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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Sue.
    »Mindestens. Anscheinend sind ihm diese Dinger ausgegangen.« Er hob die letzte Binde heraus und warf sie in den Eimer. »Er muss sich ein paar Verbände aus Mull und Klebeband gemacht haben.«
    »Wieso ist er nicht tot, wenn er so viele Kugeln abgekriegt hat?«
    »Deshalb nenne ich ihn Rasputin.« Neal stocherte in der Toilette herum und fand Klumpen von Mull und Klebeband. Er zog sie mit der Zange heraus.
    Außer Toilettenpapier und einigen kleinen Verpackungen von Verbänden schwamm nichts mehr in dem blutigen Wasser. Nichts, was das Rohr verstopfen würde.
    »Das sollte reichen«, sagte Neal. Er warf die Zange in den Eimer und betätigte die Spülung.
    Der ganze Schmutz wurde hinabgesaugt, und sauberes Wasser füllte die Schüssel.
    »Du hast es geschafft!«
    »Ja.« Neal erhob sich und nahm den Eimer. »Also, tu dir keinen Zwang an.«
    »Gerade noch rechtzeitig.«
    Neal verließ das Bad. Sie schloss schnell hinter ihm die Tür.
    Auf dem Weg in die Küche überlegte er, was er mit dem Inhalt des Eimers anstellen sollte. Er könnte alles in den Müll werfen und draußen in der Tonne entsorgen.
    Es ist Beweismaterial.
    Aber was beweist es?, fragte er sich. Nur, dass Rasputin hier war.
    Und dass er der Mann ist, dessen Blut in Elises Haus gefunden wurde.
    Was soll das beweisen?
    Vielleicht nichts, dachte Neal. Aber ich sollte es für alle Fälle aufbewahren.
    Ein paar Minuten später kam Sue in die Küche. »Was zum Teufel machst du da?«, stieß sie hervor.
    Neal lächelte sie über die Schulter an. »Wonach sieht es denn aus?«
    »Es sieht aus, als wärst du nicht mehr ganz dicht.«
    Er hatte eine große Papiertüte auf die Arbeitsfläche gelegt und die vier Damenbinden darauf ausgebreitet. An seiner Zange baumelten blutgetränkter Mull und Gewebeband. Er deponierte die Sachen ebenfalls auf der Tüte.
    »Ich lege das Zeug nur zum Trocken aus.«
    »Willst du es noch mal benutzen?«
    »Jetzt werde mal nicht unappetitlich.«
    »Zu spät.«
    »Ich möchte das Blut als Beweismittel aufbewahren. Wenn es trocken ist, hält es sich länger.«
    »Hast du das auch aus dem Prozess gelernt?«
    »Ja.«
    »Was soll das beweisen?«
    »Ich weiß nicht. Ich dachte nur, wir sollten es verwahren. Manchmal kann es nützlich sein.«
    »Tja, wenn du meinst.«
    Als der Eimer leer war, ging Neal damit zur Spüle. Er wusch ihn mit heißem Wasser und Spülmittel aus und reinigte auch die Zange. Dann räumte er die Sachen weg und trocknete sich die Hände ab. »Fertig«, sagte er.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Sue.
    »Möchtest du ein Bier?«
    »Klar.«
    Er holte zwei Dosen aus dem Kühlschrank. »Stört es dich nicht, dass ich noch keine einundzwanzig bin?«, fragte sie.
    »Du musst das Bier als dein Alter Ego trinken. Wie heißt sie? Die Ältere?«
    »Elaine Taylor?«
    »Die meinte ich.« Er warf ihr eine Dose zu, und sie fing sie auf.
    Sie setzten sich im Wohnzimmer nebeneinander aufs Sofa und rissen die Dosen auf.
    »Zum Wohl«, sagte Neal.
    »Prost«, sagte Sue.
    Das Bier war sehr kalt. Neal trank in langen Zügen. »Sollen wir hierbleiben oder nicht?«, sagte er dann. »Das ist die entscheidende Frage.«
    Sue setzte ihre Dose ab. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich bin dafür zu bleiben.«
    »Aber er war hier.«
    »Das hast du schon gesagt.«
    »Er kommt bestimmt zurück. Vielleicht sogar heute Nacht.«
    Sue sah ihn an und nickte. »Wenn er nicht zurückkommen würde, wie sollten wir ihn dann erwischen? Ich meine, er weiß, wer du bist, aber du hast keine Ahnung, wer er ist. Also muss er zu uns kommen. Sonst können wir die fünfzig Riesen vergessen.«
    »Das stimmt«, gab Neal zu.
    »Deshalb müssen wir hierbleiben, bis er kommt.«
    Neal trank noch einen Schluck Bier. »Das glaube ich auch«, sagte er. »Aber … ist dir klar, dass er mich umbringen will? Ich meine, das ist der einzige Grund, aus dem er kommt. Ich bin nicht bloß ein ungelöstes Problem für ihn. Ich bin nicht bloß irgendein Typ, der ihn identifizieren könnte. Ich bin auch derjenige, der ihn beinahe getötet hat. Ich bin schuld daran, dass er die ganzen Kugeln abbekommen hat – man kann sich kaum vorstellen, was für Schmerzen ich ihm zugefügt habe. Und ich bin sicher, er will es mir in gleicher Münze heimzahlen.«
    »Das lassen wir nicht zu«, sagte Sue.
    »Wenn du bei mir bist … was er dir antun könnte …«
    »Er wird keinem von uns was tun, Neal. Wir überraschen ihn und machen ihn fertig.«
    »Vielleicht hat er

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