Der Gast: Roman
wollte ich sagen.«
»Ich weiß immer noch nicht genau …«
»Er ist kein Monster aus einem Film. Auch wenn du ihm einen komischen Namen gegeben hast. Er ist nicht Freddy Krueger oder Jason oder dieser Typ aus Halloween , wie immer er auch heißen mag.«
»Michael Myers.«
»Ja, der. Diese Typen tauchen überall und immer einfach so auf. Ich meine, in einem Moment tun sie hinter einem herjagen und im nächsten sind sie plötzlich vor einem. Sie sind ständig an Orten, wo sie eigentlich gar nicht sein können. Aber das sind Filme. Rasputin ist echt, also passiert so was nicht. Verstehst du?«
»Ich glaube schon.«
»Wenn er wirklich in deiner Wohnung war und nicht in ein Auto gesprungen und uns hintergejagt ist, dann kann er hier auch nicht auftauchen. Jedenfalls noch nicht.«
Neal schloss das Tor auf und grinste sie an. »Du hast völlig recht.« Er hielt das Tor für sie auf, dann folgte er ihr in den Hof.
Sie sah ihn über die Schulter an. »Er hat doch kein magisches Armband, oder?«
»Nein. Ich glaube nicht.«
»Wenn er eins hätte, könnte er jetzt gerade in dir oder in mir sein.«
»Soweit ich weiß, gibt es nur eins.« Er klopfte auf seine Tasche und spürte die schwere zusammengerollte Schlange.
»So ein Ding«, sagte Sue, »könnte in den falschen Händen gefährlich sein.«
»Wenn du mich fragst, ist es in jedermanns Händen gefährlich.«
»Wahnsinn, guck dir mal den Swimmingpool an. Die werden ja immer größer und schöner. Meinst du, wir kriegen Ärger, wenn wir mal reinspringen?«
»Um diese Uhrzeit? Wir würden wahrscheinlich erschossen.«
»Nur, wenn wir jemanden wecken.«
Neal schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«
»Memme.«
»So bin ich eben.«
Er ging voraus, die Treppe hoch und über den Gang. Vor Martas Tür stellte er seinen Koffer ab. Er zog die Pistole aus der Hosentasche. Mit der rechten Hand hielt er die Waffe im Anschlag, während er mit der linken die Tür aufschloss.
In der Wohnung war es dunkel.
Neal tastete an der Wand entlang und fand einen Lichtschalter.
Alles sah normal aus.
Mit heiserer Stimme rief er ein paarmal nach Marta. Dann drehte er sich zu Sue. »Ich schau mich mal um«, flüsterte er.
»Guck auch mal ins Klo.«
Er tat, was sie gesagt hatte.
In der Toilettenschüssel war nichts als sauberes Wasser.
Er entdeckte in keinem der Zimmer einen Hinweis darauf, dass ein Fremder in der Wohnung gewesen war.
»Alles in Ordnung.« Er schloss die Tür und legte den Sicherungsriegel vor.
In seiner Brieftasche fand er den Zettel, auf den Marta vor einigen Monaten die Telefonnummern von zu Hause und ihrer Arbeitsstätte gekritzelt hatte. Er ging damit zum Telefon.
»Willst du sie anrufen?«
»Ja, ist wohl besser.«
»Gute Idee.«
Er wählte ihre Nummer auf der Arbeit.
»Hoffentlich ist sie da«, murmelte Sue.
»Hoffburg Travel«, meldete sich ein Mann am anderen Ende.
»Hallo«, sagte Neal. »Ich würde gern mit einer Ihrer Angestellten sprechen, mit Marta Wheaton.«
»Mit wem spreche ich bitte?«
»Neal Darden.«
»Einen Moment bitte, ich piepse sie an.«
Neal sah zu Sue. »Ich glaube, sie ist da.«
Sue wirkte erleichtert.
»Sie piepsen sie an. Könnte eine Weile dauern.«
»Sagst du ihr, dass ich hier bin?«
»Ich glaube schon. Sie findet es sowieso raus, wenn sie morgen früh nach Hause kommt.«
»Ich könnte vorher gehen.«
»Es wird schon klargehen.«
»Neal?«
»Hi, ja, ich bin’s. Ich bin zurück. Tut mir leid, dass ich dich bei der Arbeit störe.«
»Kein Problem.«
»Ich habe deine Nachricht abgehört.«
»Gut. Ich hab mir nur Sorgen gemacht. Ich dachte, du würdest früher zurückkommen.«
»Wir sind erst spät losgefahren«, erklärte er.
»Wir?«
»Sue und ich.«
»Ist das das Mädchen, von dem du mir erzählt hast? Sue?«
»Ja.«
»Hast du nicht gesagt, sie sei eine Nervensäge und du würdest versuchen, sie loszuwerden?«
»Hm … es ging nicht.«
»Toll.« Marta klang nur ein wenig verärgert. »Und jetzt hast du sie mit zurückgebracht?«
»Ja, aber …«
»Toll.«
»Sie hilft uns, die Belohnung zu verdienen.«
»Brauchen wir dabei Hilfe?«
»Ich weiß nicht«, sagte Neal. »Sie könnte nützlich sein. Außerdem war es in erster Linie ihre Idee – die Sache mit der Belohnung. Wir müssen sie wirklich dabeihaben.«
»Hm. Okay. Wie du meinst.«
»Das Hauptproblem ist, dass ich Besuch hatte.«
»Was?«
»Von unserem Freund.«
»Rasputin?«
»Ja.«
»Was ist
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