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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Telefon in der Hand, passte er gut in diese Rolle.
    Zeitverschwendung! Los geht’s!
    Neal sprang in ihn hinein.
    Wow! Was ist denn hier los?
    Von der Sonne erhitzt, verschwitzt, halb betrunken und halb erregt.
    Er fühlte sich gut. Etwas zu gut, dachte Neal, für einen Mann, der gestern seine Frau beerdigt hat.
    Wer ist da am Telefon?
    »Ich liege hier am Pool«, erklärte Vince, »und genehmige mir einen kalten Drink.«
    »Ganz allein?«
    »Einsam und allein. Ich betrauere den Verlust meiner geliebten Gattin. Versuche, meinen Kummer zu ertränken.«
    »Was für eine Schande.«
    Vince war ziemlich angetrunken, doch es war die Frau am Telefon, die einen durchgedrehten Eindruck machte. Sie sprach mit rauchiger gedehnter Stimme, als wollte sie Marilyn Monroe imitieren.
    Ich muss nur mit den Augen blinzeln, dann wird sie vorschlagen rüberzukommen. Nicht heute, Süße. »Ich wünschte, du wärst hier, Pamela«, sagte er.
    »Das ließe sich einrichten.«
    »Ich würde mich wirklich freuen. Das weißt du doch, oder? Aber es ist zu früh. Was werden die Bullen denken, wenn ein süßes Ding wie du hier vorbeispaziert kommt?«
    »Sie observieren doch nicht dein Haus, oder?« Sie klang erschrocken.
    »Könnte schon sein. Man kann nie wissen. Übrigens könnte es auch sein, dass sie gerade dieses Gespräch abhören.«
    »Glaubst du?«
    »Wer weiß? Die Bullen sind ein ausgebuffter Haufen.« Vince fand sich selbst witzig und grinste.
    »Ich würde denen nicht raten mitzuhören!«, raunzte Pamela. »Hallo? Polizei? Wenn ihr mithört, solltet ihr euch schämen – einen unschuldigen Mann so zu schikanieren. Ihr wisst doch genau, dass er auf Hawaii war. Er kann Elise unmöglich umgebracht haben. Habt ihr noch nie von einem wasserdichten Alibi gehört? Genau das hat Vince. Wasserdicht. Ihr solltet ihn also nicht belästigen. Warum legt ihr nicht einfach auf und fickt euch ins Knie?«
    Vince kicherte.
    Was für eine schwachsinnige Tussi. Warum gebe ich mich mit ihr ab?
    Vince beantwortete sich die Frage, indem er ein Bild vor seinem inneren Auge aufrief, auf dem eine Frau nackt aus seinem Pool kletterte und auf ihn zukam. Sie hatte glattes schwarzes Haar, das zu einem Bubikopf geschnitten war. Sie war am ganzen Körper gebräunt.
    Neal kam sie bekannt vor. Eine Schauspielerin?, fragte er sich. Ein Model? Er glaubte, sie vor Kurzem in der Letterman-Show gesehen zu haben.
    »Wie fandest du das?«
    »Du hast ihnen gezeigt, wo der Hammer hängt«, sagte Vince. Wie kann man so schön und so dämlich zugleich sein?
    »Warum sollte es sie interessieren, wenn ich vorbeikomme?«, fragte sie.
    »Es würde nicht gut aussehen. Das ist alles.«
    »Das ist mir egal. Ich vermisse dich, Vincent. Ich vermisse dich so sehr, dass ich es kaum noch aushalte.«
    »Ich vermisse dich auch. Ununterbrochen. Aber es wäre für keinen von uns gut, wenn man dich sieht, wie du …«
    »Das ist mir egal. Ich will bei dir sein. Es ist mir egal, wenn …«
    »Vielleicht in ein paar Tagen.«
    »Ich halte das nicht aus! Du hast sie nicht umgebracht. Es ist ungerecht, dass sie dich nicht dein Leben leben lassen.«
    »Wir müssen einfach unsere Gefühle im Zaum halten …«
    Die Türglocke unterbrach Vince. Kurz flackerte Besorgnis in ihm auf. »Ich muss jetzt auflegen. Jemand ist an der Tür. Ich ruf dich später an. Au revoir. « Ohne eine Antwort abzuwarten, beendete er die Verbindung.
    Er schwang die Beine von der Liege und schlüpfte in ein Paar Flipflops.
    Wer zum Teufel ist das? Bullen oder Reporter. Verdammte Pisser, warum lassen sie mich nicht in Ruhe?
    Er legte das Telefon auf das Tablett und stand auf.
    Wissen sie nicht, dass ich in Trauer bin?
    Er nahm sein feuchtes kaltes Glas und trank einen Schluck.
    Wodka-Tonic.
    Es schmeckte für Neal genauso wie die Drinks, die er mit Elise getrunken hatte.
    Er spürte einen schmerzlichen Stich, als er an den Verlust erinnert wurde.
    War das mein Schmerz oder seiner?, fragte er sich.
    Muss wohl meiner gewesen sein.
    Vince, der auf die nächste Glastür zuging, schien nämlich über etwas anderes nachzudenken.
    Ich bin nicht gerade anständig angezogen. Er sah zu seiner weißen Badehose hinunter. Sieh dir den Ständer an. Ich sollte etwas überziehen. Wer weiß, wer an der Tür ist. Schnüffler von der Mordkommission? Ein Fernsehteam?
    Er schob die Tür auf und trat ins Wohnzimmer. Die Luft im Haus fühlte sich kühl an auf seinem verschwitzten Körper. Die Badehose klebte an ihm wie ein Lappen feuchter Haut.
    Es ist

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