Der Gast: Roman
später Aspirin und Alka-Seltzer genommen hatte, ehe sie mit Neals Visitenkarte in der Brusttasche ihres Pyjamas zum Schlafzimmer gegangen war …
Und jetzt steht der schmierige Vince hinter der Theke und mixt Drinks für meine Frauen, nachdem er seine eigene ermordet hat.
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Marta und Sue kletterten auf die hohen Barhocker. Vince stand hinter der Theke und warf ihnen verstohlene Blicke zu, während er die Getränke zubereitete.
Vielleicht hat sie jemand hergeschickt, um mich aufzuheitern. Eine kleine Stripteasenummer oder so.
Wer würde so etwas tun?
Bill?
Oder sie sind Bullen. Nein, nein, keine Bullen. Reporter?
Egal. Sie sind scharfe Geräte. Ich benehme mich einfach ganz natürlich.
Schütte ihnen eine gute Ladung ein, das lockert sie auf.
Er goss einen zusätzlichen Schuss Wodka in die drei mit Eis gefüllten Gläser.
»Ist Elise da?«, fragte Marta.
Weiß sie es wirklich nicht? Oder ist das ein Trick?
Betrachte es lieber als Trick, nur um sicherzugehen.
Er schüttelte den Kopf und versuchte, eine bekümmerte Miene aufzusetzen, während er Tonicwater in die Gläser goss. »Habt ihr nichts davon gehört?«
»Wovon denn?«, fragte Marta.
Sue zuckte mit ihren schmalen gebräunten Schultern.
»Am letzten Sonntag ist nachts jemand ins Haus eingebrochen und …« Vinces Stimme brach. Er quetschte ein paar Tränen heraus. Großartig, dachte er.
Er ist doch ein ziemlich guter Schauspieler, kam es Neal in den Sinn.
»Elise ist tot«, sagte Vince. Er ließ den Kopf sinken und schlug die Hände vors Gesicht, als wollte er seine Tränen verbergen.
Vielleicht ist er doch nicht so gut, dachte Neal.
»Sie wurde … brutal ermordet.«
»Oh, mein Gott«, sagte Marta. »Das tut mir so leid.«
»Wer hat das getan?«, fragte Sue.
Vince hielt seine Augen weiterhin bedeckt und schüttelte den Kopf. »Wir wissen es nicht.« Ein Bild von Glitts hagerem bärtigem Gesicht schoss durch seinen Kopf.
Da haben wir’s!, dachte Neal. Erwischt, du Schwein! Du warst es! Du hast ihn angeheuert!
»Ich war zu dem Zeitpunkt verreist«, sagte Vince.
»Ich kann einfach nicht glauben, dass sie tot ist«, murmelte Marta mit sehr überzeugend gespielter Verstörung. »Es tut mir so leid. Es ist schrecklich. Wir wären nie gekommen, wenn …«
»Ist schon gut.« Vince strich sich über die feuchten Augen und lächelte sie tapfer an. »Ich bin froh, dass du gekommen bist. Ihr beide.« Er ließ sein kummervolles Lächeln auch Sue zuteil werden.
»Wir waren seit Freitag zelten«, erklärte Sue, »und sind heute Morgen erst zurückgekommen. Deshalb haben wir nichts mitgekriegt. Ich hab Elise zwar nicht persönlich gekannt, aber Tracy hat mir eine Menge von ihr erzählt.«
Eine Menge? Was weiß Tracy? Wer zum Teufel ist sie? Was, wenn Elise ihr von unseren Streits erzählt hat … von der Trennung?
»Wie lange kanntest du meine Frau?«, fragte er Marta.
Sie zuckte die Achseln, wodurch Vinces Aufmerksamkeit auf ihre Brüste gelenkt wurde. »Seit einem halben Jahr oder so, glaube ich.«
»Aber wir sind uns nie begegnet«, sagte er.
»Elise und ich sind ziemlich oft zusammen Mittagessen gegangen. Du warst selten da. Ich war vielleicht … hm, ich weiß nicht … zehn- oder zwölfmal hier im Haus. Da bist du immer unterwegs gewesen. Elise hat darauf geachtet, dass sie mich nur eingeladen hat, wenn du nicht zu Hause warst.«
Aha. Kein Wunder. Sie wollte nicht, dass ich ein Auge werfe auf diese süße …
»Heute solltest du eigentlich auch nicht zu Hause sein«, fuhr Marta fort. »Elise hat mir gesagt, du wärst auf Hawaii.«
»Das war ich auch. Aber …« Es gelang ihm, erneut in Tränen auszubrechen. »Ich bin früher zurückgekommen … weil … Entschuldigung.« Er schüttelte den Kopf und wischte sich über die Augen.
»Es tut mir wirklich leid, dass wir dich gestört haben«, sagte Marta und kletterte von ihrem Hocker. »Wir hatten ja keine Ahnung. Es ist so schrecklich. Wir wären nie gekommen, wenn wir das gewusst hätten.«
»Ihr wollt doch nicht gehen?«, brachte Vince heraus.
»Ich glaube, es ist besser«, sagte Marta. »Ich meine, zu so einem Zeitpunkt einfach reinzuschneien …«
Sue warf ihm einen bedauernden Blick zu, als würde sie nur zu gern bleiben, drehte sich um und rutschte von ihrem Hocker.
Vince sah sie zum ersten Mal von hinten.
Sein Blick blieb an ihrem Hintern hängen, der bis auf einen Streifen Stoff über der Spalte nackt war. Die Begierde packte ihn. Es verschlug ihm fast den Atem. Sein
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