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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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größere Überraschungen auf Lager als wir. Vielleicht überrascht er uns und macht uns fertig.«
    »Nein.«
    »Wir sind nicht in einem Film, Sue. Es ist nicht gesagt, dass wir am Ende gewinnen. Er könnte auch gewinnen. Das ist schon einmal passiert. Bei Elise.« Er sah Sue in die Augen. »Ganz zum Schluss, kurz bevor ich aus ihr rausgegangen bin, hat sie gedacht … es war wie in einem Film. Als würde sie irgendwie überleben. Weil sie … der Star war, und der Star schafft es immer. Aber sie hat es nicht geschafft. Er hat sie ermordet. Er hat gewonnen.«
    Sue wirkte niedergeschlagener, als er sie je zuvor gesehen hatte.
    »Ich weiß, wie gern du die Belohnung haben möchtest«, sagte Neal. »Aber willst du dein Leben dafür aufs Spiel setzen?«
    Sue atmete tief ein. Dann blies sie geräuschvoll die Luft aus und trank einen Schluck Bier. »Ich will die Belohnung«, sagte sie. »Klar. Ich meine, deine Hälfte von den fünfzig Riesen … Aber es geht nicht nur ums Geld. Wenn es nur das Geld wär, würde ich vielleicht sagen, vergiss es. Aber wenn wir nicht bleiben, müssen wir weglaufen und uns verkriechen. Und wir müssten versteckt bleiben, bis Rasputin stirbt oder verhaftet wird.«
    »Das glaube ich allerdings auch«, sagte Neal.
    »Deshalb find ich immer noch, wir sollten hierbleiben und uns auf die Lauer legen.«

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    »Was ist los?«, fragte Sue.
    Neal stellte seine leere Bierdose ab. »Ich weiß nicht. Ich bin nicht sicher. Vielleicht habe ich mich selbst beunruhigt, indem ich gesagt habe, er könnte gewinnen. Mir … mir gefällt es hier einfach nicht. Ich glaube, wir sollten lieber nicht bleiben.«
    »Warum?«
    »Einfach weil er hier war.«
    »Aber er ist wieder weg.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Du hast doch überall nachgesehen …«
    »Das ist keine hundertprozentige Garantie dafür, dass er nicht hier ist. Vielleicht hat er ein richtig gutes Versteck gefunden.« Neals Blick wanderte unwillkürlich durch den Raum, streifte über die Vorhänge, die dunklen Ecken …
    »Du jagst mir Angst ein«, sagte Sue. Sie rümpfte die Nase, als nähme sie einen widerlichen Geruch wahr, und sah erst über die eine, dann über die andere Schulter.
    »Wahrscheinlich ist er weg«, meinte Neal.
    »Oder er beobachtet uns. Hört jedes Wort, das wir sagen.«
    »Ziemlich unwahrscheinlich.«
    »Wenn er hier ist«, flüsterte Sue, »warum ist er dann noch nicht auf uns losgegangen?«
    »Weil er befürchtet, dass ich wieder auf ihn schieße?«, vermutete Neal. »Vielleicht wartet er auf eine gute Gelegenheit und kommt raus, wenn wir schlafen.«
    »O Gott.« Mit gequältem Gesichtsausdruck schlang Sue die Arme um die Brust und rieb sich über die Oberarme.
    Sie waren von Gänsehaut überzogen.
    »Wir könnten die Wohnung richtig gründlich durchsuchen«, sagte Neal. »Aber wenn er nicht hier ist – und wahrscheinlich ist er nicht hier –, könnte er irgendwo in der Nähe sein. Vielleicht ist er in eine Nachbarwohnung eingebrochen. Er könnte gleich nebenan sein oder …«
    »Willst du, dass ich mir in die Hose mache?«
    »Entschuldigung. Ich wollte dir keine Angst einjagen. Ich gehe nur die verschiedenen Möglichkeiten durch.«
    »Vielleicht ist er auch einfach nach Hause gegangen.«
    »Könnte auch sein«, sagte Neal.
    »Oder vielleicht ist er losgezogen und sucht dich irgendwo.«
    »Er hat keine Ahnung, wo ich sein könnte.«
    Es sei denn, er hat die Kreditkartenzahlungen zurückverfolgt, dachte Neal. Doch das erschien ihm sehr weit hergeholt.
    Falls er die Zahlungen zurückverfolgt hat, ist er in Nevada gelandet, in sicherer Entfernung von …
    »Wär es möglich, dass er von Marta weiß?«, fragte Sue.
    Diese Frage verblüffte Neal, und er spürte einen harten kalten Klumpen in seinem Magen. »Nein.«
    Doch im selben Augenblick wurde ihm bewusst, dass Rasputin ihm gefolgt sein könnte, als er Montagnacht zu Marta gefahren war. Oder Marta könnte aus irgendeinem Grund gestern oder heute in seiner Wohnung gewesen sein. Oder Rasputin könnte ihren Namen in seinem Adressbuch entdeckt haben.
    Da stehen bestimmt fünfzig Namen drin. Er kann nicht wissen, wer …
    Neal wandte ruckartig den Kopf zum Telefon.
    Sein Anrufbeantworter.
    Von seinem Platz aus konnte er das winzige Lämpchen nicht sehen, das bei neuen Nachrichten blinkte. Er stand auf und ging zum Telefon.
    Und sah, dass das rote Lämpchen tatsächlich blinkte.
    Er drückte auf den Knopf zum Abhören der Nachrichten.
    »Neal?« Martas Stimme. »Ich bin’s. Bist du schon

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