Der Gast: Roman
dass alles in Ordnung ist, und gehen zur Tür.«
Neal tat einen tiefen zittrigen Atemzug. Langsam blies er die Luft aus. Er schüttelte den Kopf und stöhnte: »O Mann.«
»Entspann dich«, sagte Sue. »Du machst mich auch noch nervös.«
»Es wird alles gut gehen«, versicherte Marta ihm.
»Okay«, murmelte Neal. »Okay.« Er lehnte sich seitlich im Sitz zurück und streckte die Beine aus.
»Vielleicht solltest du tiefer runtergehen«, schlug Marta vor.
»Ich möchte nicht, dass es aussieht, als würde ich mich verstecken. Falls jemand vorbeikommt. So sehe ich aus, als ob ich ein Nickerchen machen würde, während ich auf meine Freundinnen warte.«
»Bleib lieber nicht so lange am Stück weg«, riet Sue ihm. »Komm zwischendurch zurück und guck nach deinem Körper.«
»Mal sehen. Mit etwas Glück ist Vince nicht zu Hause.«
»Sag so was nicht«, meinte Sue. Sie schob ihren Arm zwischen den Sitzen durch und gab ihm einen Klaps aufs Bein.
»Sei vorsichtig«, sagte Marta.
»Ihr auch. Und denkt dran, ich werde in ihm sein. Wenn er irgendein krummes Ding abziehen will, springe ich raus und komme euch so schnell wie möglich hinterher.«
Er spürte die Pistole an seinem Oberschenkel und betastete sie durch den Stoff der Hose.
»Ich hoffe, sie ist geladen«, sagte Sue.
»Sie ist immer geladen«, erklärte Neal. Er seufzte. »Also dann …«
»Falls alles klappt«, sagte Marta, »hupe einfach ein paarmal, wenn du abfahrbereit bist. Wir werden versuchen, einen eleganten Abgang hinzulegen, damit er keinen Verdacht schöpft.«
»Er wird verdammt schnell Verdacht schöpfen, wenn er merkt, dass sein Geld weg ist. Also benutzt falsche Namen. Gebt ihm keine Möglichkeit, rauszufinden, wer ihr seid.«
»Wir werden unheimlich gerissen sein«, sagte Marta.
»Halt du einfach die Augen auf«, meinte Sue.
»Mach ich. Eines noch … Wenn ihr schon so gerissen seid, dann versucht doch das Gespräch auf ein Thema zu bringen, bei dem er an das Geld denkt. Aber unauffällig.«
»Okay«, sagte Marta. »Bereit?«
»Eigentlich nicht.«
»Bringen wir es hinter uns.«
»Ja. Viel Glück. Bis dann. Seid vorsichtig.« Er atmete erneut tief durch, hob die Hand und küsste den Schlangenkopf.
Er spürte, wie er schwerelos abhob.
Als er nach unten blickte, sah er seinen Körper auf dem Rücksitz des Jeeps liegen.
Marta und Sue lösten ihre Sicherheitsgurte und zogen ihre Blusen aus. Im Sitzen begannen sie, aus den Shorts zu steigen.
Neal wäre am liebsten geblieben und hätte zugesehen – es war ein ungewöhnlicher und herrlicher Anblick von dort oben –, doch er hatte ein schlechtes Gewissen. Er musste etwas erledigen. Wenn er dort Zeit vergeudete, würden die Mädchen noch in Schwierigkeiten geraten.
Mach dich lieber auf den Weg.
Der schiere Wunsch genügte, um ihn davonfliegen zu lassen. Er raste über die Ziegelmauer hinweg, durch die Zweige eines Baums, über die Einfahrt und den Rasen und durch die Haustür.
Ehe er überhaupt Gelegenheit hatte, sich auf die Suche zu begeben, entdeckte er durch eine Glasschiebetür am anderen Ende des Wohnzimmers einen Mann.
Das muss er sein!
Doch so wie der Mann dasaß, konnte Neal nur seine nackten Beine sehen, die auf dem grünen Polster eines Liegestuhls am Pool ausgestreckt waren.
Immer mit der Ruhe. Spring nicht einfach hinein. Warte, bis du sicher bist, dass er es ist.
Aus Sorge, versehentlich in dem Mann zu landen, bewegte sich Neal nach rechts und glitt in einem guten Stück Entfernung von ihm durch die Glaswand. Dann schwebte er über den Swimmingpool hinweg und drehte sich um.
Der Mann auf dem Liegestuhl war tatsächlich Vince Conrad.
Neal kannte ihn aus einem halben Dutzend Filmen. In den Anfängen seiner Karriere hatte Vince die Hauptrolle in ein paar nicht besonders erfolgreichen Filmen gespielt. Er hatte das gute Aussehen, das man als Hauptdarsteller benötigte, doch irgendetwas fehlte ihm. Charakter? Trotz der markanten Gesichtszüge und der durchtrainierten Muskeln hatte er eine alberne Schlaffheit an sich, die man nicht verbergen konnte. Da er für die Heldenrollen nicht geeignet war, wurde er bald ständig als Schurke besetzt. In den letzten zehn Jahren hatte er in fast allen seinen Filmen den gerissenen, schmierigen Ganoven gespielt.
Und so wie er mit seiner Sonnenbrille, der winzigen weißen Stretchbadehose und seiner dunklen, vor Sonnenöl glänzenden Haut dort am Pool auf der Liege lag, einen Cocktail auf dem Tablett neben sich und ein schnurloses
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