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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Magen.
    Einen steifen Penis, der gegen den Hosenschlitz drückte.
    Ein seltsames, wildes Toben in seinem Kopf.
    »Komm, komm schon, Baby. Komm. Mach auf für Papa.«
    Der Scheißer sollte dieses Mal besser hier sein. Oh, das wird schön. Hoffentlich ist er hier.
    »Komm schon, Baby.«
    Während der lautlose Monolog weiterging, lief in seinem Kopf eine Erinnerungsszene ab: eine dunkle verschwommene Gestalt steht in einigen Metern Entfernung zwischen den Bäumen, zielt auf ihn und schießt. Als die Mündung Feuer spuckt und der Donner des Schusses durch die Stille dröhnt, taucht in seinem Kopf eine neue Szene auf – ein nackter Mann, der an den Boden genagelt ist, schreit und sich windet. Rasputin stellt sich vor, wie er zwischen den gespreizten Beinen des Mannes kniet und die Zange ausstreckt …
    Soll ich das sein?, fragte sich Neal.
    Der Mann mit der Pistole in der Dunkelheit war eindeutig Neal gewesen, als er Sonntagnacht auf Rasputin schoss. Der Mann auf dem Boden, der mit der Zange bearbeitet werden sollte und in Rasputins Fantasie gut zu erkennen war, hatte Neals Figur, doch Haare und Gesicht stimmten nicht.
    Ich bin’s. Sie sind beide ich. Er weiß bloß nicht, wie ich wirklich aussehe.
    Das will er also mit mir anstellen.
    Neal wollte nicht sehen, was die Zange anrichten würde.
    Nichts wie raus hier!
    Nein! Wenn ich abhaue, verliere ich ihn. Wer weiß, ob er noch hier ist, bis ich zurückkommen kann …
    So eine Gelegenheit bekomme ich vielleicht nie wieder. Ich muss rausfinden, wer er ist und wo er wohnt.
    Wenn ich genug rausfinde, gehört er MIR.
    Und die Belohnung auch.
    Als Neal seine Aufmerksamkeit wieder Rasputins Kopfkino zuwandte, bäumte sich der Mann auf dem Boden auf und schrie.
    Neal sah, was die Zange anrichtete.
    Er spürte, wie sein Penis schrumpfte.
    Rasputin war so gefangen von seiner Fantasie, dass die Stimme in seinem Kopf verstummte und er sich seiner Hände nicht mehr bewusst zu sein schien. Doch dann spürte Neal durch seine Finger, wie etwas im Inneren des Schlosses nachgab.
    Und Rasputin spürte es auch.
    Ja! »Jetzt komm ich, ob du willst oder nicht, du beschissener Schwanzlutscher! Du solltest besser hier sein!«
    Er verpackte das Einbruchswerkzeug in einem weichen Lederetui und steckte es sich in die Hosentasche. Dann zog er dünne Gummihandschuhe hervor. Er stülpte sie sich über.
    Die Handschuhe fühlten sich an den Fingerspitzen seltsam steif an. Hatte er sie mit irgendetwas eingepinselt – vielleicht mit Nagellack oder Klebstoff –, als zusätzlichen Schutz vor Fingerabdrücken?
    Der Mann ist vorsichtig, dachte Neal.
    Als Rasputin die Tür aufstieß, stellte er sich vor, dass Neal mit der Pistole in der Dunkelheit wartete und ihm mitten ins Gesicht schoss. Angst durchströmte ihn wie ein kalter Wind.
    Der Drecksack fürchtet sich vor mir, bemerkte Neal.
    Gut so!
    Doch die Angst verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war – sobald Rasputin in das dunkle Zimmer sah und feststellte, dass Neal ihm dort nicht auflauerte.
    Du suchst am falschen Ort, du Arschloch. Ich bin nicht vor dir, ich bin in dir.
    Rasputin trat über die Schwelle und schloss leise die Tür. Dann blieb er reglos stehen und lauschte.
    »Du solltest besser hier sein.«
    Ich bin doch hier, dachte Neal.
    Rasputin schien zu spüren, dass niemand in der Wohnung war. Doch er wollte es sich nicht eingestehen. Noch nicht. Er wollte der Enttäuschung nicht ins Gesicht sehen.
    Plötzlich bemerkte er einen Geruch.
    Neal bemerkte ihn ebenfalls.
    Ein schwacher süßer Duft …
    Was ist das?, fragte sich Rasputin. In seiner Erinnerung tauchte sein voriger Besuch auf. Er dachte daran, wie er ungefähr an der gleichen Stelle gestanden und Neal gesucht hatte …
    Der Geruch war neu.
    Bier!
    Neals Magen zog sich zusammen. Er weiß Bescheid!
    Rasputins Erregung stieg.
    Er weiß nichts von Sue, begriff Neal. Er glaubt, ich hätte allein Bier getrunken … Er glaubt, ich wäre immer noch hier.
    Jetzt hab ich dich! Jetzt hab ich dich! Ohhh.
    In Rasputin gärte ein Gebräu aus Wut und Freude und Lust, angesichts dessen Neal aufschreien und davonlaufen wollte.
    BLEIB HIER, befahl er sich. Der Mistkerl kann mir nichts tun; er weiß nicht einmal, dass ich hier bin. Ich bin absolut in Sicherheit.
    Aber er fühlte sich überhaupt nicht sicher.
    Rasputin begann, durch das Wohnzimmer zu schleichen.
    »Jetzt komme ich, ob du willst oder nicht. Oh, ho, ho. Du wirst schreien wie am Spieß!«
    Er widmete sich wieder seiner Fantasie, in

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