Der Gast: Roman
Auto!
Endlich!
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Rasputin bog um die Ecke und sah mehrere parkende Autos am Straßenrand.
Was für ein … ah, klar. Irgendwas Weißes. Ein Subaru oder … da!
Es ist nicht sein eigenes Auto, begriff Neal. Wahrscheinlich hat er es gestohlen.
Rasputin suchte nicht nach dem Schlüssel, während er darauf zuging.
Natürlich nicht, dachte Neal. Er hat keinen Schlüssel. Bestimmt hat er die Zündung kurzgeschlossen …
Die Fahrertür war nicht abgesperrt. Rasputin stieg ein, griff an die Lenksäule und ließ den Motor an.
Mit dem Schlüssel. Der schon in der Zündung steckte.
Der Motor lief ruhig und leise.
Gar nicht so übel, das kleine Ding, dachte Rasputin. Vielleicht behalte ich es.
Er lachte, dann runzelte er die Stirn.
Wo schaltet man das Licht an? Ich hatte es doch an, als ich hergefahren bin … Ach ja. Nett.
Die hellen Lichtstrahlen durchbohrten die Dunkelheit. Rasputin trat aufs Gas und fuhr aus der Parklücke.
»Los geht’s!«, verkündete er laut.
Von dem Zaster hol ich mir ein richtiges Auto. Wie wär’s mit einem Lincoln Continental oder einem Towncar? Oder, hey, warum keinen Ferrari? Was so etwas wohl kostet? Jedenfalls keine halbe Million, das steht fest. Für eine halbe Million kann ich mir ein verdammtes Flugzeug kaufen.
Ja, klar. Einen Dreck kann ich mir kaufen. Ich geh zurück zu Kingman und leg mich flach, tauche unter, bis meine Verletzungen verheilt sind.
Falls sie heilen.
Dieser Schwanzlutscher, er wird sich noch wünschen …
Warten wir, bis er sieht, was ich mit seiner Bier-Freundin anstelle. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was ihm bevorsteht. Er wird noch bitter bereuen, mir Kugeln in …
Rasputin stellte sich vor, wie Neal an eine Holzwand genagelt war. Kein Boden, dieses Mal war es eine Wand. Nackt wie zuvor. Die Arme ausgestreckt und an den Händen angenagelt, doch die Beine geschlossen. Die Füße in einem grünen Plastikeimer.
Neal vermutete, dass der Eimer dazu diente, Blut und andere Körperflüssigkeiten aufzufangen …
Schlau, dachte er, während ihm übel wurde.
Wenigstens sieht der Typ nicht aus wie ich.
Das Opfer in Rasputins Fantasie ähnelte nicht einmal seiner vorigen Vorstellung von Neal. Der Mann war älter, ein bisschen schwabbelig und hatte einen ordentlich getrimmten schwarzen Schnurrbart. Ganz anders als der gut aussehende blonde Kerl, den er sich vorhin ausgemalt hatte.
Er kann sich nicht entscheiden, wie ich aussehen soll, dachte Neal.
Und er hatte offensichtlich keine Ahnung, wie Sue aussah.
Gott sei Dank, dachte Neal.
Die Frau war an der gegenüberliegenden Seite an die Wand genagelt. So, dass sie sich anblickten. So, dass er zusehen konnte.
Ihre Arme waren ebenfalls ausgestreckt, und sie stand ebenfalls in einem grünen Eimer.
Sie musste ungefähr vierzig Jahre alt sein. Gut in Schuss. Schlank, mit großen Brüsten.
Glaubt er, meine Bier-Freundin sieht so aus?
Sie ähnelte weder Sue noch Marta. Beide waren viel jünger. Keine von ihnen hatte solche Brüste, und sie waren beide blond.
Und viel weniger behaart.
Neal hatte in seinem ganzen Leben noch keine derart stark behaarte Frau gesehen: dicke schwarze Locken hingen ihr in die Stirn und umrahmten ihr Gesicht; dichte schwarze Augenbrauen trafen sich über ihrer Nase; unter ihrem Nabel wuchs ein ausuferndes Dickicht.
Rasputin grinste den imaginären Neal über die Schulter an, ging zu der Frau und zündete ihr Schamhaar an. Es loderte auf, als wäre es in Benzin getränkt. Sie krümmte sich an der Wand und tanzte in dem Eimer, ihre riesigen Brüste hüpften auf und ab, die Haut glühte orange im Feuerschein.
Rasputin, der ganz in seiner Fantasie gefangen war, bekam wieder eine Erektion.
Wenn ich das mit seiner Freundin mache, wird der Scheißer sich noch mal überlegen, ob es eine so gute Idee war, auf mich zu schießen.
Damit fang ich an, und er muss zusehen. Zusehen, bis sie tot ist. Ehe ich überhaupt mit ihm anfange.
Vielleicht können wir das Ganze interaktiv gestalten.
»Wo soll ich den ersten Schnitt machen, Neal? Such dir ein Augenlid aus. Oder einen Nippel. Oder …«
Plötzlich bemerkte er das Haus und wurde aus seinen Fantasien gerissen. Er trat auf die Bremse und steuerte in die Einfahrt. Die Scheinwerfer beleuchteten ein breites weißes Garagentor.
Ich muss die Adresse mitbekommen, sagte sich Neal.
»Los, Rasputin, sieh zum Haus! Komm schon, Leslie! Verdammt! Sieh hin!«
Anstatt zum Haus zu sehen, senkte Rasputin den Blick auf den Beifahrersitz. Er nahm
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