und blickte ihm in die Augen. »Verstößt es gegen irgendein Gesetz, wenn man in ein Rippchenrestaurant geht und sich ohne Liebestöter an einen Tisch setzt?«
    Neal sah sie mit offenem Mund an. »Das ist ein Witz, oder?«
    Grinsend lehnte sie sich zurück und wackelte ein bisschen mit den Brüsten. »Nö.«
    »Was hast du vor?«, fragte Neal.
    Sie zuckte die Achseln.
    »Ich … ich bin mit Marta zusammen.«
    »Ich weiß. Aber deshalb muss ich doch keine Liebestöter tragen.«
    Der Kellner servierte ihre Getränke. Sue nahm ihre Stoffserviette vom Tisch, schüttelte sie auseinander und legte sie sich über den Schoß.
    Neal faltete seine Serviette ebenfalls auseinander.
    »Pass auf, dass du sie nicht fallen lässt«, sagte Sue. »So wie du aussiehst, hast du nicht den Mumm, dich danach zu bücken.«
    Neal lachte, und ein Teil der Anspannung fiel von ihm ab. Während sie sich unterhielten, ihre Margaritas schlürften, herumalberten und die Speisekarte studierten, beruhigte er sich immer mehr.
    Sie bestellten beide mit Honig glasierte Rippchen, Maiskolben und Pommes frites. Als der Kellner gehen wollte, bat Neal um zwei weitere Margaritas.
    »Also«, sagte Sue, »hast du vor, Marta zu heiraten?«
    »Vielleicht. Nicht unbedingt.«
    »Nach dem, was ich gehört hab, scheint sie echt nett zu sein.«
    Neal legte einen Moment lang verwirrt die Stirn in Falten. Wie hat Sue …? »Ach ja, stimmt.«
    »Hast du vergessen, dass ich in dir war?«
    »Es war mir gerade entfallen.«
    »Ich will mich ja nicht in deine Angelegenheiten einmischen, aber …«
    »Aber du wirst es tun?«
    »Hm …« Sue runzelte die Stirn. »Es sieht irgendwie aus, wie wenn du Angst vor Marta hättest. Das hab ich auch gesehen, ohne das Armband zu benutzen. Erstens hast du ihr nicht von dem Armband erzählt. Zweitens bist du weggelaufen, nur wegen den Kratzern an deinen Armen. Verstehst du, was ich meine? Dann, am Telefon, hast du ihr nur von mir erzählt, weil du gedacht hast, sie findet es früher oder später sowieso raus. Du hast gedacht, es wär einfacher, wenn du es gleich zugibst.«
    Er sah Sue an und atmete tief durch.
    Das kommt davon, dass ich sie das Armband habe benutzen lassen. Gibt es irgendetwas, das sie nicht weiß?
    »Und?«, fragte er.
    »Ich sag ja nix davon, dass du sie abservieren sollst oder so.«
    »Es heißt nichts .«
    »Genau. Das sag ich ja nicht.«
    »Tja, gut.«
    »Ich sag auch nicht, dass irgendwas nicht mit ihr stimmt. Ich sag nur, du bist noch gar nicht mit ihr verheiratet, aber sie hat dich jetzt schon an der kurzen Leine, und du hast Angst, was zu machen, das ihr gegen den Strich geht.«
    »Ich liebe sie«, sagte Neal.
    Und hatte das Gefühl, es klinge nicht überzeugend.
    »Wenn du es sagst«, meinte Sue. »Ich glaub bloß, du liebst mich mehr wie sie.«
    »Du bist verrückt. Ich kenne dich kaum.«
    »Vergiss nicht, ich bin in deinem Kopp gewesen.« Jedes Wort so deutlich artikulierend, als wagte sie sich in eine fremde Sprache vor, wiederholte sie: »Ich … war … in … deinem Kopf.«

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    Neal bezahlte das Essen mit der

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